Fußball-Wettskandal Uefa suspendiert ukrainischen Schiedsrichter, Sandhausen entlässt Schuon

Sportwetten: Verdacht, dass Schiedsrichter Spiel manipuliert hat
Foto: Martin Gerten/ dpaHamburg - Die Europäische Fußball-Union (Uefa) hat den ukrainischen Schiedsrichter Oleg Orijechow bis auf weiteres von der Leitung aller Spiele ihrer Wettbewerbe suspendiert. Der 42-Jährige Orijechow wurde am Montag aufgrund von Ermittlungen der Anti-Korruptions-Einheit der Uefa zu einer persönlichen Anhörung in die Verbandszentrale nach Nyon (Schweiz) geladen.
Bei der Vernehmung räumte der Schiedsrichter offenbar ein, dass er persönlichen Kontakt zu einem Mitglied des Rings mutmaßlicher Wettbetrüger habe, die am vorvergangenen Donnerstag bei einer bundesweiten Razzia verhaftet worden waren.
Dieses Mitglied zählt die Bochumer Staatsanwaltschaft in dem Ermittlungsverfahren mit dem Aktenzeichen 35 Js 40/09 zur "Führungsebene". Die Manipulation des Spiels der Europa League Anfang November dieses Jahres stritt Orijechow jedoch ab. Für SPIEGEL ONLINE war der Schiedsrichter für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Im Wettskandal stehen europaweit rund 200 Begegnungen unter Manipulationsverdacht, darunter mehr als 30 in Deutschland, unter anderem in der 2. Bundesliga. Betroffen ist auch die Champions League. Nach Informationen des SPIEGEL untersuchen die Ermittler auch Tennis- und Basketballspiele, darunter eine Playoff-Partie der deutschen Bundesliga.
Sandhausen trennt sich von Schuon
Harte Konsequenzen hat bereits der SV Sandhausen gezogen: Der Drittligist entließ am Montag den Abwehrspieler Marcel Schuon fristlos. Der 24-Jährige steht unter Verdacht, in der vergangenen Saison als Profi des späteren Zweitligaabsteigers VfL Osnabrück an der Manipulation von Spielen beteiligt gewesen zu sein.
Sandhausen hatte sich bereits vor zwei Tagen von allen Spielern Eidesstattliche Versicherungen geben lassen, dass sie niemals eine Partie geschoben haben. Schuons Anwalt Siegfried Kauder hatte am Sonntagabend gesagt: "Er hat die Spielmanipulation mit einem Auftraggeber verabredet. Zur Manipulation ist es aber nicht gekommen."
Kauder erklärte, dass Schuon bei der Staatsanwaltschaft seinen Auftraggeber angegeben habe. Nach dem Spiel gegen Augsburg (0:3) in der vergangenen Saison habe Schuon versucht, seinem Auftraggeber klarzumachen, dass er beim Manipulationsversuch gemerkt hätte, dass er das "nicht könne und nicht wolle". Daraufhin habe dieser den Druck auf Schuon, so Kauder, mit den Worten "Glaub' bloß nicht, dass wir das Geld nicht kriegen" erhöht.
"Schon der Versuch ist strafbar. Wir distanzieren uns von dieser Sache, wollen mit dem Wettskandal nichts zu tun haben, deshalb war die Kündigung der einzige logische Schritt", sagte Sandhausens Präsident Jürgen Machmeier der "Rhein-Neckar-Zeitung". Schuon war erst im Sommer von Osnabrück nach Sandhausen gewechselt.
Zuvor hatte bereits Viertligist SSV Ulm drei Spielern gekündigt, die im Zuge des Wettskandals unter Verdacht stehen. Beim SC Verl wurden zwei Spieler suspendiert.