Mehmet Scholl ist der Publikumsliebling unter den Fußballexperten im deutschen Fernsehen: Flott, frech und unangepasst. Die ARD, für die Scholl seit 2008 die Spiele der Nationalelf analysiert, hat ihren Vertrag mit dem Ex-Bayern-Star deshalb jetzt verlängert. Wie der Sender am Freitag bekannt gab, wird Scholl bis 2018 für die ARD als Experte vor der Kamera stehen. Der Vertrag enthält neben der Möglichkeit einer Verlängerung um weitere zwei Jahre auch eine Ausstiegsoption - für den Fall, dass Scholl einen Job als Trainer annimmt. (Lesen Sie hier das vollständige Interview im neuen SPIEGEL.)
Im Gespräch mit dem SPIEGEL macht Scholl keinen Hehl daraus, dass er Ambitionen auf einen Trainerposten hat: "Für mich ist klar, dass ich spätestens nach Ende der TV-Tätigkeit meiner Leidenschaft als Trainer nachgehen werde. Auf welchem Niveau auch immer", sagte Scholl dem SPIEGEL. "Dafür hat mir das Führen einer Mannschaft zu viel Spaß gemacht. Ich brenne wieder darauf", so Scholl.
Bis 2013 hatte Scholl die U23-Mannschaft des FC Bayern trainiert, den Job aber aufgegeben, weil er gleichzeitig bei der ARD unter Vertrag war und es immer wieder zu Interessenkonflikten gekommen war. Unter anderem im Fall Mario Gomez. Während der Europameisterschaft vor drei Jahren hatte Scholl den Nationalstürmer vom FC Bayern mit den Worten kritisiert, Gomez habe sich auf dem Platz so wenig bewegt, dass er fürchtete, Gomez habe sich "wund gelegen".
Der Hieb gegen Gomez trug Scholl Kritik ein - aber auch viel Sympathie bei den TV-Zuschauern, die seine flapsige, direkte Wortwahl schätzen. Dem SPIEGEL sagte Scholl nun: "Ich habe einem Spieler damit richtig geschadet. Das tut mir leid. Es ist Zeit, mich zu entschuldigen", so Scholl. "Marios Karriere ist zu groß, als dass man sie auf diesen Spruch reduzieren sollte."
Seine Arbeit bei der ARD schätzt Scholl, vor allem, weil "meine Chefs bei der ARD mich machen lassen". "Mein Vorteil ist, dass mich im Fernsehen kein Ehrgeiz treibt. Ich will da nichts werden, ich muss mich nicht anpassen. Die ARD will mich so, wie ich bin. Fertig"
Das ganze Interview lesen Sie ab heute Abend um 18 Uhr in der Digitalausgabe des SPIEGEL oder morgen im gedruckten Heft.
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"Wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich 67 Kilo geballte Erotik." So selbstbewusst sah sich Mehmet Scholl schon in seiner ersten Saison beim FC Bayern München 1992/1993.
"Hängt die Grünen, so lange es noch Bäume gibt." Es ist wohl der Spruch, der Mehmet Scholl am meisten Ärger brachte. Im Bayern-Jahrbuch zur Saison 1994/1995 nannte er diese Aussage sein Lebensmotto. Die "Grünen" fanden das gar nicht so lustig, Scholl drohte sogar eine Anzeige. Diese umging er letztendlich durch eine 5000-Mark-Spende an Körperbehinderte.
"Vor Krieg und Oliver Kahn." Mehmet Scholl auf die Frage, wovor er im Leben Angst habe.
"Eng." So antwortete Mehmet Scholl in einem SPIEGEL-Interview 1996 auf die Frage, wie es war, als Bundeskanzler Kohl in die deutsche Kabine kam. Zuvor hatte das DFB-Team 0:0 im Gruppenspiel gegen Italien gespielt und den Einzug ins Achtelfinale perfekt gemacht. Später gewann Scholl mit Deutschland den Europameistertitel.
"Irgendwo in den Süden, vielleicht nach Kanada" wollte Mehmet Scholl 1998 in den Urlaub fahren, denn im Sommer hatte er Zeit. Zuvor war er nicht in den Nationalmannschaftskader für die Weltmeisterschaft in Frankreich aufgenommen worden.
"Die schönsten Tore sind diejenigen, bei denen der Ball schön flach oben rein geht." Mit dieser Aussage sorgte Scholl 2001 für Verwirrung. Später erklärte er, dieser Spruch stamme schon aus seiner Zeit beim Karlsruher SC.
"Weil ich in diesem Alter mit dem Rauchen aufgehört habe." Damit klärte Scholl auf, warum er die Rückennummer sieben trägt.
"Die Momente, in denen es sich wirklich lohnt, Fussballprofi zu sein, sind, wenn man Oliver Kahn beim Einseifen zusieht." Nach seinem Abschied 2007 vom FC Bayern München blickte Mehmet Scholl auf die ganz besonderen Momente seiner Karriere zurück.
"Hund bei Uli Hoeneß": Das sagte Mehmet Scholl einst auf die Frage, was er in seinem nächsten Leben gern werden möchte.
"Ich habe Gänsehautentzündung." Im Achtelfinale der WM 2014 setzte sich Brasilien im Elfmeterschießen gegen Chile durch. Der emotionale Erfolg der Gastgeber berührte Mehmet Scholl so sehr, dass er gleich ein neues Wort erfinden musste, um seine Gefühle auszudrücken.
"Alle laufen. Nur Fred, der geht." Im Halbfinale der WM 2014 ließ das DFB-Team Gastgeber Brasilien auf dem Weg zum Titel keine Chance. Mehmet Scholl wunderte sich über die geringe Laufbereitschaft von Seleção-Stümer Fred.
"Ich hatte zwischendrin Angst, dass er sich wundgelegen hat, dass man ihn wenden muss." Beim 1:0-Sieg Deutschland über Portugal in der Gruppenphase der EM 2012 kritisierte Scholl als TV-Experte Mario Gomez scharf. Die Aussage wurde zum Fußballspruch des Jahres gewählt, verfolgte Gomez aber noch lang. Aus Sicht des Angreifers sorgte nämlich diese Aussage für sein schlechtes Image. Drei Jahre später hat Scholl sich für seine Äußerung entschuldigt.
"Vielleicht kommt er ja wirklich in den Knast. Dann mache ich mir Sorgen, dass er zu Miss September wird." Auch während des Confederations Cups 2017 provozierte Scholl mit seinem Kommentar zu einer möglichen Haftstrafe Cristiano Ronaldos heftige Kritik. Seine Äußerung strotze vor Homophobie und relativiere Gefängnisgewalt, so der Verwurf.
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