Italienischer Fußball Stürmer erhält Stadionverbot für ein T-Shirt

Es sollte eine "Geste des Trostes" sein, für einen Amateur-Fußballer in Italien hat sie jedoch fatale Folgen. Der Stürmer hatte nach einem Tor ein T-Shirt übergezogen, um die Familie eines wegen Totschlags verurteilten Ultras zu unterstützen. Dafür darf der Spieler nun drei Jahre lang keinen Fußball spielen.

Hamburg - Mit einer solch heftigen Reaktion hatte Pietro Arcidiacono, Spieler des italienischen Fünftligisten Nuova Cosenza, wohl nicht gerechnet. Wegen einer umstrittenen Jubelgeste darf der 24-Jährige nun drei Jahre lang kein Fußball mehr spielen.

Als der Stürmer bei der Partie seines Clubs ein Tor schießt, eilt er zur Bank und lässt sich von seinem Bruder, ebenfalls Spieler bei Cosenza, ein T-Shirt mit der Aufschrift "Speziale innocente" ("Speziale unschuldig") geben und hält es in die Kameras. Wenige Tage später belegt ihn der Polizeichef der Stadt Catanzaro in Kalabrien, Guido Marino, mit einem dreijährigen Stadionverbot.

Laut Polizei habe Arcidiacono damit seine Solidarität mit einigen Ultras des Erstligisten Catania Calcio ausdrücken wollen, die während des Derbys gegen Palermo im Jahr 2007 den Polizisten Filippo Raciti getötet haben sollen. Am vergangenen Mittwoch war Antonio Speziale, einer der Ultras, in letzter Instanz zu acht Jahren Haft verurteilt worden. Das Urteil war umstritten, es gab einige Ungereimtheiten beim Tathergang, zudem war Speziale zum Zeitpunkt des Vorfalles 17 Jahre alt.

Arcidiacono war im selben Stadtteil Catanias wie Speziale aufgewachsen, deshalb sei das T-Shirt eine "Geste des Trostes" des 24-Jährigen für die Familie Speziales gewesen. Die Angehörigen würden eine schwere Zeit durchmachen. "Das richtete sich absolut nicht gegen die Ordnungskräfte", sagte Arcidiacono bei einer Pressekonferenz. Niemand außer ihm habe von der geplanten Aktion gewusst.

Witwe: "Er ist dumm und arrogant"

Die Reaktionen sind jedoch heftig, wie das Blog Altravita.com berichtet. Der Sekretär für Kalabrien der Polizeigewerkschaft COISP sagte schnell: "Wir legen dem Verein mit Nachdruck ans Herz, den Spieler aus dem Register zu streichen. Und wir fordern ein sofortiges Eingreifen des Verbandes, der eine harte Sanktion aussprechen muss."

Nuova Cosenza distanzierte sich kurz nach dem Spiel von Arcidiacono. Der Club schloss den Stürmer mit sofortiger Wirkung aus der Mannschaft aus. Am Montag folgte schließlich das Stadionverbot, durch das Arcidiacono im Ligabetrieb drei Jahre lang keinen Fußball spielen kann, da ihm das Betreten von Sportanlagen untersagt wurde.

Am Dienstag entschuldigte sich Arcidiacono bei der Familie des getöteten Polizisten und der Polizei: "Ich bin enttäuscht, weil es nicht meine Absicht war, die Familie Raciti oder die Polizei zu beleidigen. Es tut mir sehr leid." Racitis Witwe sagte, die Entschuldigung sei eine nette Geste. "Aber Arcidiacono sollte seine Solidarität mit Speziale lieber im Privaten zeigen und nicht die Zivilgesellschaft und die Gerechtigkeit beleidigen", so Marisa Grassi beim Sender Radio 24. "Er ist dumm und arrogant", so die Witwe weiter: "Ich bin froh über das Stadionverbot und war schockiert und traurig über das T-Shirt. Er hat meine Kinder beleidigt."

max
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