

Hamburg - So schwere Krawalle haben den englischen Fußball seit Jahren nicht erschüttert: Vor, während und nach dem Ligapokal-Spiel zwischen den Londoner Rivalen West Ham United und FC Millwall am Dienstagabend kam es zu heftigen Auseinandersetzungen der verfeindeten Anhängerscharen.
Die Rowdys jagten sich gegenseitig durch die Straßen rund um das Stadion von West Ham, es flogen Pflastersteine, Flaschen und Leuchtraketen. Berittene Polizei sowie rund 200 Spezialeinsatzkräfte versuchten, die Menge unter Kontrolle zu bekommen. Ein Mann wurde bei einer Messerstecherei im Bereich der Brust verletzt. Sein Zustand wird von den Behörden als "stabil" beschrieben, zwei weitere Personen erlitten leichtere Verletzungen. Insgesamt gab es im Zuge der Randale 13 Festnahmen.
Schon im Stadion im Londoner East End war die Situation eskaliert. Das Spiel, das West Ham nach Verlängerung 3:1 gegen den Drittligisten gewann, musste dreimal vom Schiedsrichter unterbrochen werden, da es zu Schlägereien auf den Rängen kam und immer wieder Zuschauer auf das Spielfeld vordrangen. "Ich war total geschockt, so etwas hätte ich bei aller Rivalität nie erwartet", sagte West Hams Teammanager Gianfranco Zola .
Die Londoner Polizei war ohnehin mit einem Großaufgebot vor Ort, da Begegnungen zwischen den beiden Vereinen schon immer als Risikospiele gelten, musste jedoch im Laufe des Abends weitere Verstärkung anfordern. Es wurden Video-Aufnahmen gemacht, auch ein Hubschrauber musste zur Beobachtung eingesetzt werden.
"Rückfall in die dunklen Tage der siebziger und achtziger Jahre"
Die Krawalle wurden von Politik und Fußballverband scharf verurteilt: "Wir gehen davon aus, dass die Schuldigen lebenslang aus dem Fußball verbannt werden. Sie haben in unserem Sport keinen Platz", heißt es in einem Statement des englischen Fußball-Verbandes FA.
Der britische Sportminister Gerry Sutcliffe sagte: "Das ist eine Schande für den Fußball. Wir haben in den vergangenen 20 Jahren in diesem Land große Fortschritte gemacht im Kampf gegen Hooliganismus im Fußball und wir werden einen Rückfall in die dunklen Tage der siebziger und achtziger Jahre, als der Sport von diesem Problem geplagt wurde, nicht dulden."
Aus dem Bewerbungskomitee für die WM 2018 hieß es: "Es ist sehr enttäuschend, dass diese geistlosen Auswüchse einer Minorität von der Begeisterung von Millionen von Fans für diesen Sport ablenken."
Millwall-Anhänger hatten zuletzt am 2. Mai 2002 nach dem 0:1 im Play-off-Spiel gegen Birmingham City für schwere Ausschreitungen gesorgt. Damals waren rund 150 Polizeibeamte zum Teil schwer verletzt worden.
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... warfen Steine, zündeten Feuer und lieferten sich Kämpfe mit der Polizei. Mehrere hundert Personen ...
... seien, ohne im Besitz von Eintrittskarten für das Spiel zu sein, gezielt angereist, um für Ärger zu sorgen, teilte ein Polizeisprecher mit. Die Zweitrundenpartie, die West Ham 3:1 nach Verlängerung gewann, musste dreimal vom Schiedsrichter unterbrochen werden, da es zu Schlägereien auf den Rängen kam und immer wieder Zuschauer auf das Spielfeld vordrangen.