Fußball Union Berlin trennt sich von Hauptsponsor

Schnelle Reaktion auf Stasi-Vorwürfe: Zweitligist Union Berlin beendet die Zusammenarbeit mit dem Hauptsponsor ISP. Zuvor hatte der SPIEGEL über die Stasi-Vergangenheit des Aufsichtsratsvorsitzenden der Firma berichtet - dieser hatte daraufhin seinen Rücktritt erklärt.
Union-Fans (gegen Hansa Rostock): Club vorerst ohne Hauptsponsor

Union-Fans (gegen Hansa Rostock): Club vorerst ohne Hauptsponsor

Foto: Boris Streubel/ Bongarts/Getty Images

Hamburg - Nur 60 Tage nach der verkündeten "strategischen Partnerschaft" ist der Millionen-Vertrag von Zweitliga-Spitzenreiter 1. FC Union Berlin mit seinem Hauptsponsor International Sport Promotion (ISP) geplatzt. Am Montag teilte der Verein der ISP mit, das er den Kontrakt, der dem Club bis 2014 insgesamt 10 Millionen Euro einbringen sollte, auflöst. "Eine weitere Zusammenarbeit war unter diesen Umständen, auch unter Berücksichtigung der rechtlichen und wirtschaftlichen Konsequenzen für den Verein, nicht möglich", gab Präsident Dirk Zingler bekannt. Zuvor hatte der SPIEGEL über die Stasi-Vergangenheit des ISP-Aufsichtsratsvorsitzenden Jürgen Czilinsky berichtet.

Zwar hatte entsprechend der ISP-Pressemitteilung der 51-jährige frühere Stasi-Hauptmann Czilinsky am Montag seinen Rücktritt vom Posten des Aufsichtsratschefs erklärt, um möglichen Imageschaden vom Verein abzuwenden. Doch das reichte dem Aufsteiger in die 2. Fußball-Bundesliga nicht, um die ursprünglich auf fünf Jahre festgelegte Partnerschaft fortzusetzen. Der 1. FC Union, der sich auch zu DDR-Zeiten immer als Alternativ-Verein zum vom Ministerium für Staatssicherheit geführten BFC Dynamo sah, reagierte somit konsequent auf die Verstrickungen Czilinskys - und verzichtet auf viel Geld. Ausschlaggebend waren sicher auch die heftigen Proteste der Union-Fans, die sich gegen eine Zusammenarbeit mit einem früheren Stasi-Offizier gewandt hatten.

Unklare ISP-Tätigkeitsfelder

"Ich bedauere diese Entwicklung sehr, denn ich wollte mit der ISP dazu beitragen, dass der 1. FC Union sich sportlich stabilisieren und wirtschaftlich auf ein gesundes Fundament bauen kann", erklärte ISP-Geschäftsführer Dieter Fietz im Anschluss an die Entscheidung des Vereins. "Für mich waren die Eisernen immer eine Herzensangelegenheit. Daran wird sich auch zukünftig nichts ändern. Ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass mein Engagement mit der ISP zur Belastung für den Verein werden könnte", so der ehemalige Union-Trainer.

Die ISP ist im Government of Ajman, eines von sieben Emiraten der United Arabian Emirates, eingetragen. Aus der Lizenz mit der Nummer 4818 geht hervor, dass Dieter Fietz sämtliche Anteile des Unternehmens persönlich hält. Die ISP hat ihren Sitz im etwa 30 Kilometer entfernten Dubai. Dort ist das Unternehmen zur Zeit auch in die Finanzierung und Umsetzung eines neuen Sportthemenparks eingebunden. Zu den in der Öffentlichkeit nie gänzlich geklärten Tätigkeitsfeldern der hinter der ISP stehenden Firmengruppe gehören Umwelt-Management, Rohstoff-Erschließungen sowie regenerative Energien vor allem im arabischen und afrikanischen Raum.

jok/sid
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