Fußball-WM der Frauen in Australien und Neuseeland Gastgeber empört über mutmaßlichen Deal mit Saudi-Arabien

»Visit Saudi« soll zu den Hauptsponsoren der Fußball-WM der Frauen gehören. Die Gastgeber kritisieren den mutmaßlichen Deal, ein Ex-Nationalspieler nennt es »eine Schande sondergleichen«.
WM-Pokal und offizieller Spielball des Turniers in Australien und Neuseeland

WM-Pokal und offizieller Spielball des Turniers in Australien und Neuseeland

Foto: IMAGO/Kolvenbach

Australien und Neuseeland, die Co-Gastgeber der Fußballweltmeisterschaft der Frauen 2023, haben die Fifa in einem Schreiben um eine dringende Klärung gebeten, nachdem berichtet wurde, dass die saudi-arabische Tourismusbehörde einen Sponsoringvertrag für das globale Fußballturnier unterzeichnet habe.

Visit Saudi soll neben internationalen Marken wie Adidas, Coca-Cola und Visa zu den Hauptsponsoren des 32 Mannschaften umfassenden Turniers gehören, das im Juli beginnt.

»Wenn diese Berichte stimmen, sind wir schockiert und enttäuscht.«

Neuseeländischer Fußballverband

Die FA teilte mit, dass sie davon ausgehe, dass die Fifa eine »Partnerschaftsvereinbarung« für die Weltmeisterschaft abgeschlossen habe, und dass sie sich schriftlich an die Fifa gewandt habe, um Klarheit über die Situation zu erhalten. »Wir sind sehr enttäuscht, dass Football Australia in dieser Angelegenheit nicht konsultiert wurde, bevor eine Entscheidung getroffen wurde«, so die FA in einer Erklärung.

New Zealand Football fügte in einer separaten Erklärung hinzu: »Wenn diese Berichte stimmen, sind wir schockiert und enttäuscht, da New Zealand Football von der Fifa in dieser Angelegenheit nicht konsultiert wurde«. Die Fifa hat auf eine Anfrage des SPIEGEL bislang nicht reagiert.

Heftige Reaktionen bei Menschenrechtsaktivisten

Die Berichte über den Sponsoringdeal lösten bei Menschenrechtsaktivisten heftige Reaktionen aus.

»Es wäre eine ziemliche Ironie, wenn die saudische Tourismusbehörde die größte Frauensportveranstaltung der Welt sponsern würde, wenn man bedenkt, dass man als Frau in Saudi-Arabien ohne die Erlaubnis des männlichen Vormunds nicht einmal einen Job haben darf«, sagte Nikita White, Aktivistin von Amnesty International Australien.

Der frühere australische Nationalspieler und Medienexperte Craig Foster sagte, dies sei »eine Schande sondergleichen«.

Zaghafte Reformen und Sportswashing in Saudi-Arabien

Der saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin Salman hat in den letzten Jahren zwar Reformen eingeführt, die den Frauen mehr Kontrolle über ihr Leben ermöglichen, aber die Männer haben die Macht im Königreich immer noch fest im Griff.

Saudi-Arabien sorgte in den vergangenen Monaten für Aufsehen im internationalen Fußball, als Cristiano Ronaldo zu Jahresbeginn für zweieinhalb Jahre zum saudischen Klub Al Nassr FC wechselte und dort rund 200 Millionen Euro jährlich verdienen soll. Auch Weltmeister Lionel Messi ist dem Land als »Tourismusbotschafter« geschäftlich verbunden.

Das Land im Nahen Osten hat auch Ambitionen, die Fußballweltmeisterschaft der Männer im Jahr 2030 auszurichten. Zudem hat Saudi-Arabien den Zuschlag für die Ausrichtung der Asienmeisterschaft 2027 erhalten. Das gab der asiatische Kontinentalverband (AFC) auf seinem Kongress in der bahrainischen Hauptstadt Manama bekannt.

mfu/Reuters
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