#MeToo in China Tennisprofi Peng wirft Spitzenpolitiker sexuelle Übergriffe vor

Peng Shuai hat schwere Vorwürfe gegen Zhang Gaoli erhoben
Foto: EDGAR SU / REUTERSDie ehemalige Weltranglistenerste im Tennis-Doppel, Peng Shuai, hat den ehemaligen chinesischen Vizepremier Zhang Gaoli offenbar beschuldigt, sie zum Sex gezwungen zu haben. In einem wohl von ihrem Account abgesetzten, später gelöschten Social-Media-Beitrag auf der Plattform Weibo soll Peng erklärt haben, dass sie zwar keine Beweise vorlegen könne, Zhang sie aber zunächst dazu genötigt habe. Später sei daraus eine gelegentliche einvernehmliche Beziehung entstanden.
Der 75-jährige Zhang, der sich mittlerweile aus der Politik zurückgezogen hat, war von 2012 bis 2017 Mitglied im Ständigen Ausschuss des Politbüros der Volksrepublik China, dem höchsten Entscheidungsgremium des Landes. Von 2013 bis 2018 hatte er auch den Rang des Vize-Ministerpräsidenten inne.

Zhang Gaoli im März 2016
Foto: How Hwee Young/ dpaSoziale Medien stark zensiert
Etwa eine halbe Stunde nach seiner Veröffentlichung verschwand Pengs Beitrag von Weibo, verbreitete sich aber über geteilte Screenshots im Messengerdienst WeChat dennoch weiter, die Suchanfragen zu Peng stiegen sprunghaft an. Am Mittwochmorgen zeigten Suchen bei Weibo dann keine Ergebnisse an, wenn man nach Peng suchte – selbst ihr reichweitenstarker Account mit mehr als einer halben Million Follower konnte nicht gefunden werden. Diskussionen wurden gelöscht und unterbunden, über die Messenger WeChat und QQ war das Verschicken der Screenshots nicht mehr möglich.
Sexuelle Übergriffe galten in der chinesischen Öffentlichkeit lange als Tabuthema. 2018 begann eine #MeToo-Bewegung, als eine Pekinger Studentin ihren Professor öffentlich der sexuellen Belästigung beschuldigte. Inzwischen werden regelmäßig Vorwürfe gegen einflussreiche Männer aus der chinesischen Gesellschaft laut, Anfang August war der Popstar Kris Wu nach einem Vergewaltigungsvorwurf festgenommen worden.