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Bayerns Supercup-Gegner Chelsea Mourinhos Offensive

Der Supercup zwischen Bayern und Chelsea ist für die Münchner wichtiger als für die Engländer. Deren Trainer José Mourinho will von einer Privatfehde mit Bayern-Coach Guardiola nichts wissen. Er hat gerade andere Sorgen, denn er bastelt an seiner Angriffsreihe.

Hamburg - José Mourinho will den Supercup gegen Bayern München natürlich schon gewinnen. Allein deshalb, weil er zwar schon Champions und Europa League geholt hat, dieser Titel allerdings noch fehlt. Und natürlich auch, weil José Mourinho generell immer alles gewinnen will, das gebietet sein Ehrgeiz. Doch eigentlich hat der portugiesische Startrainer derzeit anderes zu tun.

Wenn der Europa-League-Sieger FC Chelsea am Abend auf den Champions-League-Gewinner FC Bayern München trifft (20.45 Uhr ZDF, Liveticker SPIEGEL ONLINE), dann gehe es zwar um einen "Titel mit Prestige", sagt Mourinho, doch viel interessanter ist seine zweite Einschätzung: Für den Premier-League-Club sei die Partie lediglich "eine Standortbestimmung".

Mourinho hat gar keine Lust, seiner alten Streit-Geschichte mit dem neuen Bayern-Coach Josep Guardiola ein weiteres Kapitel hinzuzufügen, die sich während der gemeinsamen Zeit der beiden in der spanischen Primera División entwickelte, als der Portugiese für Real Madrid an der Seitenlinie stand und Guardiola für den FC Barcelona. "Es geht nicht um uns", sagt er nun, sichtlich genervt von dem Thema.

Völlig neue Offensive

Mourinho, selbst erst seit Sommer bei Chelsea, ist nämlich gerade damit beschäftigt, bei den Londonern ein Team nach seinen Vorstellungen zu formen. Und das ist Arbeit genug. Viele Spieler des Teams von 2012, das dem FC Bayern im dramatischen "Finale dahoam" ein Trauma zufügte, sind zwar noch im Kader - und doch hat die Mannschaft ein anderes Gesicht, vor allem in der Offensive: Didier Drogba, 2012 der überragende Mann, ist nicht mehr dabei. Im Mittelfeld kamen bereits in der vergangenen Spielzeit der Brasilianer Oscar und Eden Hazard. In dieser Spielzeit waren es dann der an Bremen ausgeliehene Kevin de Bruyne, Mittelfeldspieler Willian und André Schürrle.

De Bruyne und Schürrle wechselten aus der Bundesliga nach England - und verstärken den ohnehin schon hochkarätig besetzten Kader in Mittelfeld und Angriff von Chelsea, in dem sich auch noch so begabte Spieler wie Frank Lampard, John Obi Mikel oder Michael Essien tummeln. In dieser Hinsicht ähnelt der FC Chelsea dem Gegner aus München.

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FC Chelsea: Neu, neu, neu!

Foto: Alexander Hassenstein/ Bongarts/Getty Images

Für Schürrle wird es ein harter Konkurrenzkampf, mit offenem Ausgang. Mourinho scheint ihm einiges zuzutrauen, beim 0:0 gegen Manchester United am Montag spielte der deutsche Nationalspieler von Beginn an. Zunächst als einzige Spitze, später dann auf seiner Stammposition auf dem linken Flügel. Schürrle ist begeistert von Mourinho: "Er spricht mit den Spielern und sagt ihnen, was er von ihnen verlangt. Er hat ein Konzept, das er umgesetzt haben will von den Spielern."

Sieben Trainer kamen nach Mourinho

Der Trainer ist es auch, der den zweiten wichtigen Unterschied zum Team von 2012 ausmacht. Mourinho, von 2004 bis 2007 schon einmal im Club (zwei Meisterschaften), hat ein anderes Standing als seine Nachfolger, die gleichzeitig auch seine Vorgänger sind. Nach ihm kamen sieben (!) Trainer, darunter verdiente Vertreter wie Luiz Felipe Scolari, Guus Hiddink, Carlo Ancelotti und Rafael Benítez. Doch keiner konnte sich lange halten.

Für seine wichtigste Baustelle, die Stürmerposition, hatte Mourinho lange auf die Verpflichtung von Manchester Uniteds Wayne Rooney gehofft, und tut es wohl noch immer. "We'll sign you next week!", sangen die Chelsea-Fans beim Duell gegen ManUnited. Der Coach hat sich aber schon für den Fall abgesichert, dass es mit Rooney nicht klappt: Mourinhos alter Bekannter Samuel Eto'o kommt vom russischen Club Anschi, er unterschrieb einen Einjahresvertrag. Der Kameruner und Mourinho hatten 2010 gemeinsam mit Inter Mailand die Champions League gewonnen - gegen den FC Bayern.

Pleite 2010, Drama 2012, Trainer-Differenzen: Für die Münchner scheint der Supercup einen größeren Stellenwert zu haben als für Mourinho und Chelsea. Natürlich geht es um Revanche, natürlich will Guardiola gegen Mourinho gewinnen. Dafür hat er in Freiburg sogar die halbe Mannschaft geschont. "Wir haben noch eine kleine Rechnung zu begleichen", sagt auch Torhüter Manuel Neuer.

Auch für Club-Boss Karl-Heinz Rummenigge ist es etwas persönliches: "Wir haben den Supercup dreimal gespielt", erinnert Rummenigge an die Pleiten gegen Dynamo Kiew (1975), den RSC Anderlecht (1976) und den FC Liverpool (2001), "zweimal war ich als Spieler dabei - und immer standen wir mit leeren Händen da. Es wird höchste Zeit, diese Statistik aufzupolieren."

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