Augsburgs Hinteregger
Ehrlichkeit ist im Profi-Fußball nicht erwünscht
Martin Hinteregger ist bekannt für einen nachdenklichen Blick auf den Fußball. Der Österreicher beschreibt, wie seine Karriere ihn verändert hat: "Es wäre schön, wenn man das sagen könnte, was man denkt."
Was dürfen Profi-Fußballer sagen? Mit wem dürfen sie sich fotografieren lassen? Und auf welche Art und Weise sollten sie sich äußern? Seit der Affäre um Mesut Özil und seinem dreigeteilten Statement in sozialen Medien wird viel darüber diskutiert, was richtig und angemessen ist. Martin Hinteregger, österreichischer Nationalspieler vom FC Augsburg, hat sich - ohne explizit auf Özil einzugehen - zu den Anforderungen der Fußball-Branche an junge Spieler geäußert:
"Als Profi-Fußballer kannst du nicht mehr du selbst sein", sagte Hinteregger im Trainingslager des FCA in Längenfeld. "Es wäre schön, wenn man das sagen könnte, was man denkt. Und nicht das, was man sagen muss, damit es ruhig bleibt." Der Innenverteidiger ist auch in der Vergangenheit schon mit kritischen Äußerungen zum Druck im Leistungssport aufgefallen. Als Per Mertesacker im Interview mit dem SPIEGEL dieses Thema anstieß, berichtete Hinteregger von sich übergebenden Mitspielern.
Insgesamt gehe es "in die extrem falsche Richtung", sagte der 25-Jährige: "Der Fußball verändert einen. Alles, was auf dich zukommt, macht dich automatisch zu einem anderen Menschen." Für ihn wäre es das Schönste, "wenn man ehrlich seine Meinung sagen könnte, ohne dass das gleich als Kritik aufgefasst wird". Obwohl er nun selbst den Weg in die Öffentlichkeit sucht, sei er selbst zurückhaltender geworden.
Den Vereinsbossen riet Hinteregger angesichts der Auswüchse, sich auch mal wieder die Unbeschwertheit auf den Bolzplätzen anzuschauen. "Dann wissen sie auch wieder, was Fußball ist." Das seien "die Wurzeln". In seinem Privatleben steuert Hinteregger gegen den Trend. Er ersetzte sein Smartphone durch ein altes Klapphandy. "Da bekommst du 80 Prozent weniger Nachrichten, dafür hast du viel mehr Zeit und Ruhe", sagte er.