Fußball-Politiker Übergewicht und ein Dachschaden
Wenig schmeichelhaft äußerte sich der ehemalige Außenminister Joschka Fischer über seine eigenen fußballerischen Aktivitäten während seiner fettleibigen Phase: "Mittlerweile bin ich wieder zum Arbeitspferd im Mittelfeld aufgerückt, was aus nachvollziehbaren Gründen über Jahre nicht mehr möglich war. Mein Aktionsradius war mit diesem Übergewicht auf die Größe eines Bierdeckels zugeschnitten."
Das englische Aus im Halbfinale der WM 1990 gegen Deutschland kommentierte Helmut Kohl, man habe die Engländer in ihrem Nationalsport besiegt. Worauf die "Eiserne Lady" Margaret Thatcher zurückgiftete: "Richten Sie ihm aus, dass wir die Deutschen in diesem Jahrhundert schon zweimal in ihrem Nationalsport besiegt haben."
Als Schiedsrichter Walter Eschweiler bei der WM 1982 über den Ball stolperte und zwei Zähne verlor, eilte der anwesende Außenminister Hans-Dietrich Genscher nach dem Spiel besorgt zu ihm und fragte ihn nach seinem Befinden. Die Antwort des Unparteiischen: "Lieber Herr Minister, außer dem angeborenen Dachschaden keine weiteren Verschlechterungen."
Reichlich ungelenk ging der britische Unterhaus-Abgeordnete Boris Johnson bei einem deutsch-englischen Benefizkick zu Werke und rammte einem deutschen Spieler seinen Kopf in den Bauch. Johnson, Mitglied der konservativen Tories, anschließend bauernschlau: "Ich bin mit dem Kopf doch zum Ball gegangen, das ist doch im Fußball erlaubt."
In die Politik zog es Winfried Schäfer. Seit 2004 gehört der frühere Bundesligatrainer (Karlsruhe und Stuttgart), derzeit in den Vereinigten Arabischen Emiraten unter Vertrag, dem Ettlinger Gemeinderat an. Der Blondschopf hatte für die neu gegründete Wählergemeinschaft "Für Ettlingen" kandidiert, die auf Anhieb zweitstärkste Fraktion wurde, unter anderem mit dem Aufregerthema "Zentrumsnahe Parkplätze schaffen!".
Die WM 1978 war auch die Geburtsstunde der Theorie vom linken Fußball. César Luis Menotti, Trainer der argentinischen Weltmeister, entwickelte eine Art Befreiungstheologie auf dem Rasen: "Meine Spieler haben die Diktatur der Taktik und den Terror der Systeme besiegt." Linker Fußball, das ist für Menotti kreativer, freigeistiger Fußball. Venceremos!
Johan Micoud wurde zu Bremer Zeiten mit Menottis Theorie konfrontiert und musste lachen: "Dann sind wir bei Werder Bremen wohl alle Sozialisten. Ich kannte diese Theorie nicht und sehe auch keinen so klaren Bezug zwischen Fußball und Politik. Ich selbst bin politisch eher bei den Grünen anzusiedeln."
Apropos Sozialisten: In ihrem Werbespot für die Nationalratswahl in Österreich 2006 setzte die Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) gewitzt auf König Fußball, um Wähler zu gewinnen. In natürlich leuchtend roten Trikots wetzen zwei Brillenträger und ein Übergewichtler über den Rasen. Mit nicht allzu großem Erfolg. Den Kanzler werden wohl eher die Abweichler von der SPÖ stellen.
Ein politischer Multifunktionär ist Duan Galis: Bis zum EM-Qualifikationsspiel gegen die deutsche Elf im Oktober 2006 war er Nationaltrainer der Slowakei, danach trat er zurück. Der Grund war nicht die 1:4-Niederlage, sondern die Anhäufung seiner Aufgaben und Ämter. Galis ist Abgeordneter des nationalen Parlaments und des Regionalparlaments von Bratislava sowie offizieller Sport-Beauftragter der slowakischen Regierung. "Es ist nicht ideal, wenn der Nationaltrainer mehr Funktionen hat als ein japanischer Computer", mahnte die linksliberale Tageszeitung "Pravda".
Lesen Sie morgen im zweiten Teil, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel Staatsoberhaupt Horst Köhler im vergangenen Sommer bei der Fußball-WM brüskierte.