HSV-Wunschtrainer Tuchel: Keine Lust auf Sandhausen
Foto: Getty ImagesDietmar "Didi" Hamann, 41, gab 1993 sein Bundesligadebüt für den FC Bayern. Fünf Jahre später wechselte er in die Premier League, wo er für Newcastle United und den FC Liverpool spielte. 2005 gewann er mit Liverpool die Champions League. Hamann absolvierte 59 Länderspiele und wurde 2002 Vizeweltmeister. In seiner Kolumne kommentiert Hamann für SPIEGEL ONLINE regelmäßig Entwicklungen in der Bundesliga und im internationalen Fußball.
War es falsch vom HSV, auf Knäbel als Trainer zu setzen? Ja. Peter Knäbel ist der ärmste Hund. Eigentlich wollte er den Trainerjob nicht übernehmen. Weil der Klub aber niemanden gefunden hat, der nach der Trennung von Josef Zinnbauer übernehmen wollte, hält er jetzt seinen Kopf hin. Dabei war Knäbel als Sportdirektor geholt worden. Ich rechne es ihm hoch an, dass er das Himmelfahrtskommando HSV übernommen hat. Doch er kann den Klub nicht retten. Sein Problem ist, dass er und die Mannschaft sich zu gut kennen. Die Hamburger hätten statt eines Insiders einen Impuls von außen gebraucht.
Übernimmt jetzt Tuchel? Nein. Thomas Tuchel wird in der laufenden Saison nicht beim HSV einsteigen. Dafür ist er zu clever. Er weiß, dass selbst ein José Mourinho keine Garantie auf den Klassenerhalt bringen würde, zu groß sind die Probleme innerhalb der Mannschaft. Wenn Tuchel seine Auszeit für die Hamburger unterbrechen wollte, hätte er das außerdem längst getan und Josef Zinnbauer oder sogar schon Mirko Slomka beerbt.
Steht Tuchels Wechsel bereits fest? Dass Tuchel nach der Saison beim HSV übernimmt, ist längst nicht so sicher, wie viele glauben. Sollte die Mannschaft absteigen, wird Tuchel wohl nicht kommen. Denn er hat keine Lust, nach Sandhausen und Heidenheim zu fahren, statt nach München. Im Falle des Klassenerhalts hat der Klub zwar gute Chancen auf eine Zusammenarbeit, sicher ist das aber nicht. Tuchel braucht Freiheiten. Ob er die beim HSV bekommt? Seit Bernhard Peters Sportdirektor ist, sollen die Trainer mit Videoaufnahmen analysiert worden sein. Es kommt darauf an, ob die Verantwortlichen im Klub bereit sind, Macht abzugeben, sonst wird ein starker Trainer wie Tuchel nicht kommen.
Was sind die größten Probleme? Schon im vergangenen Jahr ist der HSV nur darum in der Liga geblieben, weil andere noch schlechter waren. Diesmal steht es noch schlechter um den Verein. Spielerisch ist die Mannschaft die schlechteste der Liga. Trotzdem versucht sie, mit schönem Fußball aus der Krise zu kommen, statt zu kämpfen. Clébers Fehler vor dem 0:1 gegen Wolfsburg ist ein gutes Beispiel. Statt den Ball nach vorne zu hauen, ging er in der eigenen Hälfte ins Dribbling. Das ist naiv. Kick and Rush statt Schönspielerei, das braucht der HSV.
Gibt es noch Hoffnung? Kaum. Der Klub ist am Tiefpunkt angekommen. Letzter Platz, die schlechteste Offensive der Bundesliga, vier Punkte Rückstand auf Platz 15! Die Tabelle lügt nicht. Ich denke, dass der HSV absteigen wird. Es sei denn, man wechselt noch mal den Trainer.
Was könnte ein neuer Trainer bewirken? Das Team braucht einen Coach, der unvoreingenommen und unverbraucht ist, die Spieler aufweckt und ihnen den Glauben an sich zurückgibt. Denn das Selbstvertrauen der Elf ist nach den schlechten Leistungen im Keller. Genau darum geht's jetzt: Ums Mentale, darum, den Kopf frei zu kriegen.
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Der Hamburger SV begann im Top-Spiel des 28. Bundesliga-Spieltags gegen den VfL Wolfsburg schwungvoll.
Nach zehn Minuten war es dann aber vorbei mit der Hamburger Drangphase. Nach einem Ballverlust von Cléber im Mittelfeld schaltete Wolfsburg schnell um und ging in Führung.
Clébers Fehler sollte Auswirkungen über das Spielende hinaus haben. Trainer Peter Knäbel, hier rechts neben Co-Trainer Peter Hermann, stellte seinen Profi später ungewöhnlich offen vor der Presse bloß.
Der Franzose Joshua Guilavogui erzielte dank Clébers Patzer sein erstes Saisontor.
Torhüter René Adler wurde getunnelt, sein Ärger war verständlich.
Auch der Einsatz von Rafael van der Vaart brachte nicht den erhofften Umschwung. Der HSV blieb harmlos und offenbarte immer wieder Schwächen in der defensiven Ordnung.
Der Plan von Trainer Peter Knäbel ging nicht auf. Die Hamburger liefen im ersten Durchgang nur noch hinterher, eine klare Ausgleichschance hatten die Gastgeber nicht.
Besser wurde es auch in der zweiten Halbzeit nicht. Stürmer Pierre-Michel Lasogga hing völlig in der Luft, ohne Torschuss wurde er ausgewechselt.
Das Spiel der Hamburger wirkte kopflos.
Die Wolfsburger ließen den Abstiegskandidaten trotzdem lange im Spiel. Erst in der Schlussphase fiel das 2:0 - nach toller Vorarbeit von Bas Dost stellte Daniel Caligiuri den Endstand her.
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