Training zum Großen Preis der Türkei
Wie Schlittschuhfahren, nur mit Formel-1-Boliden
Zuletzt fand ein Formel-1-Rennen in Istanbul vor neun Jahren statt. Angesichts der moderneren Autos rechnen die Rennställe mit Streckenrekorden, am ersten Tag des Rennwochenendes wurde es jedoch eine Rutschpartie.
Drehte sich im freien Training in der Türkei: Mercedes-Pilot Valtteri Bottas
Foto: Charles Coates / imago images/Motorsport Images
Das erste freie Training vor dem Großen Preis der Türkei ist für die Fahrer zu einer Rutschpartie geworden. Der frische und rutschige Untergrund in Istanbul verhinderte schnelle Rundenzeiten. Immer wieder drehten sich Boliden, darunter auch die Mercedes von Lewis Hamilton und Valtteri Bottas.
"Es ist schlimmer als auf Eis. Ich kann nicht mal auf der Gerade Vollgas geben", sagte McLaren-Fahrer Lando Norris über den Boxenfunk. Auch Max Verstappen zog den Vergleich zu einem gefrorenen Boden, "ich glaube, ich wäre mit Regenreifen schneller", sagte er laut des Portals Motorosport-magazin.com. Die Strecke war noch am Morgen gereinigt worden, an vielen Stellen war der Asphalt nass.
Neben dem teilweise erst vor wenigen Wochen verlegten Untergrund haderten die Fahrer mit der Reifenauswahl. Der Reifenhersteller der Formel 1, Pirelli, brachte lediglich die harte Reifenmischung mit nach Istanbul. Diese Entscheidung hatte Pirelli bereits gefällt, bevor überhaupt entschieden wurde, dass ein neuer Asphalt verlegt wird. Das schreibt die Formel 1 auf ihrer Website.
Asphalt neu aufgetragen
Der Asphalt war in diesem Jahr kurzfristig neu aufgetragen worden. Das Rennen am Bosporus am Sonntag (11.10 Uhr, Liveticker SPIEGEL.de; TV: RTL und Sky) war erst aufgrund der Coronakrise in den Kalender gerutscht, zuletzt war 2011 ein Formel-1-Rennen in Istanbul gefahren worden. Die Teams hatten in der Vorbereitung auf den Grand Prix geschätzt, dass der Streckenrekord von 2004, der bei 1:24,77 liegt, durch die moderneren Autos um bis zu vier Sekunden unterboten werden könne.
Die beiden schnellsten Boliden des ersten freien Trainings waren Red Bull
Foto: Bryn Lennon / Getty Images
Die wenig aussagekräftige Bestzeiten im Training lagen noch deutlich über dem Streckenrekord. Max Verstappen war im Red Bull schnellster Pilot in beiden Sessions. Der Niederländer landete nach 1:35,077 Minuten im ersten Training bei 1:28,33 im zweiten. Sebastian Vettel (Ferrari) belegte im ersten Training noch den fünften Rang, fiel danach aber auf Rang acht zurück.
Weltmeister Hamilton (Mercedes) kam im ersten Training nur auf Platz 15 und hatte mehr als fünf Sekunden Rückstand auf Verstappen. Auch im zweiten Training konnte er noch nicht mit Verstappen mithalten und blieb 0,85 Sekunden hinter dem Niederländer. Zwar wird erwartet, dass sich die Streckenbedingungen im Laufe des Wochenendes normalisieren. Dennoch ist zumindest für das Qualifying am Samstag nicht mit der Dominanz der Mercedes der vergangenen Wochen zu rechnen.
Hamilton kann bereits vier Rennen vor Saisonende zum siebten Mal Weltmeister werden und mit Rekordchampion Michael Schumacher gleichziehen. Der 35 Jahre alte Brite hat in der Gesamtwertung derzeit 85 Punkte Vorsprung vor seinem Teamkollegen Valtteri Bottas. Bei 78 Zählern Polster nach dem Grand Prix ist Hamilton der Titel nicht mehr zu nehmen.