Klopps Final-Pleite in der Europa League "Das ist nicht Gottes Plan"
Die Ausgangslage: Vor allem ging es natürlich um den Pokal - aber auch um die Champions League. Denn dafür qualifiziert sich der Europa-League-Sieger. Sowohl Liverpool als auch Sevilla hatten die Qualifikation über die Liga verpasst. Dennoch standen würdige Mannschaften im Endspiel: Beide Teams hatten sich im Halbfinal-Rückspiel souverän durchgesetzt. Sevilla wollte den Pokal zum dritten Mal in Folge holen, Jürgen Klopp wollte in seiner ersten Saison als Liverpool-Trainer seinen ersten internationalen Titel gewinnen.
Das Ergebnis: 3:1 für Sevilla. Hier geht's zum Spielbericht.
Die Aufstellungen:
Liverpool: Mignolet - Clyne, Lovren, Touré, Moreno - Milner, Can - Lallana, Firmino, Coutinho - Sturridge
Sevilla: Soria - Mariano, Rami, Carriço, Escudero - Krychowiak, N'Zonzi - Coke, Banega, Vitolo - Gameiro
Erste Hälfte: Liverpool war nach vorsichtigem Beginn die bessere Mannschaft. Daniel Sturridge scheiterte zweimal, bevor er mit einem sehenswerten Außenrist-Schlenzer traf. Seine Abseitsstellung verhinderte danach Dejan Lovrens Kopfballtor. Sevilla, das nur durch Gameiros spektakulären Fallrückzieher knapp neben das Tor auffällig wurde, war gut bedient und profitierte dabei noch von zwei klaren Fehlentscheidungen (siehe Fehlentscheidungen).
Zweite Hälfte: 17 Sekunden brauchte Kevin Gameiro für Sevillas Ausgleich. Zwei Minuten später hätte er das Spiel drehen können - genauso, als er in der 60. Minute freistehend zum Abschluss kam. Coke machte es besser und erzielte die Führung für die Spanier - und legte zehn Minuten später das 3:1 nach.
Frage des Abends: Warum kann nicht auch bei einem Endspiel einfach Fußball gespielt werden? Vor dem Anpfiff gab es eine Choreografie inklusive einer leicht (beziehungsweise fast gar nicht) bekleideten Sängerin und rhythmischer Sportgymnastik - begleitet von gelegentlichen Pfiffen auf der Tribüne. "Die Stimmung auf dem Höhepunkt", kommentierte Markus Höhner bei Sport1. Hoffentlich nicht.
Idioten des Spiels: Noch früher, eine halbe Stunde vor Anpfiff, lieferten sich einige Zuschauer eine handfeste Auseinandersetzung im Stadion. Ordnungskräfte bekamen die Situation nach ein paar Minuten unter Kontrolle.

Ausschreitungen vor dem Spiel
Foto: Lars Baron/ Getty ImagesFehlentscheidung des Spiels I: Sevillas Daniel Carriço wehrte den Ball im Strafraum mit der Hand ab - es hätte Elfmeter geben müssen, gab es aber nicht (13. Minute).
Fehlentscheidung des Spiels II: Sevillas Grzegorz Krychowiak wehrte den Ball im Strafraum mit der Hand ab - es hätte Elfmeter geben müssen, gab es aber nicht (41.). Nein, Sie haben sich nicht verlesen. Das ist wirklich zwei Mal passiert. Eine dritte Hand-Szene in Sevillas Strafraum war zumindest strittig.
Zuschauer des Spiels: Schiedsrichter Jonas Eriksson hier wegen der nicht gegebenen Elfmeter zu nennen, wäre zu viel. Für die Torlinienrichter passt es aber allemal. Die Uefa verwendete erstmals in der Europa League die Torlinientechnik. Die zusätzlichen Unparteiischen standen dennoch an den Grundlinien - und blieben auch bei strittigen Entscheidungen wie gewohnt passiv.
Rekord des Spiels: Kein Klub konnte den Champions-League-Titel je verteidigen. Das gilt nicht für die Europa League: Sevilla hat den Pokal nun als erster Verein sogar gleich dreimal in Folge gewonnen - das gab es auch zu Uefa-Cup-Zeiten nicht. Und Unai Emery ist der erste Trainer der Geschichte, der drei europäische Titel in Folge gewinnt.
Trauma des Spiels: Es war nicht nur Jürgen Klopps fünftes siegloses Spiel im fünften Anlauf gegen Sevilla. Es war auch seine fünfte Finalniederlage in Folge (Champions League 2013, DFB-Pokal 2014, DFB-Pokal 2015, League Cup 2016, Europa League 2016). Der Sportnachrichtenagentur SID sagte er: "Das wird sich auch mal ändern, irgendwann. Wir müssen wohl noch mehr Finals erreichen. Ich glaube nicht, dass es Gottes Plan ist, mich ständig in Endspiele zu schicken und mir dann einen drüber zu geben."
Erkenntnis des Spiels: Der St.-Jakob-Park ist nicht Anfield. Anders als im Viertelfinale gegen Dortmund schaffte Liverpool es diesmal nicht, einen 1:3-Rückstand noch zu drehen. Die Reds fehlen damit in der kommenden Saison im internationalen Wettbewerb. Und "You'll Never Walk Alone" hallte trotzdem durch die Basler Nacht.