Europacup-Reform Dieser Weg wird kein leichter sein

Um ihn geht es: Den Champions-League-Pokal
Foto: Susana Vera REUTERSDer Gegenwind für die Pläne zur Reform der europäischen Wettbewerbe weht stärker. Die Vertreter der größten europäischen Vereine haben Bedenken gegen die geplante Veränderung des Europapokals. Bei der außerordentlichen Generalversammlung der Europäischen Klubvereinigung ECA in Malta erneuerten Klubvertreter die Kritik, die in den vergangenen Wochen bereits von Repräsentanten der europäischen Ligen geäußert worden war.
Demnach sollen einige der reichsten und mächtigsten Vereine in den Beratungen darauf bestanden haben, dass eine Reform der Champions League und der Europa Leagues 1 und 2 nicht den nationalen Ligen wie Bundesliga oder Premier League schaden dürfe.
Die ECA hatte vor einigen Wochen ein Pyramiden-Konzept für die europäischen Klubwettbewerbe vorgeschlagen, bei dem 24 von 32 Teams nach einer Champions-League-Saison in der Königsklasse verbleiben und acht Mannschaften durch Aufstieg aus der Europa League und über Qualifikation ihrer jeweiligen Ligen dazustoßen sollen.
Bundesliga und Premier League machen mobil
Das Modell war insbesondere bei den Chefs der europäischen Ligen auf Kritik gestoßen, weil sie dadurch einen Bedeutungsverlust ihrer nationalen Wettbewerbe fürchten. Die Bundesliga und die Premier League hatten sich zuletzt geschlossen mit allen Vereinen gegen diesen Plan gestellt. Darauf gingen einige Klubs in Malta nun ein und mahnten ein Gleichgewicht zwischen europäischem und nationalem Wettbewerb an. Es steht zudem der Vorschlag im Raum, dass die ECA gemeinsam mit den europäischen Ligen eine Studie durchführen könnte, um zu ermitteln, welches Konzept den geringsten Schaden verursachen würde.
"Keine Lösung wird 100 Prozent Zufriedenheit erzeugen", sagte ECA-Chef und Juventus-Klubboss Andrea Agnelli bei einer Pressekonferenz am Freitag. "Wenn wir mit der Reform 70 bis 80 Prozent Zufriedenheit erreichen, ist das schon ein großartiges Ergebnis."

ECA-Boss Andrea Agnelli beim Dicke-Bretter-Bohren
Foto: Laurie Dieffenbacq PABei der Generalversammlung in Malta nahmen 156 Klubrepräsentanten aus 48 Ländern teil. Ihre Interessen bei der Reform der europäischen Wettbewerbe sind sehr unterschiedlich. Während Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge noch kürzlich im Gespräch mit dem SPIEGEL fragte, ob eine Reform überhaupt notwendig sei, scheint der Wunsch nach Veränderung bei Klubs aus kleineren Ländern ausgeprägter. Der ECA-Vizepräsident Aki Riihilahti, der den finnischen Klub HJK Helsinki führt, nannte die Reform eine Notwendigkeit: "Das aktuelle System funktioniert für viele Länder nicht."
Knackpunkt ist das Bleiberecht in der Champions League
Klubs aus kleineren Märkten würden sich generell über mehr europäische Spiele freuen. Doch gleichzeitig zeigten sich viele Vereinsvertreter besorgt, dass ihren Spielern zu viele Partien pro Saison zugemutet werden könnten.
Agnelli äußerte sich zufrieden, dass Skepsis und Ängste einiger Klubs bei dem ECA-Treffen "weggefegt" worden seien. Tatsächlich lobten viele Konferenzteilnehmer den offenen Austausch in den Diskussionsrunden. Doch Einigkeit herrscht unter den Vereinen noch längst nicht. Insbesondere der Vorschlag, 24 Mannschaften ein Bleiberecht für die Champions League zuzusichern, stößt weiterhin auf große Ablehnung. Kritiker fürchten, dass dies ein Schritt hin zu einer geschlossenen europäischen Superliga sein könnte.
Der Geschäftsführer des Schweizer Klubs Young Boys Bern, Wanja Greuel, nannte die ECA-Versammlung in einem Statement nach der Konferenz "historisch", weil "zum allerersten Mal Vereine aus ganz Europa ihre klare Ablehnung zum aktuellen Vorschlag geäußert" hätten. Er habe das Gefühl, dass die Mehrheit der Klubs dieser Reform widerstehen werde und forderte ein "anderes europäisches Fußballmodell", das allen Klubs dienen solle und nicht nur der europäischen Elite.
ECA General Secretary Michele Centenaro informs members of the ECA consultation timeline on the reform of UEFA Club Competitions #ECASpecialGeneralAssembly pic.twitter.com/E3Pi1MALlZ
— ECA (@ECAEurope) June 6, 2019
Ähnlich positionierte sich auch Schalkes Vorstand Peter Peters: "Beinahe alle europäischen Klubs sind nicht überzeugt" vom bisherigen Modell, sagte er, die Diskussionen müssten an sich beim Punkt Null wieder beginnen.
Agnelli betonte, dass noch nichts an dem aktuellen Vorschlag in Stein gemeißelt sei. "Das ist nur der Beginn eines Prozesses", sagte der Italiener. Die ECA will in den kommenden Monaten die Details ihres Reformvorschlags ausarbeiten und Fragen zur Gelderverteilung und des Spielkalendars klären.
Für den 11. September hat Uefa-Präsident Aleksander Ceferin die ECA und Vertreter der europäischen Ligen zu einem gemeinsamen Gespräch eingeladen. Ende November will die Klubvereinigung schließlich ihre Überlegungen zum neuen Konzept abschließen und der Uefa übermitteln. Bis dahin gilt es, die Wünsche sehr unterschiedlicher Interessenvertreter unter einen Hut zu bringen.