Özil-Rücktritt Grindel weist Rassismus-Vorwürfe zurück und gesteht Fehler ein

Er stand im Mittelpunkt der Kritik von Mesut Özil, jetzt hat sich Reinhard Grindel geäußert: Der DFB-Präsident wehrte sich gegen den direkten Rassismus-Vorwurf - bedauert aber auch sein eigenes Vorgehen.
Reinhard Grindel

Reinhard Grindel

Foto: ALEXANDER BECHER/EPA-EFE/REX/Shutterstock

Mit seiner Rücktrittserklärung und seiner umfassenden Kritik am DFB hat Mesut Özil vor vier Tagen eine nationale Debatte ausgelöst. Im Zentrum der Vorwürfe des Stars vom FC Arsenal: Reinhard Grindel. Jetzt hat der DFB-Präsident auf die Aussagen Özils in einem offiziellen Statement reagiert, er zeigt sich "getroffen" über die "persönliche Kritik" (Lesen Sie hier die Erklärung im Wortlaut).

Er bedauerte in der Mitteilung, dass viele Ehrenamtliche und Mitarbeiter des DFB "im Zusammenhang mit Rassismus" genannt würden. "Für den Verband und auch für mich persönlich weise ich dies entschieden zurück." Bereits am Montag hatte sich der Verband selbst in einem Statement gegen die Anschuldigungen gewehrt.

Özil hatte im letzten Teil eines dreiteiligen Statements seinen Rücktritt verkündet und Grindel heftig kritisiert. "In den Augen von Grindel und seinen Unterstützern" sei er ein Deutscher, wenn die Mannschaft gewinne, aber ein Migrant, wenn sie verliere, hatte Özil unter anderem geschrieben. Außerdem hatte er Grindel "inkompetent" genannt.

"Jegliche Form rassistischer Anfeindungen ist unerträglich"

In der Debatte um Özils Foto mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan habe Grindel sich außerdem nicht für seine Ansichten interessiert, sagte Özil. Auch zu dem Bild bezog Grindel nun erneut Stellung. Der DFB habe das Foto aufgrund der Werte des Verbands kritisch hinterfragt. Grindel bedaure aber, "dass dies für rassistische Parolen missbraucht wurde" (Hier lesen Sie eine Chronik der Özil-Erdogan-Affäre).

Ilkay Gündogan, Mesut Özil, Recep Tayyip Erdogan, Cenk Tosun (v.l.)

Ilkay Gündogan, Mesut Özil, Recep Tayyip Erdogan, Cenk Tosun (v.l.)

Foto: Uncredited/ dpa

Er zeigte sich im Bezug auf seine eigene Vorgehensweise in der Zeit nach dem Foto auch selbstkritisch: "Rückblickend hätte ich als Präsident unmissverständlich sagen sollen, was für mich als Person und für uns alle als Verband selbstverständlich ist: Jegliche Form rassistischer Anfeindungen ist unerträglich, nicht hinnehmbar und nicht tolerierbar."

Jetzt gehe es laut Grindel für den DFB darum, die Arbeit im Bereich Integration weiterzuentwickeln, die enttäuschende Leistung bei der WM in Russland zu analysieren - und den Zuschlag für die Ausrichtung der EM 2024 zu bekommen.

Gerade diese letzte Aufgabe dürfte für Grindel persönlich besonders wichtig werden. Der Präsident war durch die Kritik Özils und seinen Umgang mit der Debatte um den ehemaligen Nationalspieler selbst unter Druck geraten. Auch Rücktrittsforderungen waren aufgekommen. Sollte Deutschlands EM-Bewerbung im September scheitern, wird sich die Kritik an Grindel massiv verschärfen. Der einzig verbliebene Konkurrent um die Ausrichtung ist die Türkei.

aev
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