
WM-Team Frankreich: Glänzende Vergangenheit, unsichere Gegenwart
Exweltmeister Frankreich Alles auf null
Dies ist die sechste Folge der SPIEGEL-ONLINE-Serie: WM-Teams im Porträt. Bis zum Start der Weltmeisterschaft in Brasilien am 12. Juni stellen wir jeden Tag einen Teilnehmer vor.
Das Team
Die Erwartungen in Frankreich sind nicht übermäßig. Das Team hat es nur mit Glück nach Brasilien geschafft. Die Franzosen mussten in die Playoffs - nach dem 0:2 im Hinspiel gegen die Ukraine gewannen sie das Rückspiel 3:0. Neben erfahrenen Kräften wie Bayern-Profi Franck Ribéry oder Patrice Evra von Manchester United besteht das Aufgebot aus vielen jungen Leuten wie Mamadou Sakho (23/FC Liverpool) oder den 20-jährigen Raphaël Varane (Real Madrid) und Paul Pogba (Juventus). Das Turnier soll nach der Schmach 2010 "ein Neustart" werden - so sagt es Verbandsboss Noël Le Graët.
Die Stars
Die besten Spieler sind im Ausland aktiv. Ribéry hat die größten Veranlagungen, überzeugt in der Nationalmannschaft aber nicht immer. Er ist der bekannteste Name. Zweiter Star ist Karim Benzema von Real Madrid. Die Stärken der Franzosen liegen eindeutig in der Offensive. Weitere bekannte Spieler sind zum Beispiel Olivier Giroud vom FC Arsenal oder eben Manchester-Verteidiger Evra.
Der Trainer
Auch auf der Trainerbank sitzt ein Star. Didier Deschamps wurde als Spieler mit Frankreich 1998 Welt- und zwei Jahre später Europameister. Er repräsentiert den Glanz der Vergangenheit. 2012 übernahm er den Trainerposten von Laurent Blanc. Als die Qualifikation für Brasilien geschafft war, verlängerte sich Deschamps' Vertrag bis 2016. Vor dem Turnier in Südamerika steht der Exprofi in den Schlagzeilen, unfreiwillig. Nach der Nicht-Nominierung von Samir Nasri beleidigte dessen Freundin Deschamps übelst auf Twitter.
WM-Gegner
Frankreich hat eine machbare Gruppe erwischt. Am 15. Juni startet das Team gegen Honduras ins Turnier (21 Uhr MESZ), danach geht es gegen die Schweiz (20. Juni, 21 Uhr) und zum Abschluss gegen Ecuador (25. Juni, 22 Uhr).

WM-Historie
Die Franzosen bestreiten in Brasilien ihre 14. Weltmeisterschaft. Der größte Erfolg gelang 1998 im eigenen Land, als sie das Turnier durch den 3:0-Finalsieg gegen Brasilien gewannen. 2006 scheiterte das Team im Finale von Berlin im Elfmeterschießen an Italien - Zinédine Zidanes Kopfstoß gegen Marco Materazzi bleibt unvergessen. Bei der vergangenen WM schied das Team in der Vorrunde unschön aus: Die Spieler meuterten gegen den damaligen Trainer Raymond Domenech, Frankreich wurde Gruppenletzter.
WM-Duelle mit Deutschland
In der WM-Historie trafen die Franzosen bislang dreimal auf das DFB-Team. 1958 gewannen sie im Spiel um den dritten Platz 6:3. Legendär ist das Halbfinale 1982. In der "Nacht von Sevilla" stand es nach 90 Minuten 1:1 und nach Verlängerung 3:3. Zum ersten Mal wurde ein WM-Spiel im Elfmeterschießen entschieden. Deutschland gewann am Ende 8:7. DFB-Torhüter Toni Schumacher sorgte mit einem bösen Foul an Patrick Battiston außerdem für diplomatische Verwerfungen zwischen den beiden Nationen. Vier Jahre später in Mexiko traf man sich erneut im Halbfinale, Andreas Brehme und Rudi Völler brachten das DFB-Team mit ihren Toren zum 2:0-Sieg ins Endspiel.
Lesen Sie Sonntag alles Wichtige zum WM-Teilnehmer Südkorea!