
Patrick Herrmann: Ein neuer Reus für Gladbach
Gladbachs Patrick Herrmann Der Reus-Nachfolger steht bereit
Hamburg - Der Erste, der Patrick Herrmann von Borussia Mönchengladbach nach seinem Tor zum 2:0 gegen den FC Bayern gratulierte, war Marco Reus. Der überragende Spieler der Bundesliga-Hinserie rannte zu seinem Mannschaftskollegen an die Eckfahne und klatschte sich überschwänglich mit dem 20-jährigen Star des Abends ab. Es schien so, als wolle Reus allen klarmachen: "Seht ihn euch an - hier ist mein Nachfolger."
Kurz zuvor hatte Herrmann abgeklärt den Ball an Bayern-Torhüter Manuel Neuer vorbeigeschlenzt. Nach einem starken Querpass von Hanke, der die gesamte Bayern-Abwehr aushebelte, kam Herrmann an der rechten Seite des 16-Meterraums an den Ball. Der Winkel für Neuer war nicht schlecht. Doch statt einfach zu schießen, wartete Herrmann auf eine Reaktion des Bayern-Keepers und schob den Ball links ins lange Eck.
Ähnlich abgeklärt umkurvte Herrmann auch bei seinem zweiten Tor zum 3:0 den Schlussmann der Bayern und erzielte sein fünftes Saisontor. Wieder war Reus der Vorbereiter.
Spätestens nach dem Schlusspfiff war klar: Sorgen um die Zukunft nach dem Weggang von Reus muss sich Mönchengladbach nach der Glanzleistung von Herrmann erst mal nicht machen.
"Wir werden noch viel Freude mit ihm haben"
"Patrick ist extrem schnell und vor dem Tor sehr, sehr gut. Wir werden noch viel Freude mit ihm haben", sagte Gladbachs Trainer Lucien Favre. Der Gelobte reagierte bescheiden: "Der Sieg steht heute im Vordergrund. Am Ende zählen die drei Punkte", sagte Herrmann, dem gegen die Bayern der zweite Doppelpack seiner Bundesliga-Karriere gelang.
Mit 17 war Herrmann aus Saarbrücken ins Leistungszentrum nach Gladbach gekommen, sein erstes Bundesligaspiel absolvierte er im Januar 2010. Seit drei Monaten gehört der 1,77-Meter große offensive Mittelfeldspieler zu Favres Stammspielern. Schnell, spielintelligent, dribbelstark: Beim 3:1-Sieg gegen die Bayern spielte das Leichtgewicht seine Stärken voll aus. "Zwei Tore, damit hätte ich nie gerechnet. Das war ein schönes Erlebnis", sagte der Shooting-Star, der auch Borussias letztes Liga-Tor 2011 beim 1:0-Sieg gegen FSV Mainz erzielt hatte.
Auch Routinier Mike Hanke fand lobende Worte: "Patrick ist noch nicht am Ende seiner Entwicklung. Er ist ein sehr junger Spieler und will immer dazulernen." Bis in die U21-Nationalmannschaft hat Herrmann, dessen Vertrag bis 2014 läuft, es schon geschafft.
Nach dem Coup gegen die Bayern darf die Borussia mehr denn je vom Europa-Pokal träumen. Mit einem Patrick Herrmann in der Form von gestern Abend könnte der Traum wahr werden.