
Englands früherer Keeper Gordon Banks: Der Rückhalt
Tod einer Torwartlegende Banks of England
England und seine Torleute - wenn einem gar nichts mehr einfällt zum englischen Fußball, dann kann man immer noch über die Torwarte spotten, ihre Tölpeleien und Pannen, das Internet ist voll davon. Dabei hatte der Fußball auf der Insel in Wahrheit immer viele solide Keeper, einige sehr gute Torleute, ein paar überragende wie Peter Shilton und einen, der über ihnen allen stand: Gordon Banks. The Banks of England.
Wie so oft in einem Fußballerleben ist es ein besonderes Spiel, manchmal nur eine ganz besondere Szene, die auf ewig in Erinnerung bleibt, eine Partie, in der die Karriere kulminiert, ein Weißt-du-noch-Moment, auf ewig mit dem Namen verbunden. Gordon Banks hatte diesen Moment.
Es war der 7. Juni 1970 im mexikanischen Guadalajara. England war als Titelverteidiger zu der Weltmeisterschaft angereist, vier Jahre zuvor hatten die Three Lions in Wembley triumphiert, Banks war ihr Weltmeistertorwart, für viele war er in jenen Jahren der beste der Welt zwischen den Pfosten.

Englands früherer Keeper Gordon Banks: Der Rückhalt
An jenem 7. Juni galt es für die Engländer zu beweisen, was dieser Weltmeistertitel wert war. Auf der anderen Seite wartete Brasilien, das Team um Pelé, und schon in der 10. Minute trafen der beste Stürmer und der beste Torwart der Welt aufeinander.
Pelés Angriffskollege Jairzinho hatte eine präzise Flanke von rechts in den Strafraum gezogen, Pelé stieg in die Höhe, übersprang seinen Gegenspieler Tommy Wright, erwischte den Ball optimal mit dem Kopf und wuchtete ihn in Richtung untere rechte Torecke.
Später hieß es, Brasiliens Superstar habe bereits laut "Tor" gerufen, aber irgendwie erreichte Banks den Ball noch. Er war in die Ecke gehechtet, bekam die Hand noch an den Ball und beförderte ihn um den Pfosten. Dass Brasilien die Partie dennoch 1:0 gewann, haben viele vergessen. Die Parade von Banks nicht. Pelé hat gesagt, es sei die größte Rettungstat eines Torwarts gewesen, die er in seiner aktiven Zeit erlebt habe. Wer unter dem Stichwort "the greatest save on earth" nachsucht, wird bei Gordon Banks fündig.
Geoff Hurst zur Verzweiflung gebracht
In seinen 19 Profijahren zwischen 1959 und 1978 hat Banks viele Heldentaten vollbracht. 1972 hatte er seinen Klub Stoke City ins Ligacup-Finale geführt. Seinen Nationalmannschaftskollegen, den berühmten Geoff Hurst, brachte er im Halbfinalspiel zur Verzweiflung. Nicht einmal einen Elfmeter ließ er der West-Ham-Legende durchgehen, Banks lenkte den Strafstoß übers Tor, Stoke zog ins Finale ein und siegte auch dort gegen den FC Chelsea.
In diesem Jahr wurde Banks auch Fußballer des Jahres in England, mit 34 Jahren schien er immer noch auf der Höhe seiner Schaffenskraft, der beste Banks, den es je gab. Bis er am 22. Oktober des Jahres mit seinem Auto verunglückte. Bei dem Unfall wurde sein rechter Sehnerv verletzt, von einem Augenblick zum nächsten war es vorbei mit der großen Karriere. Banks spielte zwar noch ein paar Jahre weiter, ließ die Laufbahn in den USA ausklingen, wie es damals so viele alternde Stars taten, aber auf Topniveau konnte Banks danach nie mehr spielen.
Leicester City und Stoke City - das waren seine zwei Vereine. Acht Jahre hielt er für Leicester, wurde dort zum Nationalspieler und Weltmeister, bis er von einem 16 Jahre alten ehrgeizigen jungen Torwart verdrängt wurde: Peter Shilton. Banks floh mehr oder weniger zu Stoke, wurde auch dort zu einer Vereinsikone, blieb auch dort Nationaltorwart, bis sein Rivale Shilton so weit war, ihn erneut abzulösen. Bei Stoke und in der Nationalelf.
One of the best saves in World Cup and football history.
— FourFourTwo (@FourFourTwo) February 12, 2019
Rest in peace, Gordon Banks. pic.twitter.com/aA4bNAMMtV
Im Team England erlebte Banks unter Trainer Sir Alf Ramsey den größten Triumph seiner Karriere mit dem Sieg über Deutschland vor eigenem Publikum 1966. Vier Jahre später und nur eine Woche nach seiner größten Parade gegen Pelé musste er allerdings auch eine seiner bittersten Torwarttage erleben. Statt im WM-Viertelfinale gegen Deutschland zu brillieren, musste er mit einer Magenverstimmung tatenlos vor dem Fernseher sehen, wie Uwe Seelers Hinterkopf und Gerd Müllers Torinstinkt den Traum von der Titelverteidigung zerstörten. Auch weil sein Vertreter Peter Bonetti einen haltbaren Kullerball von Franz Beckenbauer passieren ließ und das bis dahin 0:2 zurückliegende DFB-Team dadurch überhaupt ins Spiel brachte.
Gordon Banks und Deutschland - das war schon vor Wembley eine besondere Beziehung. Banks hatte als junger Mann in der britischen Rheinarmee gedient, war in Niedersachsen stationiert, hier lernte er seine Frau kennen, er spielte Fußball bei Viktoria Königslutter, nie mehr dürfte dieser Verein einen so prominenten Fußballer in seinen Reihen gehabt haben. Als der Verein sein 100-jähriges Jubiläum feierte, wurde Banks zum Ehrenmitglied ernannt.
Bei englischen Sportlern ist man sehr schnell mit dem Etikett "Gentleman" bei der Hand. Aber was soll man machen, wenn es keinen besseren Ausdruck gibt? Mit 81 Jahren ist der Gentleman Gordon Banks am Dienstag gestorben.