Statistik zu Münchner Erfolgen Von wegen Bayern-Dusel!

Späte Siege des FC Bayern München sind schon sprichwörtlich. Doch ist das wirklich "Bayern-Dusel"? Oder das Ergebnis harter Arbeit? Statistik-Experte Andreas Heuer geht dieser und weiteren Fußball-Fragen in seinem Buch "Der perfekte Tipp" nach.
Jubelnde Bayern-Spieler: Statistik entkräftet die Vorurteile

Jubelnde Bayern-Spieler: Statistik entkräftet die Vorurteile

Foto: Christof Koepsel/ Bongarts/Getty Images

Sechs Spiele, sechs Siege: Bayern München ist souverän in die Bundesliga-Saison gestartet. Fast lassen diese Erfolge vergessen, dass in der Vergangenheit viele Siege deutlich weniger eindeutig waren. So schrieb die "taz" nach dem Halbfinalerfolg in der Champions League gegen Real Madrid in der vergangenen Saison: "Bayerndusel schlägt Özil - Erst ein Abseitstor, dann ein Last-Minute-Treffer."

Ähnliche Zeilen gab es nach dem Ende der Saison 2000/2001, als sich Schalke 04 für vier Minuten schon als Deutscher Meister wähnte - bis Bayern noch zu einem Freistoß-Tor beim HSV kam. Die Historie ist reich an weiteren solcher Bayern-Beispiele. Tatsächlich gibt es kaum eine Mannschaft, die gegen Spielende mehr entscheidende Treffer erzielt hat als der Rekordmeister.

Doch was ist dran am Bayern-Dusel? Ist er gar ein Mythos, der die Ausnahmestellung der Münchner relativiert? Oder schafft es die Mannschaft tatsächlich deutlich häufiger als statistisch erwartet, die Überlegenheit in den Schlussminuten noch in entscheidende Tore zu verwandeln? Kurzum: Bayern-Dusel als psychologisches Phänomen oder als rein statistischer Effekt?

Betrachtet man alle Begegnungen zwischen den Spielzeiten 1995/1996 und 2010/2011 von Bayern München, die in der 70. Minute noch Unentschieden standen, hat der Rekordmeister in solchen Partien während der letzten 20 Minuten noch 0,47 Tore erzielt.

Bayern trifft öfter als der Durchschnitt - aber selten in der Schlussphase

Diese Torausbeute liegt ziemlich genau 30 Prozent über dem Durchschnittswert der anderen Mannschaften. Allerdings muss man dabei überprüfen, wie sich die Anzahl der Münchener "Last-Minute"-Erfolge mit der herausgehobenen Leistungsstärke der Bayern vergleichen lässt. Der FC kommt auf eine mittlere Torausbeute von 2,03 Toren pro Spiel und erzielt somit 43 Prozent mehr Treffer als ein Durchschnittsteam.

Dieser große Unterschied führte zum Beispiel zu den neun Meisterschaften im betrachteten Zeitbereich. Der Vergleich beider Prozentzahlen liefert ein eindeutiges Ergebnis: Relativ zur Leistungsstärke fallen in Spielen von München am Ende sogar eher wenig entscheidende Bayern-Tore. In diese Kategorie fällt in der vergangenen Saison der verschossene Foul-Elfmeter von Robben im Spiel bei Borussia Dortmund in der 86. Minute.

Von Bayern-Dusel also keine Spur.

Wenn man diese Analyse für alle Mannschaften durchführt, zeigt sich Kaiserslautern als Spitzenreiter. Gibt es also vielmehr einen "Teufels"-Dusel?

Allerdings sind die Abweichungen von der statistischen Erwartung so klein, dass die Schlussphase eines Spiels letztlich für alle Mannschaften nur die vorhandenen Leistungsunterschiede widerspiegelt. Diese Erkenntnis gilt nicht nur für Tore sondern analog auch für Gegentore.

Somit bestätigen die Ergebnisse die Feststellung von Jürgen Klopp, dass er schon immer das Gefühl hatte, dass das, was bei Bayern passiert, mit Qualität und weniger mit Dusel zu tun hat.

Lesen Sie die ausführliche Version dieses Textes sowie weitere Fußball-Statistiken im Buch "Der perfekte Tipp" von Andreas Heuer nach.

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