Mehmet Scholl
Foto: Maja Hitij/ dpaMehmet Scholl hat die Trainerausbildung des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) harsch kritisiert. In seiner Radiosendung "Mehmets Schollplatten" im Bayerischen Rundfunk bezeichnete er die DFB-Trainerausbildung in Köln als eine "elfmonatige Gehirnwäsche".
Der 47-Jährige nennt dabei auch explizit Namen: "Die Tedescos, die Wolfs, sie sprießen aus dem Boden, und der deutsche Fußball wird sein blaues Wunder erleben." Scholl selbst hat den Lehrgang 2012 absolviert.
Vor allem in der Nachwuchsarbeit hätten seiner Meinung nach solche Fußballlehrer nichts zu suchen: "Wir verlieren die Basis. Die Kinder müssen abspielen, sie dürfen sich nicht mehr im Dribbeln ausprobieren. Sie bekommen auch nicht mehr die richtigen Hinweise, warum ein Pass oder ein Dribbling nicht gelingt. Stattdessen können sie 18 Systeme rückwärts laufen und furzen."
Die Folge der Schwerpunktsetzung in der Trainerausbildung sei laut Scholl das Aussterben der sogenannten Straßenfußballer: "Oben ankommen wird eine weichgespülte Masse, die erfolgreich sein, aber niemals das Große gewinnen wird."
Mehmet Scholl, der nach seiner Karriere vor allem als TV-Experte in Erscheinung trat, hat auch selbst als Trainer gearbeitet. Zwischen 2008 und 2013 war er in den Jugend- und Reservemannschaft des FC Bayern München tätig. Danach hatte der Ex-Nationalspieler allerdings kein Engagement mehr.
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1989 unterschrieb Mehmet Scholl im Alter von 19 Jahren seinen ersten Profivertrag. Beim Karlsruher SC zeigte der kreative Mittelfeldmann schnell, dass er zu Höherem geboren war.
Drei Jahre später heuerte Scholl beim FC Bayern an. Der Beginn einer Erfolgsgeschichte.
Dank seiner technischen Fertigkeiten und seiner Raffinesse im Offensivspiel entwickelte sich Scholl schnell zu festen Größe beim deutschen Rekordmeister.
1994 feierte Scholl seinen ersten von insgesamt acht Meistertiteln. Mit elf Treffern in 27 Einsätzen leistete er einen wichtigen Beitrag zum Gewinn der Schale.
Auch abseits des Rasens wusste Scholl zu gefallen. In den Neunzigerjahren galt der modebewusste Filigrantechniker als absolutes Teenie-Idol.
Für die deutsche Nationalelf war Scholl 1995 erstmals aktiv. Nur ein Jahr später stand er im EM-Finale gegen Tschechien auf dem Rasen, wo er für Siegtorschütze Oliver Bierhoff ausgewechselt wurde.
Seinen größten Erfolg auf Vereinsebene feierte Scholl 2001 mit dem Gewinn der Champions League. Im Finale gegen den FC Valencia stand der Kreativspieler bis zur 108. Minute auf dem Platz, erwischte jedoch einen gebrauchten Tag: Scholl verschoss in der regulären Spielzeit einen Elfmeter - was seine Freude nach dem Titelgewinn jedoch nicht schmälerte.
Neben seinen mannschaftlichen Erfolgen prägten auch Scholls zahlreiche Verletzungen seine Karriere. Immer wieder wurde der Mittelfeldmann von schweren Blessuren zurückgeworfen. Unter anderem deshalb verpasste er mit der WM 2002 in Japan und Südkorea seine letzte Chance, an einer Weltmeisterschaftsendrunde teilzunehmen.
Im Mai 2007, nach 15 Jahren beim FC Bayern, beendete Scholl als einer der erfolgreichsten deutschen Fußballer seine Karriere. Seine Bilanz: acht deutsche Meisterschaften, 5 DFB-Pokalsiege, ein Champions-League-Titel sowie der Gewinn der Europameisterschaft 1996.
Rund ein Jahr nach seinem Karriereende heuerte Scholl bei der ARD als TV-Experte an. Für den öffentlich-rechtlichen Sender begleitete er zunächst die EM 2008 und entwickelte sich in der Folge zum Nachfolger von Günter Netzer.
Parallel zur seinem Engagement im Fernsehen startet Scholl 2009 sein Debüt auf der Trainerbank. Insgesamt zwei Jahre lang betreute er die zweite Mannschaft des FC Bayern, ehe er die Coaching-Laufbahn zugunsten der TV-Karriere aufgab.
Mit dem Mikrofon in der Hand vertrat Scholl nicht selten streitbare Standpunkte. So warf er Mario Gomez im Zuge der EM 2012 vor, sich "wundgelegen" zu haben, bezeichnete die neue Trainergeneration um Julian Nagelsmann als "Laptop-Trainer" und betitelte Cristiano Ronaldo aufgrund dessen Steueraffäre als mögliche "Mrs September" im Gefängnis.
Ein Eklat im Zuge des Confed Cups in Russland kostete Scholl nun den Job. Aufgrund eines in seinen Augen deplatzierten Doping-Berichts brach der TV-Experte seine Moderation vor den Halbfinalpartien des Turniers ab. Nachdem es zunächst hieß, Scholl würde weiterhin für die ARD "Sportschau" vor der Kamera stehen, wurde das Arbeitsverhältnis zwischen dem Ex-Fußballer und dem Fernsehsender nun vollends beendet.
Ein Eklat im Zuge des Confed Cups in Russland kostete Scholl nun den Job. Aufgrund eines in seinen Augen deplatzierten Doping-Berichts brach der TV-Experte seine Moderation vor den Halbfinalpartien des Turniers ab. Nachdem es zunächst hieß, Scholl würde weiterhin für die ARD "Sportschau" vor der Kamera stehen, wurde das Arbeitsverhältnis zwischen dem Ex-Fußballer und dem Fernsehsender nun vollends beendet.
Foto: Getty Images