
Hertha vor dem Absturz Skibbe auf der Schippe
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Bei Hertha BSC gibt es derzeit nur wenige Argumente, auf die sich die Hoffnungen stützen können, genau gesagt: nur eines. Und das lautet: Derzeit gibt es drei Teams in der Liga, die in der Tabelle noch schlechter dastehen als der Hauptstadtclub. Mehr Optimismus ist in Berlin derzeit nicht möglich. Bei der 0:5-Pleite beim VfB Stuttgart vom Samstag offenbarte sich ein Team in Selbstauflösung. Und an der Seitenlinie steht jetzt schon ein hilfloser Trainer.
Michael Skibbe ist seit Beginn der Rückrunde im Amt - in bisher fünf Pflichtspielen gab es fünf Niederlagen. Sein Kommentar zum Spiel: "Die erste Halbzeit war die schlimmste, die ich als Trainer je erlebt habe." Und er hat schon viele schlimme erlebt.
Der Coach macht derzeit eine Art Déjà-vu der Vorsaison durch: Als Trainer von Eintracht Frankfurt brach seine Mannschaft nach der Winterpause zusammen und landete Pleite auf Pleite. Die Folge war der Absturz aus dem sicheren Mittelfeld in die Abstiegszone. Der Verein trennte sich von Skibbe ausgerechnet nach dessen erstem und einzigem Rückrundensieg, einem 2:1 gegen den FC St. Pauli.
So gesehen muss Skibbe derzeit noch nicht um seinen Job bangen - denn von einem Spielgewinn ist die Hertha aktuell weit entfernt. In Berlin hat sich innerhalb weniger Wochen eine Eigendynamik des Misserfolgs entwickelt, mit allen entsprechenden Zutaten: Strittige Schiedsrichterentscheidungen wie der Elfmeterpfiff im Pokal-Viertelfinale gegen Borussia Mönchengladbach, Verletzungsprobleme, Pech beim Torabschluss, Streit in der Mannschaft.
In Berlin fürchten sie ein Déjà-vu der Abstiegssaison
Wobei Skibbe nicht der einzige ist, der glauben muss, bereits Erlebtes noch einmal durchleben zu müssen. Den Hertha-Fans muss es derzeit ähnlich gehen. Bereits vor zwei Jahren trennte sich der Club von einem Trainer, um Ruhe und sportlichen Erfolg zurückzuholen. Damals hoffte Jung-Manager Michael Preetz, mit der Entlassung von Trainer Lucien Favre die Wende zum Besseren zu erzielen. Als Nachfolger wurde der dröge Friedhelm Funkel engagiert, am Ende stand der Abstieg in die zweite Liga.
Diesmal musste Markus Babbel nach der durchaus zufriedenstellenden Hinrunde gehen. Die Ursachen dafür lagen denn auch weniger im sportlichen als im menschlichen Bereich, die Verantwortlichen um Preetz glaubten, die immer schwieriger werdende Zusammenarbeit mit dem Coach nicht mehr fortsetzen zu können. Dafür gab es plausible Gründe, am Schluss bezichtigten sich beide Seiten der Lüge. In einem solchen Stadium erscheint eine Trennung zumindest nachvollziehbar.
Als Babbels Nachfolger jedoch den notorisch glücklosen Skibbe nach Berlin zu holen, könnte eine verhängnisvolle Entscheidung von Preetz gewesen sein, ähnlich fatal wie die Personalie Funkel vor zwei Jahren, als der Mannschaft nach dem Trainer-Kronjuwel Favre ein echter Kontrapunkt vorgesetzt wurde. Den 46-jährigen Skibbe umweht spätestens seit seiner Zeit in Frankfurt die Aura des Unheils.
Skibbe kann das Team nicht aufrütteln
Ob zuvor als ebenso beflissener wie kreuzbraver Assistent von DFB-Teamchef Rudi Völler, als Chefcoach in Dortmund oder in Leverkusen - nie hat Skibbe trotz mancher guter Phasen die Teams, die er betreute, nachhaltig vorangebracht. Im Gegenteil. In Frankfurt gilt er als eigentlicher Architekt des Abstiegs, den der als Feuerwehrmann verpflichtete Nachfolger Christoph Daum dann nur noch vollendete.
Hertha bräuchte jetzt einen Trainer, der das Team aus der Abwärtsspirale befreit, der die Mannschaft aufrüttelt, ihr die Lethargie austreibt. Zu sehen ist stattdessen eine Truppe, die in den Grundfesten erschüttert ist. Das Foul von Mittelfeldspieler Andreas Ottl, der ohne jede Not seinem Gegner Tamas Hajnal von hinten in die Kniekehle getreten hat und dafür vollkommen zu recht die Rote Karte sah, war ein Dokument der Verunsicherung. Eine Symbolaktion für den Zustand von Hertha BSC.
Für die Mannschaft wird es in Sachen Klassenerhalt immer dünner, für den Trainer, der bei weiteren Niederlagen kaum zu halten sein wird, ebenso. Skibbe steht jetzt bereits auf der Kippe, Manager Preetz vermied es am Samstagabend tunlichst, Treueschwüre auf den Trainer abzulegen. Aber auch er selbst kann vor unangenehmen Fragen nicht mehr sicher sein. Wenn Skibbe nicht die Wende schafft, wenn Hertha tatsächlich absteigen sollte, dann gibt es kein gutes Argument mehr, das Preetz für sich und seinen Amtserhalt ins Feld führen kann.
Am kommenden Wochenende kommt der Deutsche Meister und Tabellenführer Borussia Dortmund nach Berlin. Nicht nur Hertha, auch der BVB reist mit einer Serie an. Das Team hat bisher alle Rückrundenspiele gewonnen.
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