Korruptionsvorwürfe gegen Uefa-Funktionäre EM-Vergabe unter Verdacht

Nicht nur die Fifa, auch der europäische Fußballverband sieht sich mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert. Ein zyprischer Funktionär will nach einem Pressebericht Beweise haben, dass es bei der Vergabe der EM 2012 nicht mit rechten Dingen zugegangen sei. Die Uefa wiegelt ab.
Baustelle Nationalstadion in Warschau: Vergabe nicht mit rechten Dingen?

Baustelle Nationalstadion in Warschau: Vergabe nicht mit rechten Dingen?

Foto: PETER ANDREWS/ REUTERS

Hamburg - Gerade erst musste sich der Weltfußballverband Fifa mit Korruptionsvorwürfen befassen, jetzt trifft es auch den europäischen Fußballverband Uefa. So behauptet nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" ein zyprischer Fußballfunktionär, die Vergabe der Europameisterschaft 2012 an Polen und die Ukraine sei durch Stimmenkauf von Uefa-Funktionären beeinflusst worden. Spyros Marangos, Vorstandsmitglied des zyprischen Fußballverbandes, habe die Uefa darüber bereits vor Monaten in Kenntnis gesetzt. Der europäische Verband dementiert laut "SZ" allerdings, von den Vorwürfen zu wissen. Für eine Anfrage von SPIEGEL ONLINE war die Uefa zunächst nicht zu erreichen.

Bei den nun von Marangos Beschuldigten soll es sich um Vorstandsmitglieder der Uefa handeln. Der als Drahtzieher des angeblichen Stimmenkaufs vermutete Funktionär verfügt laut SZ "über eine schillernde Vita im Kontext einer früheren Fußballbestechung in Osteuropa". Laut Marangos sollen mehrere hochrangige Uefa-Funktionäre in einen Deal verwickelt sein, der sich um die EM-Vergabe an die beiden osteuropäischen Länder dreht.

Die Europameisterschaft war am 18. April 2007 bei der Uefa-Tagung im walisischen Cardiff überraschend mit acht zu vier Stimmen an Polen und die Ukraine gegangen, obwohl andere Bewerberländer, allen voran Italien, zuvor als klare Favoriten galten. Neben den Italienern gingen auch Kroatien und Ungarn, die sich ebenfalls um die Vergabe bemüht hatten, leer aus.

Marangos will mehrfach versucht haben, der Uefa Beweise vorzulegen, sei dabei nach eigener Aussage jedoch nur auf geringes Interesse des Verbandes gestoßen. Marangos versucht laut SZ "seit zwei Jahren erfolglos, Uefa-Präsident Michel Platini diese Informationen zu übergeben". Uefa-Generalsekretär Gianni Infantino sagte auf "SZ"-Anfrage dazu: "Nahezu täglich wird etwas an uns herangetragen, Korruption, Spielverschiebung. Wenn wir jedem Kredit schenken, ohne den Hauch eines Beweises, dann verlieren wir viel Zeit." Infantino bestritt am Freitag am Rande des DFB-Bundestages in Essen jede konkrete Kenntnis der Vorwürfe Marangos.

Marangos behauptet, er habe mehrere Zeugen dafür, wie in einer zyprischen Anwaltskanzlei Korruptionsgeschäfte abgewickelt worden seien, die fünf hohe Uefa-Funktionäre betroffen und eine Gesamtsumme von elf Millionen Euro umfasst hätten. Marangos' Anwalt Neoclis Neocleous bestätigte der SZ, dass zwei der angeblich signierten Zeugenaussagen in Plastik eingeschweißt und mit Originaldatum versehen seien. Marangos könne so belegen, wie lange ihm die Aussagen schon vorlägen. "Die Zeugen sind bereit, vor Gericht unter Eid auszusagen, wenn es so weit ist", sagte Neocleous.

Erst am Mittwoch hatte die Fifa zwei Mitglieder ihres Exekutivkomitees vorläufig suspendiert, weil sie gegenüber Reportern der "Sunday Times" ihre Bereitschaft erklärt hatten, ihre Stimme für die Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 zu verkaufen. Zudem mussten vier weitere Funktionäre ihre Ämter abgeben. Die Fifa will am 2. Dezember entscheiden, welche Länder die beiden Titelkämpfe austragen dürfen.

aha/ulz/sid
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