Kader für die Fußball-WM Löw setzt auf die Bayern-Achse
Hamburg - "Lassen wir uns jetzt gemeinsam überraschen", hatte -Pressesprecher Harald Stenger noch vor der Bekanntgabe des deutschen WM-Aufgebots erklärt. Damit schoss er etwas über das Ziel hinaus, denn der ganz große Coup blieb aus.
Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika
Im erweiterten Kader für die (11. Juni bis 11. Juli), den Bundestrainer am Donnerstag verkündete, stehen die bekannten und erwarteten Namen. Lediglich den Hamburger Verteidiger Dennis Aogo hatten nicht alle Beobachter auf dem Zettel für das 27-köpfige vorläufige Aufgebot. Vier Spieler werden allerdings bis zur Nominierung des endgültigen Kaders am 1. Juni noch gestrichen.
Das Gerüst des Teams bilden sieben Spieler des Rekordmeisters FC Bayern München. Neben den in der Nationalelf etablierten Profis wie Bastian Schweinsteiger, Miroslav Klose, Philipp Lahm oder Mario Gomez hat Löw auch die beiden Jungstars Thomas Müller und Holger Badstuber berufen. Dass auch Bayern-Torwart Hans-Jörg Butt nach dem Ausfall des Leverkusener Keepers René Adler zum Aufgebot gehört, war allgemein erwartet worden. "Die Bayern sind zuletzt sehr dominant aufgetreten, gerade in den internationalen Spielen", sagte Löw.
HSV, Stuttgart und Bremen stellen nach Bayern das Gros
Neben den Bayern stellen der Hamburger SV, der VfB Stuttgart und Werder Bremen mit je vier Spielern das Gros des Aufgebots. Mit dabei ist auch der verletzte Hamburger Marcell Jansen, den man allerdings, so Löw, "noch speziell behandeln muss". Ob Jansen zur WM noch fit wird, ist offen.

DFB-Nominierung: Der Kader für die WM
"Der Kader ist das Resultat von jahrelangen Analysen, die wir gemacht haben. Wir haben in diese Spieler absolutes Vertrauen", sagte Löw. Das gilt allerdings nicht für zwei Akteure: Außer dem Schalker Kevin Kuranyi, dem der Bundestrainer schon am Montag abgesagt hatte, fehlt auch Mittelfeldspieler Thomas Hitzlsperger von Lazio Rom, der zuletzt formschwach war. Enttäuschung herrschte auch beim noch amtierenden Deutschen Meister VfL Wolfsburg. Weder Abwehrspieler Marcel Schäfer noch Mittelfeldakteur Christian Gentner fanden Aufnahme in den Kader.
Fünf weitere Spieler berief Löw ausschließlich für das Testländerspiel gegen Malta ins Team. Diese Spieler, der Mönchengladbacher Marco Reus, die Dortmunder Kevin Großkreutz und Mats Hummels, Stefan Reinartz aus Leverkusen und der Lauterer Torwart Tobias Sippel, haben keine Chance auf ein WM-Ticket.
Zahlreiche Spieler kommen erst später
Die Vorbereitung auf die WM beginnt in der kommenden Woche. Zahlreiche Spieler stehen dem Trainerstab dann jedoch noch nicht zur Verfügung. Die Profis von Werder Bremen und Bayern München fehlen, weil noch das Pokalendspiel Werder gegen Bayern (15. Mai, Liveticker SPIEGEL ONLINE) und das Champions-League-Finale Bayern München gegen Inter Mailand (22. Mai, 20.45 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) anstehen. Auch Kapitän Michael Ballack stößt erst später zur Mannschaft. Er muss noch das englische Pokalfinale mit dem FC Chelsea bestreiten. "Wahrscheinlich war eine Vorbereitung noch nie so kompliziert wie bei diesem Male", so Löw.
Der Bundestrainer verdeutlichte noch einmal seine Überlegungen, den Kader so zu nominieren, wie er es gemacht hat. "Es ist unsere Aufgabe, das beste Team zusammenzustellen und nicht unbedingt nur die aktuell individuell besten Spieler zu berufen", sagte er - eine deutliche Anspielung auf den Fall Kuranyi. Zudem gehe es nicht darum, "wöchentlichen öffentlichen Empfehlungen zu folgen".
Dass er auch Spieler nominiert habe, die in ihrem Verein zum Teil keinen Stammplatz besitzen, mache ihm keine Sorgen: "Wir kennen die Möglichkeiten und Qualitäten jedes Einzelnen ganz genau."