Klinsmanns WM-Kader Kuranyi draußen, Odonkor dabei
Hamburg - Klinsmann berief heute in der Berliner Vertretung von Mercedes-Benz 23 Spieler für die WM in Deutschland (9. Juni bis 9. Juli). Freuen dürfen sich der Leverkusener Verteidiger Jens Nowotny sowie Stürmer Oliver Neuville (Borussia Mönchengladbach), deren Traum von der WM-Teilnahme in Erfüllung ging. Der Dortmunder David Odonkor ist sensationell ebenfalls dabei. Nicht mit dabei sind die Schalker Kevin Kuranyi und Fabian Ernst sowie der Bremer Patrick Owomoyela.
Eine weitere Überraschung: Anstatt des etablierten Stürmers Kuranyi nominierte Klinsmann auch den Wolfsburger Mike Hanke, obwohl dieser wegen seiner Roten Karte vom Konföderationen-Cup für die ersten beiden WM-Partien gesperrt ist. Die Sensation ist jedoch David Odonkor. Der 22-jährige Dortmunder hat noch kein A-Länderspiel absolviert und in dieser Bundesligasaison in 33 Spielen ein Tor erzielt und fünf Vorlagen gegeben. "Nach dem Verlust von Sebastian Deisler haben wir uns für Odonkor entschieden. Er kann uns auf dieser Position (rechtes offensives Mittelfeld; Anm. der Red.) weiterhelfen", sagte Klinsmann. Odonkors Stärken seien "Frechheit, Schnelligkeit und Unbekümmertheit".
In einer Pressemitteilung des DFB wird Odonkor mit einer ersten Reaktion zitiert: "Ich freue mich riesig, das ist beinahe unglaublich. Die Nominierung ist für mich eine große Ehre und ein riesiger Ansporn", so Odonkor. Er denke, dass der Bundestrainer in der abgelaufenen Saison "sehr aufmerksam das Auftreten der jungen Spieler registriert hat und es mir deshalb noch gelungen ist, in letzter Minute auf den WM-Zug aufzuspringen."
Scholl spielte keine Rolle
Nowotnys Nominierung begründete der Bundestrainer mit der aktuellen Verletzung Christoph Metzelders, zudem könne der Leverkusener "die Variationsmöglichkeiten in der Abwehr" erhöhen. Die Hauptaufgabe des 32-jährigen Verteidigers sei aber der "Zusammenbau der Gemeinschaft".
Nowotny setzte sich gegen die jüngeren Lukas Sinkiewicz (1. FC Köln) und den Mainzer Manuel Friedrich durch.
Hanke habe sich durch die Fähigkeit, "aggressiv in die Zweikämpfe zu gehen und dort seinen Mann zu stehen", die Berufung verdient. Hanke sei wie auch Neuville "seit Monaten gut drauf", betonte Klinsmann. "Neuville ist links und rechts viel unterwegs."
Der Stuttgarter Thomas Hitzlsperger steht ebenso überraschend im 23-köpfigen Kader und galt bis heute eigentlich lediglich als Abruf-Kandidat. Patrick Owomoyela fehlt hingegen im Aufgebot, obwohl der Bremer in Klinsmanns Amtszeit zu den Gesetzten gehört hatte.
Der Bundestrainer äußerte sich auch zum Thema Mehmet Scholl. Zuletzt hatte es Forderungen gegeben, den Münchner als "Edeljoker" zu berufen. Scholl habe jedoch "in unseren Überlegungen keine Rolle gespielt", so Klinsmann. Zur allgemeinen Ausrichtung der Mannschaft erklärte der 41-Jährige: "Mit diesem Kader haben wir verschiedene Optionen. Wir können im Spiel umstellen, wenn dies angebracht sein sollte."
Das deutsche WM-Aufgebot:
Tor: 1 Jens Lehmann (FC Arsenal), 12 Oliver Kahn (Bayern München), 23 Timo Hildebrand (VfB Stuttgart)
Abwehr: 3 Arne Friedrich (Hertha BSC Berlin), 17 Per Mertesacker (Hannover 96), 4 Robert Huth (FC Chelsea), 21 Christoph Metzelder (Borussia Dortmund), 6 Jens Nowotny (Bayer Leverkusen), 16 Philipp Lahm (Bayern München), 2 Marcell Jansen (Borussia Mönchengladbach)
Mittelfeld: 7 Bastian Schweinsteiger (Bayern München), 19 Bernd Schneider (Bayer Leverkusen), 8 Torsten Frings (Werder Bremen), 5 Sebastian Kehl (Borussia Dortmund), 18 Tim Borowski (Werder Bremen), 13 Michael Ballack (Bayern München), 22 David Odonkor (Borussia Dortmund), 15 Thomas Hitzlsperger (VfB Stuttgart)
Angriff: 11 Miroslav Klose (Werder Bremen), 20 Lukas Podolski (1. FC Köln), 14 Gerald Asamoah (Schalke 04), 10 Oliver Neuville (Borussia Mönchengladbach), 9 Mike Hanke (VfL Wolfsburg)
Auf Abruf: Robert Enke (Hannover 96), Manuel Friedrich (FSV Mainz 05), Patrick Owomoyela (Werder Bremen), Fabian Ernst (Schalke 04), Paul Freier (Bayer Leverkusen), Kevin Kuranyi (Schalke 04)
goe