Neues Fußball-TV Kick auf allen Kanälen
Hamburg - Die Zahlen könnten unterschiedlicher nicht sein. 225 bis 275 Millionen Euro zahlt der Pay-TV-Sender Sky, ehemals Premiere, laut "Financial Times Deutschland" für die Übertragungsrechte an den beiden Fußball-Bundesligen. Pro Spielzeit. Der Vertrag läuft bis 2013.

Kameramann während TV-Übertragung: Weitgehend identische Angebote
Foto: Getty ImagesDie Telekom soll dem "Handelsblatt" zufolge für denselben Zeitraum bloß 35 Millionen Euro pro Saison überweisen - und macht dem Fan am TV-Bildschirm ein identisches Angebot. Mit 612 Spielen, live und als Konferenzschaltung.
Wie kann das sein?
Die Deutsche Fußball Liga (DFL), verantwortlich für die Vergabe der Rechte, wollte sich auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE nicht zu den Beträgen äußern. Sky-Vorstand Carsten Schmidt, für den Sportrechteeinkauf zuständig, begründet den höheren Preis für sein Unternehmen wie folgt: "Wir haben die Bundesliga-TV-Rechte für technische Verbreitungswege erworben, die von nahezu 100 Prozent der Bundesbürger empfangen und genutzt werden können. Dafür zahlt Sky einen Preis, der sich in einem Ausschreibungsverfahren als marktgerecht herausgebildet hat." Der entscheidende Unterschied ist damit benannt:
- Sky könnte über Kabel und Satellit so gut wie jedes deutsche Wohnzimmer erreichen, zahlt für die herkömmlichen Fernsehrechte und hatte laut dem Branchenmagazin "Horizont" im ersten Quartal dieses Jahres rund 2,4 Millionen Abonnenten.
- Das Angebot der Telekom dagegen basiert auf IPTV, dem Fernsehempfang per Internetanschluss, und steht wegen fehlender technischer Anbindung nur jedem zweiten der 39,5 Millionen Haushalte zur Verfügung. Im Mai 2009 hatte das Internet-TV erst 700.000 Kunden.
Ende kommenden Jahres soll die Millionengrenze erreicht werden, bis dahin ist es ein weiter Weg - und die Bundesliga ist das Lockmittel, das die Kunden zur Telekom bringen soll. "Wir haben ein zusätzliches Argument, um Kunden zu gewinnen", sagt Marc Sausen, der Telekom-Sprecher für DSL und IPTV, zu SPIEGEL ONLINE.
Die Telekom hat ihr neues Angebot "Liga total" als direkte Konkurrenz zu Sky angelegt. Zusammenfassungen, Analysen, Interviews und Hintergrundberichte ergänzen die Live-Berichterstattung. Dazu kommen die Vorteile des Übertragungsweges Internet: 30 Minuten nach Abpfiff sind alle Spiele in voller Länge oder als Zusammenfassung abrufbar. Außerdem gibt es interaktive Anwendungen und Wiederholungen einzelner Spielszenen.
Inzwischen hat Sky auf die Netzoffensive der Telekom reagiert - allerdings mit einem Angebot, das an sich kein ernstzunehmendes ist. Unter select.sky.de wird ein Live-Streaming aller Bundesliga-Spiele geboten. Dieser Service kostet Abonnenten des regulären Sky-Angebots zehn Euro pro Spiel. Nicht-Abonnenten zahlen stolze 19 Euro. Ein Stadionbesuch mit Sitzplatzkarte ist kaum teurer. Einziges nettes Feature: Haben Abonnenten ein Spiel verpasst, können sie künftig im Internet für einen Euro die Partie nochmals abrufen. Partner des Ganzen ist bild.de, auch das Springer-Portal zeigt damit Bundesliga.
Inhaltlich sind zwischen Telekom und Sky kaum Unterschiede auszumachen. Einzige Neuigkeit bei Sky ist im Vergleich zum Vorjahr eine 90-minütige Sondersendung am Sonntag um 19.30 Uhr. "Eine informative, analytische und unterhaltsame Abrundung des Bundesliga-Geschehens" nennt es Ralph Fürther aus der Kommunikationsabteilung.
Sky punktet mit dem unproblematischen Empfang und dem - auf den ersten Blick - günstigeren Preis. 32,90 Euro pro Monat kostet das TV-Bundesliga-Paket. Die Telekom verlangt fast das doppelte, 59,90 Euro. Allerdings beinhaltet das Angebot eine Internet- und Telefonflatrate sowie 70 TV-Kanäle. Wer aus bestehenden Internet-, Telefon-, Kabel-TV-Verträgen schnell herauskommt, ist mit der Telekom vermutlich besser aufgestellt.
Das Gerangel auf dem Pay-TV-Markt werden auch die öffentlich-rechtlichen Sender mit Interesse verfolgen. Das Zugeständnis der DFL, das "Spiel der Woche" erst am Samstag um 18.30 Uhr auszutragen und den Bezahlsendern so mehr Exklusivität zu verschaffen, geht auf Kosten der ARD-Sportschau. Sie beginnt zum selben Zeitpunkt mit der Bundesliga-Berichterstattung.
Dagegen wird das "Aktuelle Sportstudio" des ZDF aufgewertet. Ab 22 Uhr werden dort die ersten Bilder des 18.30-Uhr-Spiels im Free-TV gezeigt. Der Sender will diese Begegnung mit einer längeren Zusammenfassung zwischen acht und zwölf Minuten entsprechend würdigen. Sowohl ARD als auch ZDF werden außerdem über die beiden Zweitliga-Spiele am Samstag berichten.
Die Zusammenfassungen der Spiele am Sonntag werden nicht wie bisher im DSF laufen. Das Deutsche Sportfernsehen hat die Erstverwertungsrechte für die Sonntagsspiele an die ARD verloren - die aber wegen der Talkshow "Anne Will" auf eine Sportschau verzichtet.
Davon profitieren die Dritten Programme. "BR, WDR, NDR, HR und SWR planen eine eigene Sendung am Sonntagabend", sagt die Sprecherin der ARD-Sportkoordination, Swantje Wittstock. Die Sendungen werden einheitlich um 21.45 Uhr beginnen, variieren jedoch in Länge und Inhalt (siehe Kasten). Das DSF muss sich mit der Berichterstattung über die zweite Bundesliga und den Nachverwertungsrechten der "Eliteklasse" begnügen.
Alles in allem werden zehn Sender über das Geschehen in den beiden Bundesligen abseits der Nachrichtensendungen berichten. Für Fans ist das prinzipiell eine gute Nachricht - wobei abzuwarten bleibt, ob die Preise für die Abonnenten tatsächlich fallen. Und ob der Wettbewerb das Geschäft belebt.
Sky jedenfalls muss die Zahl seiner Abonnenten laut dem Branchenmagazin "Horizont" um 600.000 bis eine Million auf rund drei Millionen steigern, um bis 2011 schwarze Zahlen zu schreiben. Das wird mit dem Angebot der Telekom nicht einfacher.