Korruptionsvorwürfe Fifa-Chef Blatter tritt zurück

Damit hatte keiner gerechnet: Völlig überraschend hat Fifa-Präsident Joseph Blatter seinen Rücktritt angekündigt - wenige Tage nach seiner Wiederwahl. Angeblich ermittelt das FBI gegen Blatter, berichtet der US-Sender ABC.
Korruptionsvorwürfe: Fifa-Chef Blatter tritt zurück

Korruptionsvorwürfe: Fifa-Chef Blatter tritt zurück

Foto: VALERIANO DI DOMENICO/ AFP/Getty Images

Joseph Blatter hat seinen Rücktritt als Präsident des Fußball-Weltverbandes Fifa angekündigt. Das gab der 79 Jahre alte Schweizer bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz in Zürich bekannt. Vier Tage nach seiner erneuten Wahl zog Blatter damit nach den nicht endenden Korruptionsvorwürfen gegen die Fifa die Konsequenzen.

Der US-Sender ABC will in Erfahrung gebracht haben, dass das FBI gegen Blatter ermittle. Der Sender beruft sich auf Insider, die mit der Angelegenheit vertraut seien. Eine Bestätigung hierfür gibt es nicht.

Blatter selbst sagte: "Ich möchte nur das Beste für die Fifa. Die Wahlen sind vorbei, aber die Verwicklungen der Fifa haben kein Ende genommen in dem Skandal." Der Weltverband brauche nun eine "grundlegende Veränderung" (lesen Sie hier Blatters Rede im Wortlaut).

Die US-Regierung bestreitet, Blatter aus dem Amt gedrängt zu haben. Marie Harf, Sprecherin im US-Außenministerium, verneinte eine entsprechende Nachfrage eines Journalisten. "Die Vereinigten Staaten haben keine Position zu der Frage, wer der Präsident der Fifa ist", sagte Harf. Die Sprecherin fügte hinzu: "Ich tendiere außerdem dazu, American Football etwas mehr Beachtung zu schenken."

Ein neuer Fifa-Präsident soll nun bei einem außerordentlichen Kongress gewählt werden, bis dahin bleibt Blatter im Amt, die aktiven Geschäfte führt ab sofort aber Domenico Scala, der Chef der Buchprüfungskommission der Fifa. Der Italiener sagte, frühester Termin für die Wahlen sei gemäß der Statuten in vier Monaten. Das könne bis März 2016 dauern. Der nächste reguläre Fifa-Kongress ist erst für den 12. und 13. Mai 2016 in Mexiko-Stadt vorgesehen. "Dies würde eine unnötige Verzögerung bedeuten", sagte Blatter.

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"Wir brauchen jetzt Zeit, den bestmöglichen Kandidaten für dieses Amt zu finden", sagte Blatter. "Wir müssen große Reformen einleiten. Ich stelle mein Mandat zur Verfügung, ich habe hart für Veränderungen und Reformen gekämpft. Aber ich kann das nicht alleine machen."

Am Mittwoch waren kurz vor dem Fifa-Kongress sieben hochrangige Funktionäre des Weltverbandes verhaftet worden, darunter zwei Fifa-Vizepräsidenten. In den USA werden insgesamt 14 Personen in einer 161-seitigen Anklageschrift schwer belastet. Wie der Schweizer Generalstaatsanwalt am Dienstag mitteilte, werde aber zumindest in Blatters Heimat nicht gegen den Noch-Fifa-Boss selbst ermittelt.

Bei der Pressekonferenz in Zürich sagte Blatter: "Was mir mehr als alles andere bedeutet, ist, dass, wenn alles vorbei ist, der Fußball der Gewinner ist." Anschließend bedankte sich Blatter bei "allen Unterstützern und Wegbegleitern" und verließ den Saal. Nachfragen waren nicht zugelassen.

luk/zaf/dpa/sid
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