Testspiel gegen Belgien DFB-Elf lässt sich eine halbe Stunde vorführen – und verliert

Die deutsche Fußballnationalmannschaft ringt nach der verkorksten WM um Aufbruchstimmung – mit einer Anfangsphase wie gegen Belgien wird das nichts.
Das ging zu Beginn nicht gut aus für den Rechtsverteidiger von Borussia Dortmund: Marius Wolf (l.) gegen Belgiens Yannick Carrasco

Das ging zu Beginn nicht gut aus für den Rechtsverteidiger von Borussia Dortmund: Marius Wolf (l.) gegen Belgiens Yannick Carrasco

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Christian Charisius / dpa

Die deutsche Fußballnationalmannschaft hat das zweite Länderspiel des Jahres 2:3 (1:2) verloren. Das Team von Bundestrainer Hansi Flick lag nach zwei frühen Toren von Yannick Carrasco (6. Minute) und Romelu Lukaku (9.) zurück. Ein verwandelter Handelfmeter von Niclas Füllkrug (44.) brachte die Hoffnung zurück, doch Kevin De Bruyne erhöhte (78.). Der Anschluss durch Serge Gnabry (88.) kam zu spät.

Beide Teams befinden sich nach dem Vorrundenaus bei der WM 2022 in Katar in ähnlichen Situationen – doch nur den Belgiern war über weite Strecken der ersten Hälfte die Lust auf Neuanfang anzumerken. Nach 30 Minuten hätte das DFB-Team mit vier oder gar fünf Toren zurückliegen können. Die Roten Teufel unter Trainer Domenico Tedesco zeigten sich spielfreudig, kombinationssicher und konterstark.

Vor den Augen seines Trainer Edin Terzić zeigte sich Rechtsverteidiger Marius Wolf von Borussia Dortmund defensiv nicht auf der Höhe. Beim 0:1 war Wolf zunächst zu weit in die Mitte gerückt, musste Carrasco nach einem Steilpass von De Bruyne hinterherlaufen und wurde vom Offensivspieler von Atlético Madrid mit einem simplen Trick ausgespielt. Carrasco stand frei vor Marc-André ter Stegen und ließ dem deutschen Torhüter mit einem Schuss aus zehn Metern keine Chance.

Bester Spieler auf dem Platz: Kevin De Bruyne

Bester Spieler auf dem Platz: Kevin De Bruyne

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Martin Meissner / AP

De Bruyne bekam die DFB-Defensive auch im weiteren Verlauf nicht in den Griff, nur drei Minuten später passte der belgische Kapitän, umringt von mehreren deutschen Spielern, in den Lauf von Lukaku – wieder war ter Stegen einsam und aussichtlos. Nur wenig später ließ sich Wolf als letzter Verteidiger nach eigenem Eckball von Dodi Lukébakio (Hertha BSC) düpieren, der Stürmer lief allein auf ter Stegen zu und schob den Ball knapp am Tor vorbei (19.). Lukaku traf nach einem Eckball zudem die Latte (21.).

Mit Can wird das deutsche Spiel besser

Der Bundestrainer reagierte nach dieser katastrophalen Anfangsphase und wechselte gleich zweimal. Der angeschlagene Leon Goretzka ging – sicher auch im Hinblick auf das Bundesliga-Topspiel am Samstag zwischen Goretzkas Bayern und dem BVB – runter und wurde durch Emre Can ersetzt. Jungstar Florian Wirtz, der zwei Kontersituationen mit schlechten Pässen zunichtegemacht hatte, musste ebenfalls den Kölner Rasen verlassen, früh kam Felix Nmecha (32.).

Flick hatte im Vorfeld die Bedeutung defensiver Stabilität betont, die erste halbe Stunde muss für den 58-Jährigen wie Hohn gewirkt haben. Mit Can im Mittelfeldzentrum wurde es besser, der Dortmunder brachte Aggressivität ins Zweikampfverhalten und stand besser als Goretzka und auch als der neue Kapitän Joshua Kimmich. Weil Lukaku im eigenen Strafraum einen Kopfball von Füllkrug mit der Hand abwehrte, bekam die DFB-Elf einen Elfmeter zugesprochen und ging nach Füllkrug Tor mit einem schmeichelhaften 1:2 in die Pause.

De Bruyne macht den Unterschied

Das Spiel der deutschen Mannschaft wurde zu Beginn der zweiten Hälfte zielstrebiger, weil sie früher und aggressiver ins Pressing ging und so mehr Ballbesitz bekam. Ter Stegen leitete die erste Großchance mit einem weiten Pass auf Wolf ein, dessen flache Hereingabe setzte der bis dahin blasse Serge Gnabry rechts am Tor vorbei (53.). Ein Kopfball von Füllkrug ging über das Tor (57.), Timo Werner stand beim vermeintlichen Ausgleich im Abseits (59.) – in dieser Phase hatte Tedescos Mannschaft Glück.

Im weiteren Verlauf beruhigte sich das Spiel wieder, auch wenn das deutsche Team weiter dominierte und Belgien zunächst abwartete. Doch auf DFB-Seite fehlten nun die klaren Torchancen – stattdessen nutzte De Bruyne die erste belgische Torchance nach der Pause. Nach einem Fehlpass von Kimmich lief über die linke belgische Seite ein Konter, den der beste Spieler auf dem Platz überlegt vollendete – am Ende wurde das Spiel auch durch die belgische Effizienz entschieden.

In der Schlussphase wäre nach Gnabrys Anschlusstreffer – der eingewechselte Kevin Schade bereitete vor – sogar noch ein Remis möglich gewesen, doch ein dritter deutscher Treffer fiel nicht mehr.

krä
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