Fußball-Wettskandal Spiele von Regionalligist Verl unter Verdacht

Zwei Partien des Regionalligisten SC Verl sind in den Fokus der Ermittler im Fußball-Wettskandal geraten. Ein Mann sitzt wegen Betrugsverdachts in mehreren Fällen in Untersuchungshaft. Der Club suspendierte zwei Spieler vorläufig.
Manipulationsverdacht: Verler Regionalligaspiele im Fokus

Manipulationsverdacht: Verler Regionalligaspiele im Fokus

Foto: ddp

Hamburg - Der SC Verl hat zwei Spieler suspendiert, nachdem zwei Partien des Regionalligisten im Fußball-Wettskandal ins Visier der Ermittler geraten sind. Das teilte der Club am Dienstag mit. Die beiden Akteure dürfen ab sofort nicht mehr am Spiel- und Trainingsbetrieb teilnehmen.

Der Club hatte am Wochenende Hinweise erhalten, dass bei den Partien bei Borussia Mönchengladbach II (4:3) am 30. Mai 2009 und gegen den 1. FC Köln II (0:1) am 6. Juni 2009 Spielmanipulationen versucht worden seien. Verl hat seine Erkenntnisse am Dienstag nach Rücksprache mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) den Ermittlungsbehörden zu Protokoll gegeben. "Ich hätte niemals erwartet, dass so etwas in Verl passiert. Wir sind alle so angespannt im Moment, dass ich nicht sagen kann, welche Konsequenzen es noch geben wird", sagte der Vorsitzende Peter Mankartz der Deutschen Presse-Agentur. Er ließ offen, wie lange die Suspendierungen andauern werden.

Zuvor war bereits bekanntgeworden, dass ein 34-jähriger Mann aus Lippstadt seit vergangenem Donnerstag wegen Betrugsverdachts in zwei Fällen - den beiden Verler Spielen - in Untersuchungshaft sitzt. Das bestätigte sein Rechtsanwalt Hans A. Geisler. Der Kaufmann soll laut Haftbefehl zweimal versucht haben, auf Verler Spieler einzuwirken, um den Spielausgang zu beeinflussen. "Mein Mandant sagt, er hätte zu Verler Spielern überhaupt keinen Kontakt gehabt", betonte Geisler.

Die beiden Spiele von Verl sind laut Geisler im Haftbefehl aufgeführt. In Gladbach hatte Verl eine 3:0-Führung zunächst aus der Hand gegeben, durch ein Tor in der 89. Minute aber doch noch gewonnen. Ein Eigentor führte zur Niederlage gegen Köln. Verls Trainer Raimund Bertels sprach von einer "ganz schweren Situation": "Wir werden hier in den kommenden Tagen klar Schiff machen", sagte er der "Reviersport".

Gladbach hat seinen Anwalt Christoph Schickhardt eingeschaltet, der bei der Staatsanwaltschaft Bochum prüfen soll, ob eventuelle Ermittlungen auch die Borussia betreffen. "Wir haben unseren Anwalt beauftragt, herauszufinden, ob da etwas dran ist. Ansonsten kann ich dazu nichts sagen, weil wir nichts wissen", sagte Sportdirektor Max Eberl.

Ermittlungen in der Schweiz

In der Schweiz ermittelt die Bundesanwaltschaft im Zusammenhang mit manipulierten Sportwetten. Das bestätigte Sprecherin Jeannette Balmer am Dienstag der dpa. Aus "ermittlungstaktischen Gründen" wolle sich die Behörde aber weiterhin nicht offiziell zu ihren Erkenntnissen äußern, sagte die Sprecherin.

Die Bundesanwaltschaft hatte zuvor bereits mitgeteilt, dass sie einem Rechtshilfeersuchen der Staatsanwaltschaft Bochum nachkommt. Die Justizbehörde bestätigte, dass zwei Verdächtige in der Schweiz festgenommen wurden.

Festnahme in Kroatien

In Kroatien ist ein slowenischer Geschäftsmann in Verbindung mit dem Wettskandal festgenommen worden. Der 38-Jährige sei mit einem in Deutschland ausgestellten Haftbefehl gesucht worden. Die Polizei habe ihn am Montagnachmittag an einem Grenzübergang zwischen Slowenien und Kroatien gefasst. Dies bestätigte Vuk Djuricic, ein Sprecher der kroatischen Behörde gegen Korruption und organisierte Kriminalität, der französischen Nachrichtenagentur AFP.

Die deutschen Justizbehörden haben nun eine Frist von 40 Tagen, um den Antrag auf Auslieferung einzureichen. Der Verdächtige soll neben der slowenischen auch die slowakische Staatsbürgerschaft haben. Er habe eine Beraterfirma in der zweitgrößten slowenischen Stadt Maribor. Nach Angaben der Bochumer Staatsanwaltschaft stehen sieben Spiele der ersten slowenischen Liga unter Manipulationsverdacht.

bka/wit/dpa/sid
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