

Das niederländische Fußballidol Johan Cruyff ist tot. Der Vizeweltmeister von 1974 starb am Donnerstag in Barcelona im Alter von 68 Jahren im Kreise seiner Familie an den Folgen eines Krebsleidens. Im Oktober des vergangenen Jahres hatte der frühere Star von Ajax Amsterdam (1964 bis 1973) und des FC Barcelona (1973 bis 1978) seine Lungenkrebs-Erkrankung öffentlich gemacht.
Bis Anfang der Neunzigerjahre war er starker Raucher gewesen. "Ich habe das Gefühl, mit 2:0 in der ersten Halbzeit eines Spiels vorne zu liegen, das noch nicht zu Ende ist", schrieb er noch Mitte Februar zu seiner Erkrankung. "Aber ich bin mir sicher, dass ich es gewinnen werde."
"Die Niederlande haben ein Gesicht in der Welt verloren. Er hat unseren Fußball auf die Weltkarte gebracht", kommentierte Hollands früherer Weltklassespieler Ruud Gullit die traurige Nachricht im niederländischen "Telegraaf". "Worte können den Verlust, den wir fühlen, nicht beschrieben", hieß es beim niederländischen Fußballverband.
In den Siebzigerjahren war Cruyff als begnadeter Spielmacher die prägende Figur der niederländischen Nationalmannschaft, mit ihr unterlag er 1974 im WM-Finale in München Deutschland 1:2. Der ganz große Erfolg blieb ihm mit dem Oranje-Team verwehrt, bei der EM 1976 verloren die Niederländer das Halbfinale gegen die Tschechoslowakei.
Als Vereinsspieler war Cruyff, der für seinen Spielwitz und Tordrang verehrt wurde und als der Inbegriff des "Voetbal totaal" galt, umso erfolgreicher. Er gewann unter anderem dreimal den Europapokal der Landesmeister (jeweils mit Ajax), wurde neunmal niederländischer Meister und wurde 1971, 1973 und 1974 als Europas Fußballer des Jahres ausgezeichnet.
Im November 2015 brach Cruyff mit seinem Heimatverein und gab seine Tätigkeit als Berater auf, weil er mit Entscheidungen der Klubspitze nicht einverstanden war. "Seit Jahren schon stelle ich fest, dass meine Ideen bei Ajax nicht umgesetzt werden. Hinzu kommt der Eindruck, dass dies bewusst geschieht. Und bei Spielchen mache ich nicht mit", sagte er.
Als Trainer holte Cruyff, der auch als Europas Fußballer des Jahrhunderts ausgezeichnet wurde, drei Europapokalsiege sowie vier spanische Meisterschaften.
Mit dem FC Barcelona prägte er eine neue Ära. Die Jugendakademie La Masia bekam unter Cruyff eine deutlich höhere Bedeutung und er erfand für Barça eine eigene Spielphilosophie, die bis heute Bestand hat. "Wir werden dich immer lieben, Johan. Ruhe in Frieden", kondolierte der katalanische Klub.
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Das WM-Finale 1974 in München: Die Niederlande gingen als Favorit ins Duell mit Deutschland, doch DFB-"Terrier" Berti Vogts (l.) nahm Hollands Superstar Johan Cruyff komplett aus dem Spiel. Deutschland gewann 2:1.
Cruyff im Duell mit Franz Beckenbauer. Insgesamt bestritt er 48 Länderspiele, in denen er 33 Tore erzielte. Gegen Deutschland hatte er den Elfmeter herausgeholt, der zur 1:0-Führung für die Niederländer führte.
"König Johan" (l.) und "Kaiser Franz" spielten 1978 in den USA. Später sagte Beckenbauer über Cruyff: "Johan war der bessere Spieler, aber ich bin Weltmeister."
Cruyff neben der niederländischen Königin Juliana beim Empfang der Nationalmannschaft nach dem verlorenen Finale 1974.
Cruyff (l.) mit Hugo Sotil (M.) und Johan Neeskens während seiner Zeit beim FC Barcelona. Neeskens und Cruyff hatten schon vorher bei Ajax Amsterdam zusammengespielt. Mit dem Niederländer gewann Barcelona 1974 erstmals seit 14 Jahren wieder die Meisterschaft.
Anfang 1979 tauchte Cruyff bei den Los Angeles Aztecs wieder auf. Hier ist er mit Trainer Rinus Michels zu sehen. Cruyff folgte anderen Altstars wie Franz Beckenbauer, Gerd Müller oder George Best in die nordamerikanische Profiliga NASL, wurde zum "Player of the Year" gewählt.
Cruyff wurde dreimal Europas Fußballer des Jahres (1971, 1973, 1974), 1999 wurde der Niederländer sogar zu Europas Fußballer des Jahrhunderts gekürt.
Im Sommer 1985 übernahm Cruyff als "Technischer Direktor" den Trainerposten bei Ajax Amsterdam. 1987 feierte der Klub unter seiner Führung den Gewinn des Europapokals der Pokalsieger.
1988 wurde "El Salvador" ("Der Erlöser") Trainer des FC Barcelona. Dort setzte er seine Fußball-Philosophie durch und legte somit den Grundstein zum heutigen Erfolg des Klubs. Unter anderem modernisierte er die Talentschmiede La Masia.
Von 1991 bis 1994 wurde die Mannschaft viermal in Folge Meister, 1992 gewann der Klub erstmals in seiner Geschichte den Europapokal der Landesmeister.
Cruyff auf der Trainerbank beim FC Barcelona im März 1995, etwas mehr als ein Jahr später verließ er den Klub.
Mit Josep Guardiola (r.) verband Cruyff eine langjährige Freundschaft. Als Barça-Coach holte der Holländer den Katalanen aus der Talentschmiede La Masia zu den Profis und ebnete damit den Weg für Guardiolas Karriere.
Fußballlegenden unter sich: Cruyff und Brasiliens Pelé.
Seine letzte Trainerstation war beim katalanischen Fußballverband FCF. Er wurde für die Nationalmannschaft Kataloniens verpflichtet, die jedoch nur Freundschaftsspiele bestreitet. 2013 endete die Zusammenarbeit.
Im Februar 2014 bekam Cruyff von Uefa-Präsident Michel Platini eine Auszeichnung für seinen herausragenden Beitrag zum europäischen Fußball verliehen.
Cruyff mit seiner Frau Danny. Die beiden heirateten 1968 und bekamen drei Kinder.
Wie der Vater, so der Sohn: Jordi Cruyff wurde ebenfalls Fußballer. Er spielte unter seinem Vater beim FC Barcelona und danach bei Manchester United.
Im Herbst 2015 wurde bekannt, dass Cruyff an Lungenkrebs erkrankt war. Er war jahrzehntelang starker Raucher, gab es erst auf, als sich Anfang der Neunzigerjahre sein Gesundheitszustand verschlechterte. Nun ist Cruyff im Alter von 68 Jahren gestorben.