Fußballspiel im Khalifa-Stadion in Doha (2011)
Foto:DPA
Nach dem Vorwurf der Terrorunterstützung wird Katar von deutschen Spitzenpolitikern als WM-Gastgeber mehr denn je infrage gestellt. "Die Vorwürfe wiegen zu schwer. Die Diskussion über die Austragung der Fußballweltmeisterschaft in Katar muss ernsthaft geführt werden", sagte Unionsfraktionschef Volker Kauder der "Passauer Neuen Presse".
Die Fußball-WM 2022 soll in Katar stattfinden. Kauder sagte dazu, es sei kaum vorstellbar, dass in einem Land, aus dem der Terrorismus massiv unterstützt werde, ein WM-Turnier ausgetragen werden könne. Das Emirat müsse nun zur Aufklärung beitragen.
Saudi-Arabien und weitere arabische Staaten haben alle diplomatischen Beziehungen zu Katar abgebrochen. Sie werfen dem Golf-Emirat unter anderem die Unterstützung von Terrororganisationen vor. (Alle Hintergründe zur Katar-Krise finden Sie hier.)
Auch die Grünen äußern Kritik am WM-Land Katar. "Die aktuelle Entwicklung ist nur ein weiterer trauriger Beleg dafür, dass Katar als Austragungsort für eine Fußball-WM denkbar ungeeignet ist", sagte Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth der "Welt".
In der "Saarbrücker Zeitung" forderte Roth DFB-Präsident Reinhard Grindel auf, sich als Mitglied des Fifa-Councils für klare Kriterien bei WM-Vergaben einzusetzen.
Grindel hatte am Vortag betont, dass er die Situation in Katar mit der Bundesregierung erörtern wolle.
Videoanalyse zu Katar: Was hinter der Isolation steckt
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Volkswagen: Der Staatsfonds Qatar Investment Authority hält über seine Tochter Qatar Holding 17 Prozent der Stimmrechte bei VW. Damit sind die Araber hinter der Porsche Automobil Holding (die den Familien Piëch und Porsche gehört) und dem Land Niedersachen drittmächtigster Eigentümer.
Deutsche Bank: Seit 2014 sind der ehemalige katarische Premierminister Hamad Bin Jassim Bin Jabor Al-Thani und der ehemalige Emir Hamad Bin Khalifa Al-Thani Großaktionäre bei Deutschlands größtem Finanzinstitut. Zusammen halten sie rund sechs Prozent der Anteile; damit waren sie bis vor Kurzem die wichtigsten Einzelaktionäre. Im Mai gab die Deutsche Bank bekannt, dass nunmehr der chinesische Investor HNA Nummer eins ist: mit knapp zehn Prozent.
Solarworld: Das staatsnahe Unternehmen Qatar Solar Technologies rettete 2013 den deutschen Solarkonzern vor der Pleite, als es 29 Prozent der Anteile kaufte. Gemeinsam bauten Araber und Deutsche in Katar eine Solarfabrik auf, die gerade den Betrieb aufnimmt. Solarworld hat vor wenigen Wochen Insolvenz beantragt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Qatar Solar Technologies die Bonner Firma ganz übernimmt.
Hapag-Lloyd: Seit der erst Ende Mai vollzogenen Fusion der Hamburger Containerreederei mit dem arabischen Wettbewerber UASC gehören 14,1 Prozent des Unternehmens dem Staat Katar.
Harrods: Seit 2010 ist der Staatsfonds Qatar Investment Authority über seine Tochter Qatar Holding Eigentümer des Londoner Nobelkaufhauses. Im Herbst 2014 riefen britische Aktivisten zum Boykott von Harrods auf, mit der Behauptung, Katar unterstütze den Terrorismus. Es half wenig. Vergangenes Jahr verbuchte Harrods einen Rekordumsatz und den größten Profit der Unternehmensgeschichte.
Glencore: Mit 153 Milliarden Dollar Umsatz und mehr als 150.000 Arbeitnehmern ist der offiziell in der Schweiz ansässige Rohstoffhandels- und Bergbaukonzern eines der mächtigsten Unternehmen der Welt. Die Qatar Investment Authority ist mit einem Anteil von neun Prozent der größte Einzelaktionär.
Rosneft: Im Dezember 2016 kauften Glencore und die Qatar Investment Authority zusammen 19,5 Prozent am staatlichen russischen Ölgiganten, für kolportierte elf Milliarden Dollar.
Empire State Building: Im August 2016 erwarb der Staatsfonds Qatar Investment Authority 9,9 Prozent der Anteile am Empire State Realty Trust Inc., dem Eigentümer des Empire State Building und weiterer Immobilien in New York.
IAG: Die staatliche Fluglinie Qatar Airways hat in den vergangenen Monaten ihren Anteil an der Muttergesellschaft von British Airways und Iberia weiter ausgebaut, und hält nun 20 Prozent der Anteile.
The Shard: Mit 310 Metern ist der 2012 fertiggestellte Wolkenkratzer in London das höchste Gebäude in der EU. Zu 95 Prozent gehört The Shard dem Staat Katar.
Barclays/London Stock Exchange: Seit der Finanzkrise von 2008 ist der Staatsfonds Qatar Investment Authority Miteigentümer der britischen Großbank und der Börse: zurzeit mit sechs Prozent bei Barclays und 10,3 Prozent bei der LSE.
Olympisches Dorf London: 557 Millionen Pfund (umgerechnet nach heutigem Wechselkurs rund 600 Millionen Euro) hat Qatar Diar, eine Tochter der Qatar Investment Authority, für das ehemalige Sportlerdorf bezahlt. Bis zu 2800 Wohnungen will der Eigentümer auf dem Gelände bauen. Insgesamt hat Katar britischen Medienberichten zufolge rund 40 Milliarden Pfund (46 Milliarden Euro) im Vereinigten Königreich investiert. In den kommenden Jahren sollen es noch mehr werden, hat die Regierung aus Doha angekündigt.
Paris Saint-Germain: Seit 2011 ist die Qatar Sports Investment Eigentümer des Hauptstadtklubs. Dank der Millioneninvestments der Araber haben die Fußballer und die Handballer seither je vier französische Meistertitel gewonnen.
Lagardère: An der französischen Mediengruppe, die unter anderem das Magazin "Paris Match" herausgibt, hält Qatar Holding 16,7 Prozent der Stimmrechte und ist damit der mächtigste einzelne Eigentümer.
Credit Suisse: Die vom Staat Katar kontrollierte Qatar Holding hält 17,98 Prozent der Stimmrechte an der Schweizer Großbank. In den vergangenen Wochen hat sie ihren Anteil ausgebaut.
Tiffany: Der Staatsfonds Qatar Investment Authority hält mehr als zehn Prozent der Anteile am New Yorker Juwelier und Luxusgüterhersteller.
Al Jazeera: Der Nachrichtensender wurde von der katarischen Herrscherfamilie gegründet und wird von ihr finanziell unterstützt. Das Herrscherhaus bestreitet redaktionelle Einflussnahme.
FC Barcelona: Seit Jahren sind verschiedene Unternehmen und Stiftungen aus Katar Trikotsponsor von Lionel Messi, Neymar, Luis Suárez und Co.; Qatar Airways soll dafür in der gerade abgelaufenen Saison rund 35 Millionen Euro bezahlt haben. Von der kommenden Spielzeit an verdrängt aber das japanische E-Commerce-Unternehmen Rakuten die Araber als Hauptsponsor.
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