Bayern-Niederlage gegen Chelsea Das Spiel des Lebens - und wie man es verspielt

Nach der Finalniederlage gegen Chelsea sprachen Profis, Trainer und Offizielle, selbst Journalisten, von Pech. Dabei fehlten den Bayern der Esprit und der Mut, aus den gewohnten Abläufen auszubrechen.
Bayern-Profi Robben: Verschossener Elfmeter im Champions-League-Finale

Bayern-Profi Robben: Verschossener Elfmeter im Champions-League-Finale

Foto: Lars Baron/ Bongarts/Getty Images

Seltsam, wie Sat.1, die Bayern-Spieler, der Trainer und der alt gewordene Franz Beckenbauer immer wieder sagten, dass es ausschließlich Pech gewesen sei. "Es sollte nicht sein." Schicksal. "Nicht erklärbar." 125 Minuten lang redete der Kommentator Wolff-Christoph Fuss vor sich hin und sagte doch nur, dieses Spiel sei nicht zu verstehen.

Das war Pech, ja klar. Die bessere Mannschaft hat das Champions-League-Finale im Elfmeterschießen verloren. Das ist gemein. Aber die bessere Mannschaft hat sich nicht gut bewegt, war eher langsam oder jedenfalls stets im selben Tempo unterwegs und überraschte niemanden.

Was hätte das Borussia Dortmund der Rückrunde mit diesem zaghaften FC Chelsea gemacht? Das funktioniert nicht, wenn sechs Spieler stehen. Die bessere Mannschaft hatte am Samstag zwar meistens den Ball, aber vor dem Tor ging sie ungenau mit ihm um. Dass Chelsea so atemberaubend verteidigt habe, ist nicht wahr; es hielten sich nur viele Verteidiger im Strafraum auf. Wie viele Torchancen haben die Bayern herausgespielt?

Und die bessere Mannschaft hat schlecht ausgewechselt. Thomas Müller geht, Daniel van Buyten kommt, fünf Minuten vor Schluss, das ist ein Bundesliga-Wechsel, für eine mögliche Verlängerung war er entsetzlich. Wer sollte in der Verlängerung das Spiel gewinnen? Und selbst eine bessere Mannschaft darf einem Mann wie Arjen Robben an solch einem Tag nicht jeden ruhenden Ball überlassen.

Robben konnte nichts damit anfangen. Und wenn man das sieht, muss man entweder reagieren - oder man verschwendet 13, 15, 17 Ecken, jede Menge Freistöße, letztlich einen Elfmeter. Die Bayern haben zu vieles nicht gewagt: etwas zu verändern; oder Robben zu sagen: "Nein, tut uns leid, diesen, den wichtigsten Elfmeter unserer Vereinsgeschichte schießt einer ohne Nerven"; und damit eine Hierarchie, die Gewohnheiten und die Sicherheit dieses "Das macht Robben, das machen wir nämlich immer so" umzuwerfen und etwas zu riskieren.

Dass man Chancen nutzen sollte und sich nicht so gleichmütig verhalten darf, als werde es schon irgendwie irgendwann und jedenfalls automatisch gut gehen, ist im Sport nun wirklich keine neue Erkenntnis. Ein schreckliches Wort: Killer-Instinkt. Besser: Wagemut. Auf Englisch: Take it now - it might not come back.

Chelsea wusste, auf welche Weise es dieses Spiel gewinnen konnte. Didier Drogba wollte die eine Ecke, diesen einen Kopfball, diesen letzten Elfmeter haben wie nichts anderes auf der Welt. Das ist das wirklich Traurige für Jupp Heynckes, Bastian Schweinsteiger und die Münchner: dass sie's verschenkt haben.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten