Frankfurt am Main - Das Amtsgericht in Frankfurt am Main stellte fest, dass DFB und WM-OK der Übertragung von WM-Tickets, die über Auktionen gekauft worden sind, nicht generell zustimmen müssen. In einem konkreten Fall muss der DFB allerdings die Karten eines Mannes auf dessen Namen umschreiben, weil der Fan die Tickets zu einem Zeitpunkt erworben hatte, als es noch keine offizielle Tickettauschbörse zum Weiterverkauf von Eintrittskarten gab. Diese war erst am 27. März 2006 eingerichtet worden.
Der Fan aus Essen hatte aber schon im September die Karten beim Internetauktionshaus eBay zum Preis von 880 Euro gekauft. Danach war ihm durch die Organisatoren die Übertragung verweigert worden - mit dem Argument, man wolle den Handel mit Tickets zu überhöhten Preisen verhindern. Daraufhin war der Anhänger vor Gericht gezogen. Er sei kein Hooligan und deshalb könne ihm der Zutritt zum Stadion nicht verweigert werden.
Das Gericht betonte, die Entscheidung habe nur Wirkung für die Parteien des vorliegenden Verfahrens und nicht darüber hinaus. "Wer jetzt bei eBay eine Karte ersteigert, hat eigentlich keine Chance. Zum einen aus zeitlichen Gründen, zum anderen, weil die offizielle Tauschbörse existiert", erklärte Richter Jens Rüger. Das Gericht habe bei seiner Entscheidung auch die Interessen der Sicherheit bei den Titelkämpfen vom 9. Juni bis 9. Juli einbezogen. Neben dem Fernhalten von Hooligans sei auch die Bekämpfung des Schwarzmarktes berücksichtigt worden, hieß es.
Der Vizepräsident und Sprecher des Amtsgerichts, Berhard Olp, wies im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE ebenfalls ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei diesem Urteil um keinen Präzedenzfall handelt. "Jede Person, die vor dem Einrichten der Ticketbörse Karten erworben hat und diese umschreiben lassen möchte, muss ebenfalls klagen", so Olp. Derzeit seien weitere Verfahren nicht anhängig, und der Jurist rechnet damit, dass dies auch so bleibt. Allein "aus zeitlichen Gründen" sei dies unwahrscheinlich.
Das WM-Ok reagierte enttäuscht auf das Urteil. "Wir wundern uns, dass der Geschäftemacherei eines Einzelnen Rechnung getragen wurde", sagte OK-Sprecher Jens Grittner der dpa, "unser Fairplay-Gedanke ist ein anderer." Man überlege zwar, weitere Rechtsmittel einzulegen, aber "50 Tage vor dem Anpfiff müssen wir die WM aus den Gerichtssälen herausverlagern", so Grittner.