Dopingverdacht bei HSV-Abwehrchef Wie geht es im Fall Vušković jetzt weiter?

HSV-Profi Vušković droht eine lange Dopingsperre. Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft, Behörden durchsuchten bereits seinen Spind. Experten halten eine versehentliche Epo-Aufnahme für unwahrscheinlich.
Mario Vušković vom HSV (vorne, mittig) könnte dem Klub lange fehlen

Mario Vušković vom HSV (vorne, mittig) könnte dem Klub lange fehlen

Foto: Marcel von Fehrn / Eibner / IMAGO

Die Freude über das 4:2 und den damit verteidigten Aufstiegsplatz zum Hinrundenabschluss der Zweiten Fußball-Bundesliga hielt beim Hamburger SV und seinen Anhängern nicht lange. Zwei Stunden nach dem Spiel wurde bekannt, dass der DFB gegen Profi Mario Vušković ein Verfahren wegen Dopingverdachts eingeleitet hat.

Der 20 Jahre alte Innenverteidiger ist bei einer Trainingskontrolle am 16. September positiv auf die Substanz Erythropoetin (Epo) getestet worden. »Wir haben Mario Vušković vorerst aus dem Trainings- und Spielbetrieb genommen, um Schaden von ihm sowie dem Klub fernzuhalten«, teilte der Verein mit . Sein Fehlen im Spiel gegen Sandhausen war zuvor mit »privaten Gründen« erklärt worden.

Die Mannschaft ist am Sonntagmorgen zu einer neuntägigen Trainings-, Wettkampf- und Freizeitreise nach Kalifornien aufgebrochen – ohne Vušković. Der hat die Öffnung der B-Probe beantragt und bereitet eine Stellungnahme vor. So lange ist die Causa Vušković ein Verdachtsfall.

Regelstrafe beträgt vier Jahre

Dopingexperten ist allerdings nicht bekannt, das Epo in der Vergangenheit ins Essen gemischt oder unwissentlich mit Medikamenten zur Behandlung von Erkrankungen eingenommen wurde. »Das Regelwerk unterscheidet in spezifische und nicht spezifische Substanzen. Bei spezifischen Substanzen und Methoden ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie für andere Zwecke als zur Leistungssteigerung angewendet werden. Bei nicht spezifischen Substanzen, zu denen Epo zählt, ist diese Wahrscheinlichkeit niedriger«, sagte eine Nada-Sprecherin.

Die Regelstrafe für Dopingdelikte beträgt vier Jahre. Wenn kein Verschulden nachgewiesen wird, kann die Strafe reduziert werden. Für den 20-jährigen Vušković, der auf dem Sprung in die Nationalmannschaft ist, aber nicht Kroatiens WM-Kader angehört, könnte eine lange Sperre das Ende seiner sportlichen Karriere bedeuten.

Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Vušković. Das muss sie, denn seit Dezember 2015 gibt es das Antidopinggesetz. Sollte sich das Vergehen bestätigen, droht dem U21-Auswahlspieler auch ein Verfahren vor einem ordentlichen Gericht.

Der Profiboxer Felix Sturm war der erste prominente Fall in Deutschland, der unter anderem wegen Verstoßes gegen das Antidopinggesetz zu einer Haftstrafe verurteilt wurde. Am Freitag ist von Polizei und Staatsanwaltschaft Vušković’ Spind im Volksparkstadion durchsucht worden. Gefunden wurde nichts, hieß es.

Staatliche Ermittlungen sind für die Dopingfahnder von großem Wert. »Wir wollen wissen: Ist es ein Einzeltäter oder steckt jemand dahinter, der ein Netzwerk betreibt. Wir arbeiten eng mit den staatlichen Ermittlungsbehörden zusammen«, sagte die Nada-Sprecherin.

Nach der Dopingprobe am 16. September hat der HSV acht Zweitligaspiele bestritten, darunter sind vier Siege (gegen Düsseldorf, Hannover, Paderborn und Regensburg) und ein Remis (Kaiserslautern). Können Vereine gegen die Wertung protestieren?

Spielwertungen gegen HSV unwahrscheinlich

2016 hatte der DFB seine Regeln zur Spielwertung bei einem Verstoß gegen die Anti-Doping-Vorschriften an die Bestimmungen des Weltverbands Fifa und der Europäischen Fußball-Union Uefa angepasst. Demnach sollen Strafen gegen einen Verein nur dann erfolgen, »wenn dem Klub ein Verschulden nachgewiesen werden kann oder mehr als zwei Spieler der Mannschaft gegen die Anti-Doping-Bestimmungen verstoßen haben«. Weil offenbar weder das eine noch das andere vorliegt, sind Proteste, die spätestens 48 Stunden nach Bekanntwerden des Vorfalls eingereicht werden müssten, wohl nicht möglich.

Aber der HSV müsste, falls ein Dopingvergehen nachgewiesen wird, die Rückrunde neu planen. Vušković ist wichtig im Defensivspiel der Hamburger. Bis zum positiven Testergebnis war er in dieser Saison immer dabei.

Der Verein hat den Innenverteidiger im Sommer für drei Millionen Euro verpflichtet. Die Saison zuvor spielte das Talent von Hajduk Split auf Leihbasis beim HSV. Mit einem geschätzten Marktwert von fünf Millionen Euro ist er einer der Top-Profis der zweiten Liga.

Für die Hamburger wäre ein längerer Ausfall von Vušković nicht nur sportlich ein Verlust. Der finanziell angeschlagene HSV ist auf Erlöse aus Weiterverkäufen von Spielern angewiesen – der Marktwert des Kroaten ist während seiner Zeit beim HSV deutlich gestiegen.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Beitrags wurde die Sprecherin der Nationalen Anti-Dopingagentur Nada nach eigenen Angaben durch die dpa falsch zitiert. Wir haben die Stelle nachträglich angepasst.

jan/dpa
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