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WM-Qualifikation gegen Färöer Löw im Sturmtief

Wer soll für die DFB-Elf die Tore schießen? Vor der WM-Qualifikation fehlt es Teamchef Joachim Löw an lupenreinen Stürmern. Mangels Alternativen plant der Bundestrainer jetzt mit einem "falschen" Neuner - und kopiert so die erfolgreichen Spanier.

Die Ereignisse überschnitten sich beinahe. Am Mittwoch wurde aus München gemeldet, dass Mario Gomez "schmerzfrei sei und in zwei bis drei Wochen" wieder ins Mannschaftstraining des FC Bayern einsteigen werde. Fast zur selben Zeit sinnierte Bundestrainer Joachim Löw auf einem Rittergut nahe Hannover über die "Problematik auf der Stürmerposition" in der deutschen Nationalmannschaft.

Nun könnte man annehmen, Löw spielte auf Gomez und dessen Knöchelverletzung an, die den Angreifer zur Pause zwingt und damit den Bundestrainer vor ein Problem stellt. Schließlich fehlt Löw nicht nur eine Option in seinem Kader für das WM-Qualifikationsspiel gegen die Färöer am Freitag in Hannover und gegen Österreich am Dienstag in Wien (jeweils 20.45 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE); ihm fehlt damit auch der beste deutsche Stürmer der vergangenen zwei Jahre.

Doch Löws Problem ist nicht der Ausfall von Gomez. Es ist ein grundsätzlicheres. Das Fehlen des Bayern-Stürmers offenbart die Misere im DFB-Angriff. Derzeit rückt dort kein Spieler nach.

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DFB-Angriff: Die deutschen Stürmer im Löw-Check

Foto: Gero Breloer/ AP

Löw entschied sich deshalb, für die beiden Quali-Spiele lediglich einen Angreifer zu nominieren: Miroslav Klose. Der aktuell zweiterfolgreichste Stürmer der DFB-Geschichte hinter Gerd Müller ist auf dem ersten Blick nicht die schlechteste Lösung für die Spitze. Dem würde wohl auch kaum jemand widersprechen, da Klose fit zu sein scheint und "Lust hat", wie er der "Bild"-Zeitung verriet.

Doch für einen Hoffnungsträger taugt Klose nicht mehr. Er ist mittlerweile 34 Jahre alt, es zwickt und zwackt. Bei der EM war er aufgrund seines zu schwachen körperlichen Zustands zumeist Ersatzmann hinter Gomez. Löw weiß das alles natürlich. Daher wird Klose in den kommenden Jahren wohl eher ein Back-up sein. Doch hinter wem soll Klose eigentlich der Ersatzmann sein?

Kießling trotz starker Form ohne Chance im Nationalteam

Bislang gilt Gomez als logischer Nachfolger des Angreifers von Lazio Rom. Der Münchner hat eine formidable Torquote, sowohl bei den Bayern (64 Treffer in 94 Bundesliga-Spielen) als auch im DFB-Trikot (25 Treffer in 57 Länderspielen). Ersatz für ihn scheint es jedoch weit und breit keinen zu geben.

Wolfsburgs Patrick Helmes kuriert aktuell seinen zweiten Kreuzbandriss aus, Mike Hanke rotiert in Mönchengladbach zwischen Bank und Startelf, Cacau darf in Stuttgart gar nicht mehr ran und Kevin Kuranyi ist nach Moskau und damit aus dem DFB-Blickfeld geflohen. Jüngeren Spielern wie Julian Schieber, Sebastian Polter oder Karim Bellarabi fehlt (noch) die Klasse.

Bliebe noch der Leverkusener Stefan Kießling, der seit Monaten aufsteigende Form zeigt. Doch dieser äußerte sich vor wenigen Tagen im "Kicker" zu einer möglichen DFB-Rückkehr äußerst pessimistisch und erklärte, er habe bei Löw "nie das Vertrauen gespürt, das man braucht. Ich will auch nicht sagen, dass es okay ist. Aber ich habe mich jetzt damit abgefunden." In Löws Überlegungen scheint es keinen Platz für Kießling zu geben.

Weil Löw keinen zweiten Gomez finden wird, will der Bundestrainer offenbar erneut ein spielerisches Detail der spanischen Nationalmannschaft kopieren. Er erklärte, dass Dortmunds Marco Reus künftig auf der zentralen Position in der Spitze, ähnlich dem Spanier Cesc Fàbregas bei der EM, als "falscher" Stürmer fungieren solle. Löw sagte, dass er für sein aktuelles Spiel "ballsichere, technisch versierte, gedankenschnelle und spielstarke Stürmer" brauche, die den Ball sowohl verteilen können als auch durch ihre Dribblings in der Lage sind, Abwehrlinien allein durchzuwirbeln.

Dieser Typ Spieler ist weniger Stürmer, sondern vielmehr Sprinter und Dribbler, der zwischen dem Sechzehnmeterraum und dem Mittelfeld wirkt. Neben Reus kämen Thomas Müller, Mario Götze und mit Abstrichen Lukas Podolski für dieses Spiel in Frage. Nicht aber Gomez. Dessen Stärken liegen im Abschluss, in seiner körperlichen Wucht, die allerdings ausschließlich im Strafraum zum Tragen kommt.

Sollte Löw das Spiel seines Teams tatsächlich umstellen, wird Gomez womöglich nur noch selten eine so tragende Rolle im Nationalteam haben, wie zuletzt. Egal, ob er gesund ist oder nicht.

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