

Jens Keller hat in dieser Woche in der "Sport Bild" verklausuliert, aber doch ziemlich eindeutig seinen Rücktritt angedroht. "Es nervt unendlich, wenn man seit 20 Monaten gute Arbeit macht und nach einem Spiel sofort wieder hinterfragt wird. Natürlich überlege ich mir sehr gut, wie ich damit umgehe", wird der Trainer von Schalke 04 zitiert. Der Mann ist gekränkt, und sein Ärger in Anbetracht seiner Erfolge verständlich: Keller hat Schalke, das am Samstag den FC Bayern München empfängt (18.30 Uhr im High-Liveticker bei SPIEGEL ONLINE) zweimal in die Champions League geführt und in der vergangenen Saison für die beste Rückrunde der Schalker Geschichte gesorgt.
Einen Rücktritt wird es gleichwohl nicht geben. Dabei wäre das für den Klub vielleicht das Beste.
Warum? Keller ist ein hervorragender Bundesligatrainer, ein Mann mit gutem Auge für junge Spieler, der auch Konflikte zu moderieren weiß. Doch es geht gar nicht darum, einen verdienstvollen Fachmann aus dem Amt zu befördern. Im Raum steht vielmehr die Frage, ob man einen guten und erfolgreichen Trainer durch einen noch besseren ersetzen darf. Und Schalke hat sich bisher um eine Antwort gedrückt.
Der Klub dreht sich im ewigen Kreislauf zwischen kurzfristigem Erfolg, Krise, Trainerentlassung, Kaderumbau, Erfolg, Krise, Trainerentlassung und so weiter. Die Sehnsucht nach einem stabilen neuen Zeitalter, wie es bei Borussia Dortmund mit Jürgen Klopp eingeläutet wurde, ist deshalb groß. Und damit auch der Wunsch nach einem ganz besonderen Trainer, der den Klub vom Image über die Spielidee bis hin zu der Transferstrategie erneuern kann. Der den Klub fundamental weiterentwickelt.
Unbehagen ist nicht angebracht
Denkt man darüber nach, welcher Trainer das sein könnte, landet man unweigerlich bei Thomas Tuchel. Bei dem Mann, mit dem Manager Horst Heldt bereits verhandelte und der im Moment (gegen Zahlung einer Ablöse an Mainz 05) zu haben wäre. Deshalb ist der Wechsel überfällig. Nicht weil Keller kein guter Trainer ist, sondern weil Tuchel, das vielleicht größte deutsche Trainertalent, noch besser ist.
Das mag ungerecht erscheinen, weil Keller sich doch kaum etwas zuschulden hat kommen lassen. Doch das moralische Unbehagen, das die Entlassung eines verdienstvollen Mitarbeiters in einem Unternehmen auslöst, ist in diesem Sonderfall nicht angebracht. Keller hat keine Existenznöte und wird wohl schnell einen neuen Job finden. Er ist ja erst 43.
Die Verantwortlichen beim FC Bayern haben sich übrigens vor einiger Zeit ebenfalls für einen Mann entschieden, der eine neue Ära prägen sollte: Pep Guardiola. Es wäre klug gewesen, wenn Horst Heldt und Aufsichtsratschef Clemens Tönnies schon im Sommer den Mut zum Trainerwechsel gehabt hätten. Dann wäre man auf dem Weg in die Zukunft schon einen Schritt weiter.
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Frustrierter Trainer: Jens Keller ist seit der Saison 2012/2013 für den FC Schalke verantwortlich. Der Mann, der 2010 den VfB coachte, wurde als U17-Trainer zum Chef befördert - und muss sich seit Beginn seiner Amtszeit Kritik von außen gefallen lassen. Diese gab es selten an Kellers fachlichen Qualitäten, es war eher sein Auftreten, das dem 43-Jährigen negativ ausgelegt wurde.
Nachdem er mit Schalke im vergangenen Jahr gegen Hoffenheim im Pokal zu Hause ausgeschieden war, rechneten die meisten Beobachter dann mit einer Trennung von Keller. Doch der Klub hielt in Person von Manager Horst Heldt zu seinem Übungsleiter. Es folgte die beste Rückrunde in der Schalker Geschichte, der Verein beendete die vergangene Saison auf Platz drei.
Die Diskussionen um Keller sind jedoch nie abgerissen. Der Mann, der Riesentalente wie Max Meyer, rechts, in der Bundesliga zu Stammspielern machte, schied erst im Pokal bei Dynamo Dresden aus und verlor dann auch noch...
...das erste Bundesligaspiel der Saison trotz Führung 1:2 in Hannover.
Intern gilt Kevin-Prince Boateng als Kritiker des Trainers, aber seit bekannt wurde, dass Manager Heldt in der vergangenen Saison mit anderen Trainern verhandelt haben soll, kann sich Jens Keller auch von Seiten der Vereinsspitze nicht mehr jeder Unterstützung sicher sein.
Als Top-Kandidat für den Job auf Schalke galt lange Thomas Tuchel. Der Mainzer Manager Christian Heidel hatte im Zuge von Tuchels Rücktritt von einem Schalker Interesse an dem ehemaligen Mainz-Coach berichtet. Aufsichtsratschef Clemens Tönnies hatte daraufhin ein Engagement bei S04 für diese Saison ausgeschlossen.
Als Top-Kandidat für den Job auf Schalke galt lange Thomas Tuchel. Der Mainzer Manager Christian Heidel hatte im Zuge von Tuchels Rücktritt von einem Schalker Interesse an dem ehemaligen Mainz-Coach berichtet. Aufsichtsratschef Clemens Tönnies hatte daraufhin ein Engagement bei S04 für diese Saison ausgeschlossen.
Foto: AP/dpaMelden Sie sich an und diskutieren Sie mit
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