
Torschützenliste Kießling erwägt Verzicht auf Phantomtor
- • Hoffenheim gegen Leverkusen: Empörung über das Phantomtor von Sinsheim
- • Phantomtorschütze Kießling: "Es war grenzwertig"
Hamburg - 25 Tore hat Stefan Kießling in der vergangenen Saison geschossen, eines mehr als Robert Lewandowski von Borussia Dortmund. Sollte sich der Leverkusener in dieser Spielzeit den Titel des Torschützenkönigs erneut so knapp sichern, hätte dies einen äußerst faden Beigeschmack. Der Grund: Das Phantomtor des 29-Jährigen bei 1899 Hoffenheim.
Im Fall der Fälle, beteuert Kießling nun in der "Bild"-Zeitung, würde er einen Verzicht auf diesen Nicht-Treffer in Betracht ziehen: "Dann kann man immer noch darüber reden." Zurzeit aber lässt er seinen 117. Bundesligatreffer in seine persönliche Statistik mit einfließen: "Ich hatte kurz den Gedanken, ob ich es annehmen kann und mit einigen Leuten darüber gesprochen. Letztendlich wurden uns die drei Punkte zugesprochen. Es ist einfach eine schwierige Situation."
Kießling kündigte zudem an, dass er schon bald wieder mit seiner Facebook-Seite, die er Ende der vergangenen Woche gesperrt hatte, ins Netz gehen wird: "Ich denke, dass ich spätestens übernächste Woche die Seite wieder freigeben werde, wenn sich alles beruhigt hat. Denn alles andere wird den Fans, die hinter mir stehen, nicht gerecht." Er hoffe aber, dass durch diese Geschichte vielen klar werde, dass man durch soziale Netzwerke sehr angreifbar sei.
Kießling hatte beim 2:1-Auswärtssieg am 18. Oktober bei 1899 Hoffenheim den Ball neben das Gehäuse geköpft, von wo er durch ein Loch im Netz ins Tor flog. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hatte am Montag entschieden, dass das Spiel nicht wiederholt wird. In der laufenden Saison steht Kießling nach zehn Spielen bei sechs Toren, Phantomtreffer inklusive.
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Flickwerk in der Rhein-Neckar-Arena: Nach dem Phantomtor von Stefan Kießling war das Tornetz repariert worden. Doch da war es bereits zu spät, die Bundesliga war um eine kuriose Geschichte reicher.
Es lief die 70. Minute des Bundesliga-Spiels zwischen 1899 Hoffenheim und Bayer Leverkusen. Bayer-Stürmer Stefan Kießling köpfte links am linken Pfosten vorbei, durch ein Loch im Außennetz flog der Ball dennoch ins Tor.
Die Reaktion des Torjägers sprach Bände: Kießling selbst reagierte gefrustet über die vertane Chance, schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Doch Schiedsrichter Felix Brych entschied nach Rücksprache mit seinem Assistenten auf regulären Treffer.
Bayer jubelte über den Treffer zum 2:0, doch so ganz schien Kießling noch nicht überzeugt von dem Tor. Der Stürmer sagte bei der Verhandlung vor dem DFB-Sportgericht aus, er sei selbst überrascht gewesen und habe nicht gewusst, wie der Ball doch noch ins Tor gegangen sei: "Ich habe den Ball Richtung Außennetz fliegen sehen, aber den Einschlag habe ich nicht gesehen."
Direkt nach dem Spielende der Partie bei Hoffenheim, die Leverkusen letztlich 2:1 gewann, suchte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler das Gespräch mit dem Phantomtorschützen. Gemeinsam saßen beide am Montag vor dem DFB-Sportgericht.
Kießling hatte stets beteuert, dass er Brych auf den Fehler hingewiesen hätte - wenn er ihn denn erkannt hätte: "Wenn es so gewesen wäre, wäre ich der Letzte gewesen, der nicht gesagt hätte, dass der Ball durch so ein doofes Loch geflogen ist."
Zwischen den Vereinen schien beim Gerichtstermin gute Stimmung zu herrschen. Sowohl Hoffenheim-Manager Alexander Rosen (Mitte) als auch Völler (2.v.r.) gingen entspannt in den Termin.
Schiedsrichter Brych schilderte erneut, wie er die Situation am Spieltag erlebt hatte: "Ich habe gedacht, der Ball geht am Tor vorbei. Ich habe den Ball aus den Augen verloren durch eine Sichtbehinderung. Danach habe ich gesehen: Der Ball lag im Tor." Von Linienrichter Stefan Lupp habe es ein zustimmenden Kopfnicken gegeben. Mit dem anderen Assistenten Mark Borsch habe er via Headset gesprochen.
Der Sportgerichts-Vorsitzende Hans E. Lorenz leitete die Anhörung - und sorgte mit Sprüchen für lockere Stimmung: "Herr Kießling, jetzt haben Sie ja endlich mal eine Einladung vom DFB bekommen", sagte er in Richtung des von Bundestrainer Joachim Löw verschmähten Angreifers. Am Ende fiel die erwartete Entscheidung: Es kommt nicht zu einem Wiederholungsspiel, der Einspruch der Hoffenheimer wurde abgelehnt.
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