Interview mit Klaus Toppmöller "Hätten 5:0 gewinnen können"
Herr Toppmöller, war Bayer Leverkusens 3:0 in der Champions League gegen Deportivo La Coruna die stärkste Leistung in Ihrer Amtszeit?
Klaus Toppmöller:
Das ist schwer zu sagen. Das 3:0 gegen Roter Stern Belgrad in der Qualifikation zur Champions League und die zweite Halbzeit beim 2:1 gegen den FC Barcelona waren ebenfalls hervorragend. Aber das war schon ein besonderer Abend, wir haben phänomenal Fußball gespielt. Wenn man eine spanische Spitzenmannschaft 3:0 schlägt, kann man jetzt schon anstoßen und 'Fröhliche Weihnachten' wünschen.
Spielt Ihre Mannschaft jetzt um drei Titel?
Toppmöller: Wir haben uns alle Optionen offen gehalten - sowohl in der Meisterschaft als auch in der Champions League und im Pokal. Ob wir auch wirklich um die Titel mitspielen, wird sich im nächsten Jahr zeigen. Dann erst werden die Buben ausgespielt.
Wie schätzen Sie die körperliche Verfassung der Mannschaft nach den vielen Spielen der vergangenen Wochen ein?"
Toppmöller: Dass wir noch auf allen drei Hochzeiten tanzen, ist schon erstaunlich, denn bis zum 19. Dezember werden wir 30 Spiele gemacht haben. Aber obwohl wir nicht rotieren, ist eine Menge Power in der Mannschaft. Es war das dritte Spiel in sechs Tagen, aber sie hat gespielt, als käme sie aus der Kur.
Hat es Sie gewundert, dass Ihre Mannschaft trotz der jüngsten Niederlagen so geduldig gespielt hat?
Toppmöller: Das war ja unsere taktische Marschrichtung. Aber dass die Mannschaft das derart umgesetzt hat, dass sie geduldig und reif gespielt hat, zeigt, dass sie wieder einen Schritt weiter gekommen ist. Das freut mich am meisten. Dabei habe ich kurz vor dem 1:0 schon überlegt, wie ich mich bei den Auswechslungen verhalten soll. Obwohl wir bis dahin klar überlegen waren, wäre ich plötzlich mit einem Punkt zufrieden gewesen. Denn gegen solche Granatenfußballer kann man immer in einen Konter laufen, und ein Zähler hätte uns auch noch alle Optionen in der Champions League offen gehalten.
Wie beurteilen Sie insbesondere die Leistung in der letzten halben Stunde?
Toppmöller: Der Führungstreffer war nach den beiden Niederlagen und dem langen Anrennen wie ein Befreiungsschlag. Wir haben Traumtore geschossen und ein wenig gezaubert. Da hat das Zusehen so viel Spaß gemacht, dass ich am liebsten auf den Platz gerannt wäre und mitgezaubert hätte.
Ist das Gerede von der Krise damit endgültig beendet?
Toppmöller: Wir haben in den ersten Spielen regelmäßig gewonnen und sind hoch gelobt worden. Aber da waren auch einige Krümelspiele dabei. Jetzt haben wir wegen zwei Niederlagen einige Haue bekommen, aber die Mannschaft kann damit umgehen. Genau wie sie auch mit diesem Sieg umgehen kann. Wir hätten auch 5:0 gewinnen können, aber wir dürfen nicht abheben.
Aufgezeichnet von Holger Schmidt, sid