DFB-Trio Löw, Flick, Bierhoff Erst die WM - und dann?

Bundestrainer Löw, Co-Trainer Flick, Manager Bierhoff (v.l.n.r.): Bald vorbei?
Foto: A3587 Ronald Wittek/ dpaDie Mannschaft ist jung, sie ist motiviert, sie hat Perspektive. Vielen Spielern in der Nationalmannschaft steht der Karrierezenit noch bevor. Mario Götze, Mesut Özil, Marco Reus, André Schürrle, Ilkay Gündogan, Thomas Müller - sie haben jedes Recht, noch weit über das WM-Turnier im kommenden Jahr hinauszudenken.
Auch die Verantwortlichen dieser Mannschaft sind motiviert, möglicherweise steht auch ihnen ihr größter Triumph erst noch ins Haus, aber ihre Pläne reichen wohl nur bis zum Turnier im Sommer 2014 in Brasilien. In diesen Tagen vor dem Testspiel gegen Paraguay am Mittwoch in Kaiserslautern (20.45 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE; TV: ZDF) wird denn auch mehr über die Zukunft von Joachim Löw und seiner Getreuen gesprochen als über die Frage, mit welcher Elf gegen die Südamerikaner gespielt wird.
Und auch wenn sich offiziell noch niemand aus der Deckung wagt: Es mehren sich die Anzeichen des Abschieds.
Ins Rollen gebracht hat die Debatte einer, der mit dem Deutschen Fußball-Bund gar nichts mehr zu tun hat. Der frühzeitige Rückzug von Robin Dutt aus dem Amt des DFB-Sportdirektors hat den Verband in Handlungsnot versetzt. Ein Nachfolger soll her, und der soll nach dem Willen der Verantwortlichen Hans-Dieter Flick heißen, der bewährte und treuherzige Assistent Löws. Seit sieben Jahren sind sie ein Duo, Löw schätzt die Loyalität seines engsten Mitarbeiters.
Löw hat die Personalie Flick bereist abgesegnet
Aber er hat der Personalie bereits seinen Segen gegeben: "Er wäre ein sehr guter Sportdirektor, einer, der dieses Amt ausfüllen könnte und würde", hat Löw gesagt. Ein Wort, das beinahe einer Vertragsunterzeichnung gleichkommt. Flick jetzt noch abzulehnen, wäre von DFB-Seite ein Affront gegen den Bundestrainer.
Auch der zweite Mann an Löws Seite hat bereits mit neuen Karriereplänen kokettiert. Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff hat schon öfter angedeutet, dass er sich auch etwas anderes vorstellen könnte, als WM-Quartiere auszusuchen und Werbepartner zu akquirieren. In einem Interview mit der "Welt" hatte er sich vor Wochen bereits die Frage gestellt: "Brauche ich einen neuen Anreiz und muss mal wieder raus aus der Komfortzone des Gewohnten?" Angebote für den eloquenten Manager auch aus der Privatwirtschaft dürften zur Genüge vorliegen.
Bleibt noch der Bundestrainer. Löw hat vor dem Paraguay-Spiel noch betont, es mache ihm derzeit "so viel Spaß", dass er "keinen Gedanken an die Zukunft verwende". Und das mag man ihm auch abnehmen. Löw hat die Mannschaft in den vergangenen Jahren nach seinen Vorstellungen auf- und umgebaut. Dieses Team ist sein Team.
Aber es hat eben auch noch keinen Titel geholt. Obwohl alle Verantwortlichen überzeugt davon sind, dass die deutsche Mannschaft längst an der Reihe gewesen wäre. Umso verstörter reagierten Löw und Co. nach dem EM-Aus im Halbfinale des Vorjahres. 2012 waren alle im DFB-Team der Ansicht, dass der Titel ihnen zustehe.
Zeit für eine neue Herausforderung
Die Schlappe von Warschau, als gegen Italien Endstation war, hat an Löw genagt. In diesen Tagen hat man aber auch das Gefühl, dass ihn die Niederlage auch sehr motiviert. Der Bundestrainer wirkt fast trotzig beseelt von der Mission Brasilien. Diese WM werde "eine WM des Willens", jeder Spieler müsse bereit sein, "alles zu investieren".
Löw will den Erfolg um jeden Preis - um danach auch abtreten zu können. Fast alle Beobachter um die Nationalmannschaft gehen davon aus, dass Brasilien 2014 das letzte Turnier Löws als Bundestrainer wird. Er war dann zehn Jahre in Diensten des DFB. Löw dürfte selbst der Überzeugung sein, dass es dann Zeit für eine neue Herausforderung wird. Wenn es wieder nicht klappt mit dem großen Titel, würde der Bundestrainer wohl ohnehin den Weg freimachen. Auf dass es ein anderer versuche.
Es ist darum auch kein großes Wunder, dass Löw mit seiner unklaren Vertragssituation relativ entspannt umgeht. Selbst wenn sein Kontrakt vor der WM nicht verlängert würde, wäre das "kein großes Störfeuer für das Turnier", sagt der Bundestrainer. Man denke noch an die Aufregung, an den Ärger, den die verzögerte Vertragsunterzeichnung 2010 vor dem Turnier in Südafrika auslöste. Damals schien ein paar Tage lang das gesamte Projekt Nationalmannschaft auf der Kippe zu stehen. Jetzt herrscht tiefster Frieden.
Joachim Löw, Hans-Dieter Flick, Oliver Bierhoff - ein Trio, an das man sich gewöhnt hat. Zum Beginn der WM-Saison schwingt denn auch schon ein bisschen Wehmut mit. Das Spiel gegen Paraguay - es könnte die Abschiedstournee einläuten.