FC Bayern zum Bundesligastart Dieser 19-Jährige ist der spannendste Münchner Spieler

Jamal Musiala könnte in der neuen Saison den nächsten großen Karriereschritt schaffen
Foto:Hendrik Schmidt / dpa
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Jamal Musiala geht jetzt früher ins Bett. Der junge Mittelfeldspieler des FC Bayern verzichtet am Abend für einen erholsameren Schlaf auf mediales Sedieren durch das Smartphone. Er liest stattdessen, zuletzt das Buch des amerikanischen Motivationstrainers Tim Grover: »Relentless«. Zu Deutsch: »Kompromisslos«.
Der sperrige Untertitel klingt ganz nach dem Programm, das sich Musiala für die nächsten Monate vorgenommen hat: »Wie Du Deine Leistungsgrenzen nach hinten verschiebst und die elementaren Grundsätze erlernst, um unaufhaltbar zu werden.«
140 Millionen Euro für neue Stars
Wenn die Bayern am Abend die neue Bundesligaspielzeit gegen Eintracht Frankfurt eröffnen (20.30 TV: Sat.1, Stream: DAZN), wird sich der Blick auf die neuen, teuren Stars der Münchner richten. Knapp 140 Millionen Euro steckten die in diesem Transfersommer bemerkenswert umtriebigen Klubbosse bislang in neue Spieler: In Matthijs de Ligt (67 Millionen Euro, Juventus), der als Stabilisator der zuletzt recht fragilen Innenverteidigung geholt wurde. In Sadio Mané (32 Millionen, Liverpool), der als entscheidender Mosaikstein in der durch den Abgang von Torjäger Robert Lewandowski neu aufgestellten Offensive gedacht ist. In Mathys Tel (20 Millionen, Rennes), ein 17-jähriges Sturmtalent, das mit einigen Einsatzminuten allmählich an seine Zukunft als Münchner Mittelstürmer herangeführt werden soll. In Ryan Gravenberch (18,5 Millionen, Ajax), einen vielseitigen Mittelfeldmann, variabel einsetzbar auf der Sechs, Acht oder Zehn.
Doch die spannendste Personalie beim Rekordmeister ist einer, der schon seit 2019 im Klub ist, in dieser Saison aber erstmals zu einer echten Stütze aufsteigen könnte – vielleicht sogar zu einem Unterschiedsspieler.
Und das mit erst 19 Jahren: Jamal Musiala.
Eines der größten Talente des deutschen Fußballs
In Stuttgart geboren, in England aufgewachsen, ist Musiala eines der größten Talente des deutschen Fußballs. Aber wie das so ist mit der Etikette »Talent«, ein echter Klassespieler ist man erst, wenn man es abgelegt hat. Und Musiala tut dafür einiges.
Er verkürzte seinen zweiwöchigen Urlaub im Sommer auf eine Woche, so ist zu hören, um mit seinem Personal Trainer, dem früheren Nordischen Kombinierer Steffen Tepel, Reaktionsgeschwindigkeit und Schusskraft zu verbessern. Er ließ mittels Blutanalyse die für ihn optimale Ernährung bestimmen, weshalb er nun auf Nudeln weitestgehend verzichtet und Kohlehydrate lieber über Kartoffeln zu sich nimmt. Und hält jetzt eben strikte Schlafdisziplin.
Es sind nur kleine, profan anmutende Schritte der Professionalisierung, aber sie sollen helfen, den nächsten großen in seiner Karriere zu schaffen.

Musiala (r.) feiert einen Treffer gegen Leipzig mit seinen Bayern-Kollegen Sadio Mané und Alphonso Davies
Foto: Alexander Hassenstein / Getty ImagesBeim 5:3 der Bayern im Supercup gegen Leipzig am vergangenen Samstag deutete Musiala bereits an, wie sehr er diese Mannschaft prägen kann. Das 1:0 erzielt er selbst, das 2:0 leitete er ein, das 3:0 bereitete er vor. Danach war sein Trainer, Julian Nagelsmann, voll des Lobes: Musiala sei »unfassbar gut« und »schon Weltklasse«.
Im modernen Fußball haben Spieler immer weniger Raum und Zeit. Musiala zeichnet die Fähigkeit aus, mit kurzen, eleganten Bewegungen bei der Ballannahme freie Räume zu schaffen. Bekommt er den Ball, kann das Spieltempo plötzlich entscheidend gesteigert werden. Er erzeugt Überraschungsmomente. Für ein Team ist das Gold wert.
Neues Gesicht bei der Auslandsvermarktung
Die Bayern-Bosse haben erkannt, dass Musiala eine prägende Persönlichkeit des Klubs in den nächsten Jahren werden könnte. Schon jetzt wird er aufgebaut zum zukünftigen Gesicht des Vereins. Zu sehen war das jüngst während der USA-Reise der Bayern, als Musiala auf der Klub-Homepage unter der Rubrik »What’s Up, Jamal« in einem Tagebuch täglich über seine Impressionen des Trips schrieb. Bei der wichtigen Auslandsvermarktung bekam Musiala schon eine Hauptrolle.
Auf dem Platz muss es sich diese Position erst noch erarbeiten. Aber es könnte durch den Abgang von Lewandowski nun mehr Raum für ihn sein. Gegen Leipzig begann Nagelsmann in einem 4-2-2-2-System, mit Mané und Serge Gnabry im Sturm und Thomas Müller sowie Musiala dahinter. Mit Leroy Sané und Kingsley Coman gibt es zwei starke Flügelspieler als Alternativen.
Nagelsmann hat angekündigt, zwischen einem 4-2-2-2- und einem 3-5-2-System zu variieren. Mané soll dabei zunächst immer gesetzt sein. Dahinter aber ist das Rennen offen.
In der vergangenen Bundesligasaison hat Jamal Musiala nur zwölfmal in der Startelf gestanden. Es ist gut möglich, dass er dort in dieser Spielzeit öfter zu sehen sein wird. Ausgeschlafen genug sollte er zumindest sein.