Hamburger SV Toppmöller muss zum Rapport
Hamburg - "Es gibt Gesprächsbedarf", kündigte der HSV-Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann heute ein Krisengespräch zwischen ihm, Sportchef Dietmar Beiersdorfer und dem Trainer für den morgigen Dienstag an. Nach Toppmöllers Rundumschlag gegen die Transferpolitik des Vereins machen bereits intensive Gerüchte um dessen vorzeitige Ablösung die Runde, die er zudem selbst schürt. Er könne "drei und drei zusammenzählen", spekulierte er nach seiner Verbalattacke über seine baldige Entlassung. Amateur-Coach Thomas Doll soll angeblich für die Nachfolge bereitstehen. Auch Ralf Rangnicks Name fällt immer wieder.
Der Aufsichtsrat versicherte jedoch in einer Pressemitteilung, an Toppmöller festhalten zu wollen. Dies sei dem Trainer persönlich mitgeteilt worden. Er habe noch einen gültigen Vertrag bis Saisonende, hieß es weiter. Außerdem sei die Bestellung und Ablösung eines Trainers alleinige Aufgabe des Vorstandes. "Auch in diesem Punkt hat der Aufsichtsrat absolutes Vertrauen in die Entscheidungen des Vorstandes." Ein eindeutiges Treuebekenntnis blieb jedoch aus.
Toppmöller hatte am Sonntagvormittag in einem Pressegespräch heftig kritisiert, keinen gleichwertigen Ersatz für den zum AC Florenz gewechselten Thomas Ujfalusi erhalten zu haben. 7,5 Millionen Euro hatten die Italiener an die Norddeutschen überwiesen und der Trainer hatte seinen Wunschkandidaten schon ausgewählt. "Ich wollte Fabricio Colloccini vom AC Mailand und bin mir sicher, dass das machbar gewesen wäre." Stattdessen setzt HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer auf Schnäppchen-Transfers. Khalid Boulahrouz vom niederländischen Erstligisten RKC Waalwijk wurde heute für den Posten des Innenverteidigers verpflichtet. Zwar sieht Toppmöller in dem Jungnationalspieler "ein Riesentalent", doch insgesamt erntet Beiersdorfer für seine Transferpolitik das Verständnis des Trainers nicht. "Ich bin verwundert, dass das Geld nicht investiert wird", fühlt sich der Trainer wieder einmal übergangen. "Für die Transferpolitik bin ich nicht zuständig, sondern der Vorstand. Dabei habe ich mich noch nie geirrt, wenn es darum geht, ein Talent zu entdecken."
Schon in der Sommerpause beim möglichen Wechsel von Ervin Skela an die Elbe bekam der Trainer seinen Wunschspieler nicht. Damals war sich Toppmöller mit dem Spielmacher bereits einig ("Ich wollte ihn, und er wollte zu mir"), doch Beiersdorfer hatte andere Pläne. Anstelle des ehemaligen Frankfurters, der mittlerweile für Arminia Bielefeld spielt, ist nun die Verpflichtung des Portugiesen Almani Moreira von Standard Lüttich geplant. "Den kenne ich gar nicht, den habe ich nie spielen sehen", ist der HSV-Coach von dieser Lösung jedoch wenig überzeugt. "Diesen Einkauf hat der Vorstand zu verantworten."