Fußballerfamilien Beruf Sohn
Als der italienische Erstligist Sampdoria Genua im Januar 2007 die Verpflichtung eines neuen Spielers bekanntgab, war das auch vielen deutschen Zeitungen eine Meldung wert. Dabei hatten sich die Genueser weder mit einem außergewöhnlich torgefährlichen oder schnellen oder defensivstarken Mittelfeldspieler verstärkt. Genaugenommen hatte sich der Serie-A-Club eigentlich überhaupt nicht verstärkt, sondern Saadi al-Gaddafi unter Vertrag genommen. Einen nicht sonderlich talentierten 33-jährigen Fußballer - aber mit einem berühmten Namen. Sein Vater ist der libysche Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi.
Trotzdem musste man verwundert den Kopf schütteln, vor allem über die Chuzpe, mit der Genuas Präsident Riccardo Garrone den vermeintlichen Coup begründete. "Saadi Gaddafi kennt den italienischen Fußball sehr gut, da er bereits bei Juventus, Udinese und Perugia gespielt hat", erklärte Garrone. Das klang so, als habe der Club einen erfahrenen Profi verpflichtet, mit Hunderten Serie-A-Spielen auf dem Buckel. Dabei waren es im Fall von Gaddafi Junior gerade mal zwei.
In drei Jahren.
Geflissentlich verschwiegen wurde bei der Vorstellung auch, dass Gaddafi, abgesehen von den beiden Kurzeinsätzen für Perugia und Udinese 2003, vor allem mit einer positiven Dopingprobe aufgefallen und für drei Monate gesperrt worden war. Das spielte keine Rolle, wie wohl auch das Können Gaddafis nicht von Bedeutung war. Saadi spielte bei Sampdoria, weil der mit Öl- und Filmgeschäften reich gewordene Libyer es so wollte. Oder dessen Vater.
Kann Kadlec den Fluch der Vergangenheit besiegen?
Als Michal Kadlec sich am 8. November 2008 den Ball zum Freistoß hinlegte und ihn dann mit links in das Tor von Karlsruhes Keeper Markus Miller schlenzte, war die Welt noch in Ordnung. Er jubelte ausgelassen, es war die 3:0-Führung für Bayer Leverkusen beim KSC, sein erstes Bundesligator, aber nach 90 Minuten stand ein 3:3 auf der Anzeigetafel. Und Michal Kadlec, 23, Tscheche, Sohn von Miroslav Kadlec, musste an das Schicksal glauben. 14 Jahre zuvor hatte sein Vater mit dem 1. FC Kaiserslautern ebenfalls in Karlsruhe gespielt, 3:0 geführt - und am Ende ein 3:3 auf der Anzeigetafel gesehen.
Die Geschichte von Vätern und ihren Fußballsöhnen war um eine Anekdote reicher.
Manchmal sind diese Geschichten anrüchig und ein bisschen peinlich wie im Fall der Gaddafis, manchmal liefern sie große Emotionen wie bei den Kadlecs. Aber Michal Kadlec könnte in Zukunft trotzdem mit einer Regel brechen, die für die allermeisten Fußball spielenden Söhne berühmter Väter in der Vergangenheit galt: Dass die Schuhe von Papa einfach zu groß sind.
Abgesehen von Ausnahmen wie Serie-A-Rekordprofi Paolo Maldini (Sohn von Cesare Maldini) oder Torwart Oliver Kahn, dessen Vater Rolf zwar talentiert, aber lange nicht so erfolgreich war wie sein Spross, gilt die Karriere als Sohn immer noch als eine der heikelsten. Weil jeder erfolgversprechende Nachwuchs gleich mit dem Vater verglichen wird oder sich den Vorwurf gefallen lassen muss, nur vom Ruhm des Mannes mit demselben Nachnamen zu profitieren. Stefan Beckenbauer oder Dino Toppmöller haben das erlebt.