Neapels Koulibaly nach rassistischen Beleidigungen "Ich bin stolz auf meine Hautfarbe"

Kalidou Koulibaly (2.v.l.) wurde erst rassistisch beleidigt und später des Feldes verwiesen, Trainer Carlo Ancelotti (Mitte) war außer sich
Foto: MATTEO BAZZI/EPA-EFE/REXDer Tabellenzweite der Serie A, SSC Neapel, hat das Verfolgerduell beim Dritten Inter Mailand 0:1 (0:0) verloren und dadurch nach 18 Spielen neun Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Juventus. Doch nach der Partie im Giuseppe-Meazza-Stadion geriet das Ergebnis zur Nebensache. Hauptthema waren massive rassistische Beleidigungen gegen Napolis Verteidiger Kalidou Koulibaly.
Der gebürtige Franzose mit senegalesischen Wurzeln war während des Spiels mehrfach mit Affenlauten von der Tribüne provoziert worden. "Was heute passiert ist, ist nicht nur für uns nicht gut. Es ist auch nicht gut für den italienischen Fußball insgesamt", sagte Napoli-Trainer Carlo Ancelotti nach Abpfiff. "Es tut mir sehr leid für Koulibaly. Wir haben dreimal nachgefragt und das Schiedsrichtergespann aufgefordert, die Partie zu unterbrechen."
Es soll auch drei Lautsprecheransagen im Stadion gegeben haben, in denen die Zuschauer aufgefordert wurden, die Beleidigungen zu unterlassen. "Beim nächsten Mal hören wir einfach auf zu spielen, auch wenn wir dadurch das Spiel verlieren", ergänzte Ancelotti. "Uns wird immer wieder gesagt, dass Partien unterbrochen werden können. Aber wann? Erst nach vier oder fünf Durchsagen?"
Koulibaly fliegt vom Platz
Koulibaly ließ sich in der aufgeheizten Atmosphäre zu einer Unbeherrschtheit hinreißen. In der 80. Minute sah er für ein Foul an Matteo Politano die Gelbe Karte. Weil er auf die Entscheidung mit Applaus in Richtung des Schiedsrichters reagierte, wurde er umgehend mit Gelb-Rot vom Platz gestellt. Zu diesem Zeitpunkt stand es noch 0:0. Später entschuldigte sich Koulibaly mit einem Twitter-Post bei seinen Mannschaftskameraden, ergänzte aber auch, dass er stolz auf seine Hautfarbe und darauf sei, "Franzose, Senegalese und Neapolitaner zu sein".
Mi dispiace la sconfitta e sopratutto avere lasciato i miei fratelli!
— Koulibaly Kalidou (@kkoulibaly26) December 26, 2018
Però sono orgoglioso del colore della mia pelle. Di essere francese, senegalese, napoletano: uomo.
⚽ #InterNapoli 1-0
🇸🇳 #KK26 #famiglia
💙 #ForzaNapoliSempre
💪🏿 #DifendoLaCittà pic.twitter.com/f9q0KYggcw
In Überzahl erzielte der Argentinier Lautaro Martinez in der Nachspielzeit den Siegtreffer für Inter. Kurz darauf sah Napolis frustrierter Stürmer Lorenzo Insigne für eine abfällige Geste in Richtung des Schiedsrichters die Rote Karte.
Rassismus im Fußball ist in Italien ein strukturelles Problem
Der Mailänder Bürgermeister Giuseppe Sala verurteilte die Beschimpfungen in einem Facebook-Post. Dort sprach er von einer "schandvollen Tat gegenüber einem wahren Athleten, der seine Hautfarbe mit Stolz trägt. Und auch, wenn auch in geringerem Maße, gegenüber den vielen Menschen, die ins Stadion gehen, um ihr Team zu unterstützen und mit ihren Freunden zusammen zu sein." Im Namen der Bürger Mailands bat er Koulibaly um Entschuldigung.
Rassismus ist im italienischen Fußball schon lange ein Problem. Kevin-Prince Boateng und Sulley Muntari hatten nach rassistischen Pöbeleien das Feld verlassen. Der deutsche Nationalspieler Antonio Rüdiger hat im Vorfeld der WM in Russland im SPIEGEL-Interview über seine bitteren Erfahrungen in der Serie A gesprochen.
Und auch Koulibaly wurde nicht zum ersten Mal Opfer von Beleidigungen von den Rängen. Im Februar 2016 wurde Lazio Rom zu zwei Heimspielen unter Ausschluss der Öffentlichkeit verurteilt, nachdem Koulibaly mit "eindeutig rassistischen" Rufen von den Rängen attackiert worden war. Damals war die Partie zwischen Lazio und Napoli für vier Minuten unterbrochen worden.