Thomas Doll bei Hannover 96 "Diese Dinger kannst du nicht trainieren"

Hannover 96 droht der Abstieg, der erhoffte Effekt unter dem neuen Trainer Thomas Doll ist ausgeblieben - und nach dem Debakel beim VfB Stuttgart distanziert sich der Coach bereits von seinem Team.
Thomas Doll

Thomas Doll

Foto: Swen Pförtner/ dpa

"0:3, 0:3, 0:3, 1:5 - dazwischen mal ein 2:0 gegen den 1. FC Nürnberg. Dafür bin ich nicht zurück in die Bundesliga gekommen. Mir geht diese Situation total auf den Sack."

Trainer Thomas Doll war Anfang Februar nach elf Jahren in die Bundesliga zurückgekehrt. Er sollte bei Hannover 96 Aufbruchstimmung erzeugen, wie einst phasenweise während seiner Zeit beim Hamburger SV und Borussia Dortmund. Doch nach dem jüngsten Debakel gegen das abstiegsdrohte Stuttgart (1:5) spitzt sich die Krise in Hannover zu.

Hannovers Rückstand auf die Nichtabstiegsplätze beträgt nach fünf Ligaspielen unter Doll mittlerweile sieben Punkte, mit einer Tordifferenz von minus 34 Treffern hat 96 das schlechteste Torverhältnis der Liga - deutliche Verschlechterungen.

Schlechter als unter Breitenreiter

Unter Vorgänger André Breitenreiter, der nach dem 19. Spieltag gehen musste, lag der Rückstand auf die Nichtabstiegsplätze noch bei vier Punkten, die Tordifferenz war um wenige Tore besser als die der Abstiegskonkurrenz und lag bei minus 23 Treffern. Zwar gab es auch unter Breitenreiter hohe Niederlagen wie beim 0:4 in München am 15. Spieltag oder bei seinem letzten Spiel in Dortmund (1:5), allerdings nicht in wöchentlicher Regelmäßigkeit.

Die Verantwortung für die Lage sieht Doll nicht bei sich, sondern vor allem bei seiner Mannschaft. "Jeder, der es mit Hannover 96 hält, kann sich nur schämen. Ich bin schon lange im Geschäft, aber so einen mutlosen, saftlosen und kraftlosen Auftritt habe ich noch nicht gesehen", sagte der Trainer nach dem 1:5 in Stuttgart auf der Pressekonferenz.

Hier sehen Sie die Pressekonferenz von Thomas Doll im Video:

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Unmittelbar nach Abpfiff der Partie hatte sich Doll bei "Sky" noch deutlicher von der Mannschaft distanziert und indirekt gesagt, dass er die vielen individuellen Fehler des Teams nicht abstellen könne: "Da sind Dinger, die kannst du gar nicht trainieren, wenn jemand so über den Ball haut. Solche Amateurfehler." In seiner Bundesliga-Historie war Hannover angesichts von 14 Punkten nach 24 Spielen nie schlechter.

Doll fordert seit Wochen öffentlich, dass seine Mannschaft "ein anderes Gesicht" zeigen müsse. Er sagte, man müsste "den Bock umzustoßen" oder redete davon, dass seine Mannschaft "alles raushauen" müsse. Übersetzt soll das wohl bedeuten: Doll hat sein Team mit seinem Stil noch nicht erreicht. Die Leistungen unter ihm (3:14 Tore in fünf Spielen) werden für den Ligaverbleib nicht reichen.

Zu Beginn seiner Zeit in Hannover bezeichnete Doll die verbleibenden 15 Ligaspiele als "Finals", vier davon gingen bereits verloren. Das nächste "Endspiel" wartet am Sonntag, dann hat 96 ein Heimspiel gegen Bayer Leverkusen (18 Uhr/Liveticker SPIEGEL ONLINE). Die wichtigen Offensivspieler Niclas Füllkrug (Knorpelschaden) und Ihlas Bebou (Muskelverletzung) werden weiter fehlen, das größere Problem scheint aber ohnehin die Defensive.

jan
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