Lizenzentzug Eintracht Frankfurts abgestürzte Adler
Frankfurt am Main Der Vorstand der Deutschen Fußball Liga (DFL) hat der 103 Jahre alten Eintracht als einzigem der bedrohten Profiklubs die Lizenz für die Spielzeit 2002/2003 entzogen. Wegen einer mangelhaften Bankgarantie der Hessischen Landesbank, wodurch laut DFL die Finanzierung des Spielbetriebs in Frage gestanden hätte, muss der Deutschen Meister von 1959 zwangsabsteigen. Somit wird die sportlich abgestiegene SpVgg Unterhaching, wie DFL-Sprecher Tom Bender bestätigte, wieder in den Spielbetrieb der Zweiten Bundesliga aufgenommen.
Erst am Montag hatte der Uefa-Pokal-Sieger von 1980 auf einer Pressekonferenz die angebliche Rettung der Fußball AG bekannt gegeben. Zwar ist die Entscheidung laut einer Erklärung der DFL vom Zwölfer-Gremium des Ligavorstandes einstimmig und endgültig gefallen, doch die Hessen haben bereits den Gang vor die Gerichte angekündigt. Aus Angst vor Ausschreitungen gewaltbereiter Eintracht-Anhänger versammelten sich am Mittwoch vor der DFL-Zentrale bereits einige Sicherheitsbeamte, auch ein Polizeiwagen wurde zum Schutz der Entscheidungsträger organisiert.
Gang vor die Gerichte angekündigt
"Es ist eine Katastrophe. Ich weiß noch gar nicht, warum das passiert ist. Es kann nur ein Problem mit der
Bürgschaft der Hessischen Landesbank gegeben haben", lautete die erste Reaktion von Eintracht-Präsident Peter Fischer nach der ernüchternden Mitteilung seitens der DFL. "Wir werden definitiv Rechtsmittel einlegen. Zunächst vor dem Schiedsgericht und, wenn es sein muss, auch vor einem ordentlichen Gericht. Wir haben alle geforderten Bedingungen für die Lizenzerteilung zum festgelegten Termin am Montag erfüllt. Allerdings ging offenbar direkt an die DFL ein Schreiben, in dem die Hessische Landesbank zusätzliche Wünsche an die Bankgarantie geäußert hat. Das hat in der Konsequenz wohl zum Lizenzentzug geführt", sagte Eintrachts Pressesprecher Carsten Knoop. Die Frankfurter gehen davon aus, dass ein Verfahren zu einem positiven Ausgang führen wird.
Bestürzt und überrascht zeigte sich auch Frankfurts Bürgermeister Achim Vandreike, der gemeinsam mit
Oberbürgermeisterin Petra Roth einige Millionen in die leeren Vereinskassen gespült hatte. "Ich bedaure, dass alle Anstrengungen nichts genutzt haben. Ich dachte, alle Voraussetzungen für eine Lizenzierung der Frankfurter Eintracht in der Zweiten Bundesliga seien erfüllt", meinte Vandreike, der aber trotz des Abstiegs
der Eintracht weiter am 150 Millionen Euro teuren Umbau des Waldstadions für die WM 2006 festhalten will. Auch der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) hat für den Mittwoch eine Pressekonferenz angekündigt, auf der er sich zum Lizenzentzug der Frankfurter Eintracht äußern will.
Am Montag war die Welt noch in Ordnung
Noch am Montagnachmittag hatte große Erleichterung in den Reihen der Hessen geherrscht. Denn innerhalb von nur drei Tagen hatte das Team um Aufsichtsrats-Boss Volker Sparmann die fehlenden vier Millionen Euro für die von der Liga insgesamt geforderte Summe bei verschiedenen Sponsoren eingesammelt.
"Wir mussten 11,5 Millionen Euro der DFL vorzeigen, wir haben aber sogar 12,3 Millionen vorgezeigt", hatte Sparmann jubelnd und mit geballten Fäusten erklärt. Die DFL soll am Montag der Eintracht den Lizenzerhalt sogar bereits bestätigt haben. Doch dann besiegelte offenbar die Hessische Landesbank mit ihren Wünschen das endgültige Aus der Eintracht. Über die Irritationen bei der DFL, die durch das Kleingedruckte des Finanzinstituts ausgelöst wurden, sagte Knoop: "Diese dürfen jedoch auf die formale und materielle Erfüllung der Bedingungen
keinen Einfluss haben. Mit einer abschließenden Entscheidung in dieser Angelegenheit wird in Kürze zu rechnen sein."
Hingegen erteilte der Ligavorstand den restlichen zwölf Vereinen die Lizenz für die kommende Spielzeit. Somit sind auch die Wackelkandidaten SSV Reutlingen, SV Waldhof Mannheim, Karlsruher SC und Alemannia Aachen endgültig gerettet.