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Hooligan-Überfall: Die Fangewalt eskaliert

Foto: Thomas Eisenhuth/ dpa

Gewalt im Fußball Hooligans überfallen Magdeburger Spieler

Gewalteskalation in der Fußball-Regionalliga: Der Ex-Kapitän des 1. FC Magdeburg ist von Hooligans zu Hause überfallen und bedroht worden. Sie kündigten an, wiederzukommen, falls sein Team nicht gewinne. Der Verein ist schockiert, der Spieler hat die Stadt zunächst verlassen.

Hamburg - Es ist der Alptraum jedes Fußballprofis. Der ehemalige Kapitän des Viertligisten 1. FC Magdeburg, Daniel Bauer, ist vor dem Derby gegen den Halleschen FC von Fans überfallen worden. Nach einem Bericht der "Mitteldeutschen Zeitung" waren in der Nacht von Freitag auf Samstag fünf vermummte Personen in die Wohnung des Spielers eingedrungen und bedrohten ihn und seine Freundin.

"Das ist nur die Vorwarnung. Wenn sich gegen Halle nichts tut, kommen wir wieder", sollen die Täter dabei angekündigt haben. Bauer verließ nach dem Überfall zusammen mit seiner Freundin die Stadt. "Das war eine verbale Bedrohung, aber die war so, dass er gesagt hat, ich muss hier erst mal weg", sagte der Berater des Spielers, Henry Hennig. Der 29-jährige Bauer war erst vor dem Spiel nach anhaltender Kritik der Fans als Spielführer abgesetzt worden.

"Ich hatte noch keinen Kontakt zu ihm. Diese Sache hat uns alle überrascht", sagte Magdeburgs sportlicher Leiter Detlef Ullrich der "Mitteldeutschen Zeitung". Dagegen hat Werner Georg, Präsident des Fußballverbandes Sachsen-Anhalt, bereits Konsequenzen gefordert: "Was in diesem konkreten Fall passiert ist, ist höchst kriminell." Wenn die Täter ausfindig gemacht werden sollten, dann müsse auch einmal "mit extremen Strafen eine Grenze gezogen werden". Der Verein hat Strafanzeige gestellt.

Fan-Gruppierungen distanzieren sich

"Der Verein wird die Aufklärung des Vorfalls mit aller Kraft unterstützen", sagte Ullrich. Gespräche der Clubführung mit Fanvertretern hätten noch keine Erkenntnisse über die Täter erbracht. "Alle Fan-Gruppierungen des FCM distanzieren sich klar von diesem Vorfall", heißt es in der Vereinsmitteilung.

Bauers Mitspieler wollten sich nach dem Medienbericht zu dem Übergriff noch nicht äußern. Peter Hackenberg, der neue Kapitän, wird lediglich mit dem Satz zitiert: "Keiner kann sich in einen anderen Menschen, dem dies passiert ist, hineinversetzen."

Ohne Bauers Mitwirken trennte sich der 1. FC Magdeburg am Sonntag in dem prestigeträchtigen Spiel gegen Halle 0:0 und liegt nun auf dem 16. Platz der Regionalliga Nord. In der vergangenen Woche hatte der Verein Trainer Wolfgang Sandhowe entlassen und den ehemaligen Bundesligaprofi Ronny Thielemann zum Chefcoach befördert.

Bauer wird auch im Landespokalspiel am kommenden Mittwoch bei der SG Union Sandersdorf fehlen. "Er kann jetzt auf gar keinen Fall nach Magdeburg zurück", sagte Hennig. Er wolle nun Gespräche mit den Clubverantwortlichen über eine mögliche Vertragsauflösung aufnehmen. Von Vereinsseite ist Bauer vorerst freigestellt. "Wir geben Daniel alle Zeit der Welt, die Geschichte zu verarbeiten und den Kopf freizubekommen", sagte Trainer Thielemann.

Bauer hatte sich bereits in der Vorsaison mit einzelnen Magdeburger Fans angelegt. Nach Ausschreitungen hatte er deutlich gegen solche Aktionen Stellung bezogen und sich damit den Unmut in Fankreisen zugezogen.

aha/sid/dpa
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