Löw ohne Führerschein Mit 18 Punkten abgestiegen

Bundestrainer Löw: Nicht zum ersten Mal verkehrsauffällig
Foto: Martin Rose/ Bongarts/Getty ImagesAls der DFB vor wenigen Monaten in London zum Testspiel in England antrat, wollte die Kommunikationsabteilung des Verbands für ein wenig Volksnähe sorgen: Die Nationalkicker und der Bundestrainer wurden kurzerhand bei der Fahrt zum Training in die Tube, die Londoner U-Bahn, gesetzt. Jeder sollte sehen: Die bei der Nationalmannschaft sind ja Menschen wie du und ich.
Bilder von Joachim Löw, der öffentliche Verkehrsmittel nutzt, wird es demnächst öfter geben. Der Bundestrainer musste, wie jetzt bekannt wurde, wegen Rasens und Telefonierens am Steuer seinen Führerschein abgeben. Löw darf insgesamt sechs Monate lang kein Auto führen. Bereits im März soll seine Verkehrssünderkartei 18 Punkte aufgewiesen haben.
Löw ist Wiederholungstäter
Als der Dortmunder Kevin Großkreutz betrunken in einer Berliner Hotellobby randalierte, hatte Löw noch die Vorbildrolle eines Nationalspielers unterstrichen. Von einer "allerletzten Chance" für Großkreutz war da die Rede gewesen. Der arme Großkreutz saß ein paar Tage später Journalisten gegenüber und tat so demütig Abbitte, als hätte er einer Oma die Handtasche geraubt.
Aber was für ein Vorbild ist Löw? Seine Raserei ist weit weniger ein Kavaliersdelikt als Großkreutz' Frustsaufen. Denn ganz ohne zu moralisieren: Im Straßenverkehr kann es bei falschem Verhalten zur Gefährdung von Menschenleben kommen. Und: Wie will Löw jetzt noch irgendjemanden zur Ordnung rufen? Er, der Wiederholungstäter, der bereits 2006 mit 131 Stundenkilometern durch eine 100 Km/h-Zone fuhr und damals, kurz vor der Heim-WM, seinen Führerschein für einen Monat abgeben musste.

Aussetzer von deutschen Nationalspielern: Sauftouren, Stinkefinger, Suppenkasper
Am Dienstag gab sich der Bundestrainer kleinlaut und einsichtig, zumindest zitierte ihn so eine Mitteilung des DFB: "Es gibt da nichts schönzureden, natürlich muss ich jetzt mit den Konsequenzen leben und nutze häufig die Bahn." Es tue ihm sehr leid.
"Wir werden mit unserem Generalsponsor sprechen, dass man Jogi nur noch Autos mit Tempolimit gibt", versuchte DFB-Manager Oliver Bierhoff dem Ganzen eine humorige Note zu verpassen. Der Bundestrainer sei "bestimmt kein Raser". Außerdem gebe es hier im Saal "bestimmt den einen oder anderen, der auch schon mal seinen Führerschein abgeben musste", sagte der Teammanager in Richtung der anwesenden Journalisten.
Andere Maßstäbe
Erst ein Witz, dann eine Relativierung - der Versuch Bierhoffs, den Führerscheinentzug in die Nähe einer Lappalie zu rücken, war genauso unglücklich wie das, was den desaströsen Tag des DFB abschloss: Als anschließend beim Sponsorentermin von Mercedes zwei Menschen angefahren und verletzt wurden.
Fußballer, Fußballtrainer machen Fehler - wie wir alle. Warum sollte Joachim Löw im Verkehr aufmerksamer sein als einer, der nicht berühmt ist?
Vielleicht, weil er die Achtung von Gesetz und Moral von seinen Spielern einfordert. Oder weil man bei Prominenten immer andere Maßstäbe anlegt. Vorbilder sollen sie sein - wenn nicht sie, wer sonst? Die Rolle ist der Bundestrainer jedenfalls erst einmal los. Und nicht nur für sechs Monate.