Kurzpässe Bratseth gegen Matthäus, Hiddink übernimmt Chelsea

Franck Ribéry hat sich zum FC Bayern bekannt. Münchens Oberbürgermeister denkt öffentlich über die Aufgabe seines Aufsichtsratsposten beim Krisenclub 1860 München nach. In Norwegen machen Ex-Profis Stimmung gegen Lothar Mätthaus. Guus Hiddink fängt nächste Woche beim FC Chelsea an.

Hamburg - In Norwegen regt sich heftiger Widerstand gegen eine mögliche Verpflichtung von Lothar Matthäus als möglichem neuen Trainer der Nationalmannschaft. Sowohl Rune Bratseth, ehemaliger Abwehrchef von Bundesligist Werder Bremen, als auch der frühere Bundesliga-Spieler und -Trainer Kjetil Rekdal (Mönchengladbach und Hertha BSC Berlin) haben den norwegischen Verband NFF eindringlich davor gewarnt, Matthäus als Nachfolger für Interimstrainer Egil Olsen zu engagieren.

"Ich kann das einfach nicht glauben und hoffe inständig, dass der Verband einen besseren Job macht als es den Anschein hat", sagte Bratseth der Tageszeitung "Dagbladet". Matthäus' Trainerkarriere trage "keinen Qualitätsstempel. Er hat als Trainer noch überhaupt nichts geleistet". Als Profi habe Matthäus zwar der "gehobenen Weltklasse" angehört: "Aber das heißt nicht, dass er das auch als Trainer ist", so Bratseth.

Franck Ribéry hat das Interesse mehrerer europäischer Topclubs bestätigt, will aber bis 2011 beim FC Bayern München bleiben. "Ich habe einen Vertrag und will diesen auch erfüllen", sagte der französische Nationalspieler der "Sport Bild". Auf die Frage, ob bereits ausländische Spitzenclubs bei ihm angefragt hätten, bestätigte Ribéry: "Das haben sie doch bereits. Ob Real Madrid, Barcelona, Chelsea oder Manchester City. Ich habe aber niemals gesagt, dass ich dort hin will."

Guus Hiddink wird bis zum Saisonende neuer Trainer beim FC Chelsea. Der Niederländer sagte der Nachrichten-Agentur "Reuters", dass er den Club in der kommenden Woche übernehmen werde. Er tritt damit die Nachfolge des Brasilianers Luiz Felipe Scolari an, der am Montag entlassen worden war. Gleichzeitig bleibt der 62 Jahre alte Hiddink Trainer der russischen Nationalmannschaft, die er zur WM-Endrunde 2010 nach Südafrika führen will.

"Es ist nicht genug Zeit, um ein Team in so kurzer Zeit vorzubereiten. Aber das ist jetzt eine besondere Situation. Chelsea hat gute Spieler und sie sollten in Top-Form sein, das macht den Job einfacher", sagte Hiddink am Mittwoch im Trainingslager der russischen Auswahl im türkischen Belek.

Münchens Oberbürgermeister Christian Ude droht wegen der anhaltenden Führungskrise im Zuge des geplatzten Investor-Deals beim Zweitligisten 1860 mit seinem Rücktritt aus dem Aufsichtsrat. "Die Leidensfähigkeit, die man als Löwe ohnehin haben muss, wird in diesen Tagen aufs Äußerste strapaziert. Die Frage, wann die Grenze überschritten ist, wird in der Tat immer aktueller", sagte der SPD-Politiker in einem Interview mit dem "Münchner Merkur". Am Dienstag war bereits Aufsichtsrat Jo Brauner zurückgetreten.

Zugleich erteilte Ude in der "AZ" Rücktrittsforderungen gegenüber dem schwer in der Kritik stehenden Präsidium eine Absage: "Zweifelsohne ist alles sehr unglücklich verlaufen, es sind schwere handwerkliche Fehler im Präsidium begangen worden - aber was bringt jetzt ein Köpferollen?" Am Montag war der angekündigte Millionen-Vertrag mit einer Investorengruppe um den Berliner Immobilienhändler Nicolai Schwarzer geplatzt, nachdem die Deutsche Fußball Liga (DFL) einige Einwände gegen das Geschäftskonstrukt dargelegt hatte.

Den Bundesligisten drohen Steuernachforderungen der Finanzbehörden in Millionenhöhe. "Wir reden über 15 bis 25 Millionen Euro", sagte Liga-Präsident Reinhard Rauball der "Sport Bild". Bei den möglichen Nachforderungen handelt es sich um die Quellensteuer bei Transferzahlungen ins Ausland in den Jahren 2007 und 2008. "Wir sind durch die Quellensteuer erheblich benachteiligt, was unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit angeht", sagte der Sprecher der Geschäftsführung von Bayer Leverkusen, der ehemalige Liga-Boss Wolfgang Holzhäuser: "Ein deutscher Verein muss 25 Prozent mehr für einen Spieler hinlegen als ein ausländischer, um konkurrenzfähig zu sein."

Gegen fremde Investoren nach englischem Vorbild und für die "50+1"-Regelung hat sich Josef Schnusenberg, Präsident des FC Schalke 04, stark gemacht. "Dieser Fußball-Kapitalismus frisst seine Fans, die zum Teil gar nicht mehr in der Lage sind, die hohen Ticket-Preise zu bezahlen", sagte Schnusenberg auf der Veranstaltung "Tore und Gewinne": "Diese Entwicklung im Mutterland des Fußballs ist für mich nur noch tragisch-grotesk."

mig/sid/dpa
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