T-Shirt-Protest der Nationalspieler »Es kam aus der Mannschaft«

Mit bemalten Shirts hat sich die DFB-Elf für Menschenrechte ausgesprochen, begleitet wurde die Aktion von einem professionellen Video. Nun wehrt sich das Team gegen den Vorwurf, es gehe nur ums Marketing.
»Die Mannschaft« setzt sich für »Human Rights« ein

»Die Mannschaft« setzt sich für »Human Rights« ein

Foto:

Tobias Schwarz / dpa

Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) sind positive Schlagzeilen seit Monaten, nein, seit Jahren rar. Die Nationalmannschaft scheint die Verbindung zur Basis verloren zu haben. In der Verbandsspitze stehen persönliche Eitelkeiten über den wirklich dringlichen Themen. Skandal folgt auf Skandal, die Sommermärchen-Affäre wird womöglich nie aufgeklärt.

Da dürfte es eine Wohltat für den mitgliederstärksten Sportverband der Welt gewesen sein, als die Nationalspieler für ihre selbstbemalten T-Shirts vor dem Island-Spiel viel Lob einheimsten, auch im Ausland. »Human Rights« lautete die Botschaft. Es gab zwar auch kritische Bewertungen, wie beispielsweise vom SPIEGEL: Mutlos wirke die Inszenierung, es gebe keinen klar erkennbaren Bezug zu WM-Gastgeber Katar, um den es offensichtlich ging. Alles in allem schien es aber ein gutes Zeichen gewesen zu sein, politische Botschaften sind im Fußball ansonsten nicht sehr verbreitet.

Es dauerte keine 24 Stunden, ehe der DFB die gute PR mit der eigenen Marketingabteilung zunichtemachte. Auf den Social-Media-Portalen von »Die Mannschaft« wurde ein Video mit einem »Making of« der T-Shirt-Aktion veröffentlicht. Man sieht dort, wie Joshua Kimmich oder Leon Goretzka zur Malerrolle greifen, mit weißer Farbe die Buchstaben aufmalen, untermalt wird das Ganze von »Random Memories«. Es wirkt durchgestylt, modern – und alles andere als spontan.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Twitter, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Externer Inhalt

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Hinter dem Ungetüm »Die Mannschaft« steht Oliver Bierhoff, Direktor Nationalmannschaft. Er hat aus dem DFB-Team dieses viel kritisierte Marketingprodukt gemacht. Bierhoff will im Nachgang der WM 2018 jedoch erkannt haben, das Rad zu weit gedreht zu haben. Die Nähe zum Zuschauer soll wieder hergestellt werden, was in Zeiten einer Pandemie nicht leicht ist. Umso unverständlicher ist das Zustandekommen dieses Videos. Denn mit Kamera und Drehbuch bleibt der Eindruck, dass die Spieler nicht aus freien Stücken gemalt haben.

Gegen diesen Eindruck wehren sich Bundestrainer Joachim Löw und seine Spieler. »Es kam aus der Mannschaft, und die Spieler stehen voll dahinter«, sagte Löw am Samstag. »Wenn jemand denkt, dass die Spieler sich aus Marketinggründen vor einen Karren spannen lassen, der irrt. Sie engagieren sich aus Eigeninitiative.« Nicht alles, was beim DFB passiere, sei »negativ zu bewerten«, so Löw.

Joshua Kimmich bestätigte die Ansicht seines Trainers. »Ich sehe uns in der Verantwortung, Dinge anzusprechen. Das haben wir versucht«, sagte er. »Dass von einem Hochglanzvideo gesprochen wurde, spricht für die Qualität unserer Kameraleute.« Einen WM-Boykott, der von vielen Katar-Kritikern gefordert wird, sieht Kimmich kritisch: Dafür sei der Fußball »zehn Jahre zu spät« dran. »Damals hätte man sich das überlegen müssen.«

Mittlerweile mehren sich im Fußball die Protestaktionen in Richtung WM 2022. Am Abend spielte die norwegische Nationalmannschaft gegen die Türkei und trug bei der Nationalhymne wie schon vor Tagen gegen Gibraltar ein T-Shirt mit der nächsten Botschaft.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten