Stadionsicherheit Hertha lehnt Konzept von DFB und DFL ab

Fan-Ausschreitungen: Suche nach Sicherheitskonzept
Foto: DPAHamrburg - Der Widerstand der Proficlubs gegen das neue Sicherheitskonzept der Deutschen Fußball Liga (DFL) und des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wächst. Nach Union Berlin und dem FC St. Pauli hat jetzt auch Hertha BSC das "Eckpunktepapier zur Förderung eines sicheren Stadionerlebnisses" abgelehnt und eine umfassende Einbeziehung der Fans gefordert. "Hertha BSC ist der festen Überzeugung, dass sich in einer tragfähigen Lösung auch zwingend die Meinungen und Ansichten der Fans wiederfinden müssen", teilte der Zweitligist auf seiner Internetseite mit.
"Seit Jahren steht Hertha BSC mit seinen Fans in einem kontinuierlichen Dialog, und hierin sehen wir auch in der Zukunft einen wesentlichen Baustein, Gewalt im Stadion zu begegnen", hieß es in der unter anderem von Präsident Werner Gegenbauer und Geschäftsführer Michael Preetz unterzeichneten Mitteilung. Hinter dem bei der Sicherheitskonferenz im Juli beschlossenen Verhaltenskodex stünde der Club jedoch voll und ganz.
Bis zum Montag können die 36 Profivereine aus der Ersten und Zweiten Liga zum neuen Sicherheitskonzept Stellung nehmen und eigene Ideen vorschlagen. Bei der Vollversammlung am 12. Dezember soll der Entwurf verabschiedet werden. Der unter der Leitung des DFL-Vizepräsidenten Peter Peters und ohne Mitwirkung von Fans erarbeitete Katalog enthält unter anderem reduzierte Kartenkontingente für Gäste-Fans bei Verstößen, verstärkte Einlasskontrollen und längere Stadionverbote.
Jüngste Krawalle zeigen Dringlichkeit auf
Erst am Wochenende ist es beim Revierderby zwischen Dortmund und Schalke zu schweren Krawalle gekommen. "Sowohl Schalker als auch Dortmunder Anhänger legten ein hohes Aggressions- und Gewaltpotenzial an den Tag wie lange nicht mehr", sagte der Dortmunder Polizeidirektor Michael Stein am Tag nach den Ausschreitungen.
Die Polizei hatte Wasserwerfer und Pfefferspray einsetzen müssen. Insgesamt 180 Gewalttäter kamen in Gewahrsam, darunter 163 Randalierer aus Gelsenkirchen und 17 aus Dortmund. "Dortmunder und Schalker Gewalttäter haben unser Sicherheitskonzept bewusst unterlaufen, um die gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Unbeteiligten und dem Gegner zu suchen", sagte der Einsatzleiter der Polizei, Dieter Keil. Etwa 1200 Polizisten waren rund um das Spiel im Einsatz - mehr als doppelt so viele wie an anderen Spieltagen. Dennoch konnten sie die Ausschreitungen nicht verhindern.
Kritik am DFL- und DFB-Konzept gibt es auch vom Bundesligiten Eintracht Frankfurt "Ich bin der festen Überzeugung, dass wir den Zeitplan überdenken müssen. Es gibt auch seitens der Polizei große Bedenken", sagte etwa Eintrachts Finanzvorstand Axel Hellmann in der "Bild am Sonntag". Hertha betonte seinerseits, dass der Club "dem Eckpunktepapier in dieser Form und in der Gesamtheit der darin dargestellten Punkte aus unterschiedlichen Gründen nicht zustimmen" könne.
Auch Fans protestieren am Wochenende gegen die geplanten Veränderungen. "Wir sagen nein zur DFL und Sicherheitswahn", hieß es zum Beispiel auf einem Plakat Hoffenheimer Anhänger.