Millionen-Deal Klinsmann wird Kommentator bei Arena

Spektakulärer Fernseh-Coup: Jürgen Klinsmann hat einen neuen Job - aber nicht auf der Trainerbank. Ab der kommenden Saison wird der 42-Jährige für Arena die Bundesliga kommentieren. Der Bezahlsender will ihn auch für Spitzenspiele der europäischen Top-Ligen einfliegen.

Fernsehstudio statt Trainerbank: Jürgen Klinsmann erhält ab der kommenden Saison bei Arena eine eigene Sendung. Darüber hinaus soll der Schwabe für Werbeauftritte und PR-Kampagnen des Bezahlsenders eingesetzt werden - Arena besitzt die Erstverwertungsrechte für die Fußball-Bundesliga bis 2009.

Die umfangreiche, exklusive Zusammenarbeit, festgelegt auf zwei Jahre, sieht auch Auftritte Klinsmanns in Werbe-Kampagnen, Film-Drehs und PR-Auftritten vor. Unabhängig davon kann Klinsmann jederzeit wieder einen neuen Job als Trainer oder Teamchef antreten. Der Vertrag ist laut "Bild"-Zeitung mit mehreren Millionen Euro dotiert.

"Ich hatte viele Angebote, nach der WM wieder nach Europa zu kommen, aber 'Arena' ist der erste Partner, der mich inhaltlich überzeugt hat", wird Klinsmann in "Bild" zitiert. Damit erteile der einstige Weltklasse-Stürmer gleichzeitig dem englischen Spitzenclub FC Chelsea eine Absage. Der Halbfinalist der Champions Leage ( 1:0-Hinspiel-Sieg gegen den FC Liverpool) hatte in den vergangenen Tagen mit Spekulationen über eine Verpflichtung Klinsmanns als Generaldirektor Aufsehen erregt.

Klinsmanns Aufgabenfeld soll über das eines klassischen Fernsehexperten hinausgehen: "So sehe ich mich nicht. Ich bin ganz einfach Beobachter, der genauso viel Spaß am Fußball hat wie jeder andere Fan", wird er zitiert. "Mir gibt der Job die Möglichkeit, meine Erfahrungen im internationalen Fußball an die Zuschauer weiterzugeben, aber auch selbst dazuzulernen." Neben den Spitzenspielen der Bundesliga soll Klinsmann dem Bericht zufolge "bei wichtigen Partien der englischen und spanischen Liga" aus Kalifornien eingeflogen werden.

Dem Branchenneuling Arena (eine Million Abos) ist damit ein spektakulärer Coup gelungen. Geschäftsführer Dejan Jocic sagte "Bild": "Klinsmann ist ein bedeutender, positiver und geradliniger Vertreter des Weltsports. Wir sehen ihn als Trendsetter. Er passt ausgezeichnet zu uns."

Werner Hansch, Oliver Welke, Günther Koch als Kollegen

Klinsmann hatte am 26. Juli 2004 überraschend die Nachfolge von Rudi Völler als Teamchef der deutschen Nationalmannschaft angetreten und diese bei der WM 2006 im eigenen Land zu einem sensationellen dritten Platz geführt. Es war sein erster Job als Trainer. Nach dem Turnier erklärte der ehemalige Weltmeister von 1990 (der in seiner aktiven Karriere unter anderem für den VfB Stuttgart, Inter Mailand, den Tottenham Hotspur sowie dem FC Bayern spielte) seinen Rücktritt. Seitdem ist Jogi Löw alleiniger Cheftrainer der deutschen Nationalmannschaft.

Schon Wochen nach dem Rücktritt verhandelte Klinsmann mit dem Fußballverband der USA, der den Schwaben gerne als Auswahltrainer verpflichtet hätte. Dies scheiterte Ende 2006 an unterschiedlichen Vorstellungen.

Als Kollegen bei Arena erwarten Klinsmann Fernsehgrößen wie Werner Hansch, Oliver Welke und Reporterlegende Günther Koch. Bei dem Kölner Tochterunternehmen des Kabelnetzbetreibers Unity Media steht auch ein weiterer ehemaliger Bundesliga-Spieler unter Vertrag, der langjährige Dortmund-Verteidiger Michael Schulz.

Arena hatte 2005 die Exklusivrechte an der Fußball-Bundesliga für rund 240 Millionen Euro pro Saison erworben und besitzt außerdem die Übertragungsrechte für die spanische Primera División. Darüber hinaus überträgt Arena ausgesuchte Spiele der italienischen Seria A ab der Saison 2007/2008 und im Verbund mit dem anderen Bezahlsender Premiere zahlreiche Spiele der englischen Premier League. Die Kooperation mit Premiere, das in den vergangenen Jahren die Exklusivrechte an der Bundesliga besaß, wird allerdings derzeit vom Bundeskartellamt auf ihre Rechtmäßigkeit überprüft.

mig/sid

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